Rezension zu "Schattenmauer" von Christiane Fux
Nach einigen Jahren kehrt die Polizeipsychologin Yelda Batu in ihre Hamburger Heimatstadt zurück, doch gleich ihr erster Fall hat es in sich: Im Tierpark Hagenbeck wurde eine Psychiaterin erschossen. Doch je tiefer sie in das Leben der renommierten Wissenschaftlerin eintaucht, desto mehr zweifelt sie an ihrem Werk. Denn sie scheint schreckliche Experimente an ihren Patienten durchgeführt zu haben. Bei ihren Recherchen hilft Yelda aber eine besondere Gabe: Sie erkennt stets, ob jemand die Wahrheit sagt oder ob er lügt…
In ihre Buchreihe um Theo Matthies hat die Autorin Christiane Fux bereits ihre norddeutsche Heimat einfließen lassen, auch ihr neuer Krimi „Schattenmauer“ spielt in Hamburg – und das merkt man auch immer wieder. Nicht nur an den Schauplätzen, die lebendig und authentisch beschrieben sind, sondern beispielsweise auch an dem trockenen Humor der Figuren, der immer wieder Ausdruck findet. Und auch ansonsten ist die Atmosphäre sehr dicht, was insbesondere auch durch das Thema aufkommt. Die dunklen Seiten der DDR werden dabei beleuchtet, die ihre Schatten bis in die Gegenwart wirft – sehr gelungen. Und noch etwas ist beachtlich: Die Besetzung ist sehr divers, nicht nur die Hauptfigur und ihre Kollegin, Kommissarin Hadice Öztürk, haben ausländische Wurzeln, sondern auch andere Figuren bilden gesellschaftliche Vielfalt ab. Schön, dass die Figuren sehr authentisch und intensiv wirken und ihre eigene Ausstrahlung haben.
Der Verlauf des Romans ist ein wenig zu langsam, um eindeutig ein Thriller zu sein, aber auch schneller als ein Krimi, sodass sich das Genre irgendwo dazwischen anordnen lässt. Durchgängig interessant ist der Roman aber in jedem Fall, neben den Ermittlungen sind auch ein paar persönliche Anteile zu lesen, aber eben in einer gelungenen Dosierung. Der Fluss an neuen Informationen und Entwicklungen ist stetig, nimmt gegen Ende aber noch einmal zu und führt zu einem sehr packenden Finale mit einer gelungenen, wenn auch nicht vollkommen überraschenden Auflösung. Ein wenig gehadert habe ich mit der besonderen Fähigkeit von Yelda, der Fähigkeit zu erkennen, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt. Das bringt viele interessante Aspekte mit (gerade privater Natur), beeinflusst aber natürlich auch den Verlauf maßgeblich, die Ermittlungen finden unter anderen Bedingungen statt, in die ich mich anfangs nicht gut einfinden konnte. Das hat sich jedoch mit der Zeit gegeben, und dann fand ich dieses Element sehr spannend.
Christiane Fux hat in „Schattenmauer“ viele interessante Ideen miteinander kombiniert: Das Wissen der Psychologin um die Ehrlichkeit ihrer Mitmenschen, markante Figuren mit unterschiedlichem Hintergrund, ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte. Das ist alles fein aufeinander abgestimmt und spannend erzählt, besonders einige gelungene Wendungen halten das Geschehen interessant. Sehr lesenswert!