Cover des Buches Das Zeugenhaus (ISBN: 9783641153403)
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Rezension zu Das Zeugenhaus von Christiane Kohl

Ein verwirrendes Sammelsurium!

von KateDakota vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Weniger wäre mehr gewesen!

Rezension

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KateDakotavor 9 Jahren
Ich wurde auf dieses Buch aufmerksam, durch den gleichnamigen Film, der vor einiger Zeit im ZDF gezeigt worden ist.

Obwohl ich mich schon seit vielen Jahren mit der Geschichte der NS-Zeit befasse und auch viele Bücher zum Thema gelesen habe, war mir der Begriff "Zeugenhaus" und was sich dahinterverbirgt kein Begriff, glaubte sogar noch nie davon gelesen zu haben. Doch in einem Buch über die Nürnberger Prozesse, dass ich vor vielen Jahren gelesen hatte, fand ich einen kurzen Hinweis darauf. Die Info war aber so spärlich, dass ich sie wohl wieder vergessen habe.
Das Thema an sich ist ein faszienierendes. Da beschlagnahmen die amerikanischen Besatzer ein Privathaus und bringen dort Zeugen unter, die bei den Nürnberger Prozessen gegen die Parteigrößen der NSDAP aussagen sollten. Das mag auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich sein, aber wenn man sich das Gästebuch des Hauses anschaut, staunt man schon, wen man da hat zusammen unter einem Dach leben lassen. Denn unter den Zeugen befanden sich nicht nur Opfer, wie z.B. ehemalige KZ-Insassen, sondern auch Nazis, die selbst Dreck am Stecken hatten, von deren Aussage man sich aber versprach, dass durch sie die noch größeren Kriegsverbrecher ihre gerechte Strafe bekommen würden. Damit die Lage im Haus bei dem Aufeinandertreffen solcher Gegensätzlichkeiten nicht womöglich eskalierte setzte man dort eine Hausdame ein, zunächst eine ungarische Gräfin, die für eine angenehme Athmoshäre sorgen sollte. So weit so gut!
Die Autorin hatte Einblick in beide Gästebücher dieses Hauses und sie verwendete unzählige der Namen, die man dort lesen kann auch in ihrem Buch, bei dem ich bis zum Schluss nicht wusste, ob es eher ein Roman oder doch nur eine Dokumentation ist. Meiner Meinung nach hat sie da ein wenig übertrieben. Zwar hat man viele interessante Details zu den Bewohnern erfahren, aber es wäre besser gewesen, sie hätte sich auf einige Personen konzentriert, so wie es im Film später geschehen ist. Man fühlte sie während der Lektüre manchmal erschlagen von den vielen Einzelheiten, dabei hätte ich viel lieber noch etwas über das tägliche Miteinander dieser Menschen erfahren, doch da wird sich die Recherche vermutlich schwierig gestaltet haben. Negativ aufgefallen sind mir auch des Öfteren Wiederholungen, z.B. dass Henriette von Schirach auffallend rotes Haar gehabt hat und dass Rudolf Diels, der ehemalige Gestapo-Chef ein Weiberheld war. Außerdem hieß der bekannte Industrielle der ebenfalls in Nürnberg angeklagt wurde nicht Alfred sondern Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Ist jetzt vielleicht Pfennigfuchserei, aber ich finde, dass man gerade bei solchen Büchern Genauigkeit an den Tag legen muss und es fiel mir ins Auge, weil der Name gleich zweimal falsch auftauchte.
Noch ein Wort zum Cover: Ich hätte nicht eine Abbildung aus dem ZDF-Film gewählt, auch wenn sich so vielleicht das Buch besser verkaufen lässt. Die Rolle der Gräfin Kalnoky spielt Iris Berben in der Verfilmung und hier hat man sich eindeutig nicht an die historischen Vorgaben gehalten. Denn die echte Gräfin war eine noch recht junge Frau, die gerade ihr viertes Kind bekommen hatte. Ich fand die Berben gut im Film, aber als ich das Buch gelesen habe, hätte ich mir im Nachhinein gewünscht, dass man das wahrheitsgetreuer wiedergegeben und nicht der Berben eine weitere große Rolle, die sie eigentlich gar nicht braucht, auf den Leib geschrieben hätte. Aber das nur so am Rande!

Fazit: Das Buch ist informativ, aber an manchen Stellen ein wenig verwirrend!

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