Der tschechische Dichter Otokar Březina wurde von seinen Anhängern stolze acht Mal für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen; mir war er jedoch bis zur Lektüre dieses Buches gänzlich unbekannt. Seine erste Gedichtsammlung, "Geheimnisvolle Weiten", ist im Ketos-Verlag in zweisprachiger Ausgabe erschienen, im tschechischen Original und von Ondřej Cikán ins Deutsche übertragen.
Cikán legt bei seiner Arbeit als Übersetzer besonderen Wert darauf, sowohl die Bedeutung als auch die Form der Gedichte möglichst gut zu erhalten. Besonders schade ist daher, dass beim Layout nicht mehr Sorgfalt an den Tag gelegt wurde: Manchmal reicht die Schrift bis auf wenige Millimeter an den Seitenrand, dies sieht nicht schön aus. Gerade bei Gedichten ist mir auch die Ästhetik wichtig, in der die Zeilen präsentiert werden.
Ich habe die Verse still gelesen und teils auch laut rezitiert, wobei der Klang der Worte durchaus einen gewissen Zauber entfaltet. Dennoch mochte ich die Lektüre nicht wirklich. Zu düster ist mir Březinas Gedankenwelt, zu schwermütig und kalt wirken seine Worte. Er spricht vom Mysterium des Verderbens, schildert blutverfärbte Blätter und die Gram kommender Zeiten. Zwar kommen neben all der Finsternis und Schwere auch Wehmut und Hoffnung vor, aber für meinen Geschmack ist die Grundstimmung der Zeilen zu negativ. Die Sprache schreckt mich zu sehr, um den Wunsch in mir zu wecken, mich intensiver mit Březinas Gedichten zu beschäftigen.
Lobend erwähnen möchte ich neben dem ausführlichen Nachwort insbesondere die Holzschnitte von Christian Thanhäuser. Mal wie ein Vexierbild, mal schemenhafte Struktur, lafen sie den Betrachter zum Träumen ein. Ich konnte in den Bildern viel Poesie entdecken, sie haben mich mehr angezogen als die (für mich) zu düstere Sprache Březinas.