„Bin kein sittsam Bürgerkätzchen.
Nicht im frommen Stübchen spinn ich.
Auf dem Dach, in freier Luft,
Eine freie Katze bin ich.“
(Beginn von >>Mimi<< von Heinrich Heine S. 84)
Es ist faszinierend, wie viele namhafte Autoren Katzenliebhaber waren und sind. Ich bin selbst ein literaturaffiner Katzenmensch, daher hat mich diese Ausgabe sehr angesprochen.
Diese Sammlung vom S. Fischer Verlag bietet einige Gedichte und kurze Geschichten/Fabeln, insgesamt 50 Texte von 36 Autoren. Mit dabei sind Brehm, Goethe, Rilke, Busch, Fallersleben, Heine, Ringelnatz und Klabund. Zwei Geschichten werden von kleinen Zeichnungen begleitet.
Ich habe alle Werke gelesen und möchte dir hier drei besonders empfehlen, die mir persönlich sehr gefallen haben. „Von Katzen“ von Theodor Sturm (Gedicht; diskutiert die Grenzen der Menschlichkeit auf unterhaltsam-rhythmische, aber gedankenanregende Weise); „Hund und Katze“ von Wilhelm Busch (Gedicht; erzählt die tragische Geschichte von Molly und Miezel) & „Der Tod der kleinen Sophie und der Katze“ von Wilhelm Raabe (traurig-schöne Kurzgeschichte).
Auffällig ist, dass Wilhelm Busch und Heinrich Heine je dreimal vertreten sind. Mir fehlt da Abwechslung. Gerne hätte ich die schockierende Geschichte „Der schwarze Kater“ von Edgar Allan Poe oder das humorvolle Gedicht „Schöne Fraun mit schönen Katzen“ von Joachim Ringelnatz mit dabei gehabt. Ach ja, und wenn im Titel etwas von Tigerkrallen steht, hätte ich mich über eine Geschichte von einer Großkatze gefreut. Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit aller Katzengeschichten/-gedichte, das ist mir bewusst. Das wäre auch schwerlich machbar, man will ja das Buch auch noch tragen können. Ich freue mich darüber, Kurzgeschichten/Gedichte kennen gelernt zu haben, die ich noch nicht kannte. Das schafft dieses Buch auf jeden Fall und vervollständigt das Gesamtbild.
Eine Sache stört mich auch noch: Die Untergliederung. Texte werden in eine Kategorie gezwängt, in die sie nicht recht zu passen scheinen. Ein Beispiel: in der Kategorie „Berauscht vor Entzücken-Erotische Verwicklungen“ sind die düsteren Geschichten „ Mieskater Martinichen“ von Ernst Moritz Arndt und „Der Visionär“ von Jakob van Hoddis eingeordnet. Eine passendere Einzelkategorie wäre für den Leser sinnvoller gewesen.
Fazit
KATZENLIEBE: GESCHICHTEN VON SAMTPFOTEN UND TIGERKRALLEN herausgegeben von Christiane Freudenstein ist ein Konvolut an lustigen und traurigen Miezen-Geschichten, teils bebildert. Mehr Abwechslung in der Zusammenstellung hätte die Sammlung abgerundet. Alles in Allem kann diese Sammlung bereichern, stellt aber nicht das Nonplusultra dar.
Katzenliebe. Geschichten von Samtpfötchen und Tigerkrallen| Christiane Freudenstein (hrsg.)| S. Fischer Klassik| 2015| 220 Seiten|10,00€