‚Matsaleh‘ erzählt die Geschichte von Petar, ein deutscher Geschäftsmann, der für seine Arbeit nach Malaysia reist. Aber arbeiten hat er nicht im Sinn. Er möchte endlich mal das Leben genießen und dafür ist es halt sehr hilfreich, dass er einen Arbeitgeber hat, der seine Reisekosten bezahlt. So fängt das Ganze jedenfalls an.
Auf den ersten Blick sieht das Buch aus, wie eine entspannte Reisegeschichte. Ein Cocktail auf dem Cover, im Hintergrund den Strand und das Meer. Und genauso geht es auch los. Petar besucht Konzerte, lässt sich volllaufen und reist ständig herum. Er schafft es, seinen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass die Reisen notwendig sind für seine Arbeit und so kommt er natürlich auch an das benötigte Geld. Als Leser sitzt man da und wartet förmlich auf den Augenblick, an den das Ganze auffliegen wird. Man staunt, über die E-Mails, die Petar schreibt und wie er damit durchkommt. Inzwischen lernt man Malaysia und auch die alternative Szene, die es da gibt, kennen.
Aber im Buch ist viel mehr drin als nur die hedonistische Lebensweise von Petar. In der Mitte lernt man sein Geheimnis kennen und dann ergibt plötzlich alles Sinn. Ab dem Augenblick saß ich mit offenen Mund da, und wo ich Petar vorher manchmal als ein reiner Profiteur, der es gerne mal übertrieben hat, angesehen hatte, verwandelte sich dieses Gefühl allmählich in eine Art Respekt. Er und die ganze Geschichte bekamen plötzlich ganz viel Tiefgang und ich wurde einfach in den ganzen Emotionen und Gedanken mitgerissen.
Mir hat in diesem Buch sehr gefallen, dass die verschiedenen Kapitel aus unterschiedlichen Erzählweisen bestehen. Manchmal wird die Geschichte aus Petars Sicht, in der Ich-Form erzählt. Da bekommt man seine Gedanken direkt, ohne irgendeine Art Filter mit. Manchmal aber gibt’s einen Erzähler, der weiter weg vom Geschehen steht. Da wird mehr Distanz erzeugt und man hat als Leser, das Gefühl, dass man irgendwo mit im Raum schwebt, wo Petar sich befindet und aus einer Ecke mitschaut, was so alles passiert. Dazu kommt noch die Korrespondenz zwischen ihm und der Firma, wofür er arbeitet. Die E-Mail fand ich manchmal sehr lustig und zeugen von großer Kreativität. Außerdem spielt nicht alles in der Gegenwart, aber gibt’s auch Rückblenden in Petars Vergangenheit. So lernt man ihn noch besser kennen und kommt man ihm noch näher.
Meiner Meinung nach ist ‚Matsaleh‘ ein großartiger Roman, der es schafft, den Leser zu unterhalten, aber auch sehr viel zu vermitteln. Man lernt Malaysia kennen, die alternative Szene, den Spaß, aber auch die Abgründe. Am Anfang sieht alles noch harmlos aus, aber je weiter man in die Geschichte kommt und je besser man Petar kennenlernt, desto mehr man versteht, was alles genau vor sich geht und desto stärker man mitgerissen wird. Am Ende war ich sehr gerührt und saß mit Tränen in den Augen da.