Die Insel am Ende der Welt
StrĂ€flingskolonie Australien âŠ
Diane Jordan
âZwei Frauen. Eine Insel am Ende der Welt. Und die Hoffnung auf Freiheit, die sie vereint.â Hört sich das nicht spannend und aufregend an? Mein neuester Roman âDie Insel am Ende der Weltâ von Christina Baker Kline beginnt mit einem Prolog in Australien, um dann mit dem Anfang der Geschichte in London um 1840 zu starten. Ich freue mich riesig, denn das Buch ist faszinierend geschrieben und ĂŒbt einen groĂen Reiz auf mich aus, Ă€hnlich wie frĂŒher Western, Piraten- oder Abenteuergeschichten. Der Klappentext ist super. Das Cover ein wahrer Eyecatcher, der mich sofort anspricht. Als Betrachter sieht man eine junge Frau, die zum Betrachter abgewandt steht. Sie trĂ€gt einen blauen langen Rock, eine Stola und eine Lederhebammentasche, wie sie frĂŒher auch Ărzte hatten. Des Weiteren sieht man den Ozean und am Horizont einen alten Segler, die Szene weckt Sehnsucht nach der âweiten Weltâ und macht irgendwie Reiselust. Zart angedeutet ist im oberen Teil des Buchdeckels ein Umriss eines Globus sowie ein Kompass, was mir sehr gut gefĂ€llt. Der Titel des Romans ist in feuerrot gedruckt, dies steht fĂŒr mich als Warn- und Signalfarbe, symbolisiert aber auch Leidenschaft, Liebe oder Selbstbewusstsein. Die Protagonisten âHebamme Hazelâ, âdie schwangere Evangelineâ oder auch âMathinnaâ sind fein erdacht und authentisch beschrieben. Ich mag diese drei unterschiedlichen Frauen sehr und kann mir auch gut vorstellen, dass sie so tatsĂ€chlich mal gelebt haben. Der Schreibstil und die Wortwahl, der mir vorher unbekannten Autorin, gefallen mir gut. Ich âsaugeâ das Geschriebene auf, wie ein Schwamm. Der Plot ist unglaublich spannend und mitreiĂend. Ich mag das Buch kaum aus der Hand legen, der Spannungsbogen wird durchweg gehalten. Die Beschreibungen sind gelungen und lassen mein Kopfkino anspringen. Das Schicksal der vorher genannten Romanfiguren geht mir unter die Haut und berĂŒhrt mich sehr. âDiebstahl, Haftstrafe, Verbannung ans andere Ende der Weltâ, das muss man erst mal sacken lassen, als Leser. Der Schiffsalltag und die Ăberfahrt auf der âMedeaâ wird eindrucksvoll geschildert. Ich fĂŒhle den dramatischen Ăberlebenskampf, die Dramatik, die Machtlosigkeit und das Ausgeliefertsein von den verurteilten Frauen beim Lesen jeder Seite. Ich konnte die Handlung dadurch perfekt nachfĂŒhlen. Als Leser erfĂ€hrt man einiges ĂŒber das zurzeit ĂŒbliche und geltende Strafrecht, dass in London gilt. Aber auch ĂŒber die sozialen- und politischen VerhĂ€ltnisse. Der Autorin gelingt es hervorragend, die Stimmung die beim Gefangenentransport auf der âMedeaâ herrscht, an den Leser zu ĂŒbermitteln. Die StrĂ€flingsschiffe waren oft in erbĂ€rmlichen ZustĂ€nden, die Not der Menschen also groĂ und sie mussten einen enormen Ăberlebenswillen und eine gute Gesundheit mitbringen, um ĂŒberhaupt in der âneuen, fernen Weltâ anzukommen. Bis sich endlich ein kleiner âHoffnungsschimmer am Horizontâ zeigt, mĂŒssen die Romanfiguren nicht nur einiges erleiden und erdulden, sondern auch einige schwere Entscheidungen treffen, was die Dinge fĂŒr mich dramatisch erscheinen lĂ€sst. Ich bin jedenfalls bis zur letzten Seite von diesem tollen Roman begeistert und möchte auch nicht zu viel verraten oder spoilern. Am besten lest ihr das Buch selbst, es lohnt sich!!!! Und by the way: Die Kolonisierung erfolgte zunĂ€chst ohne StrĂ€flinge, drohte aber wegen eines ArbeitskrĂ€ftemangels zu scheitern. Daraufhin wurden in der Zeit von 1840 bis 1868 unzĂ€hlige StrĂ€flinge dorthin verbracht, wie auch die in dem vorliegenden Roman genannten Frauen.
Inhalt:
London 1840: Die junge Hebamme Hazel wird wegen Diebstahls zu einer Haftstrafe in einer australischen StrĂ€flingskolonie verurteilt â eine Verbannung ans Ende der Welt. Der Schiffsalltag auf der Ăberfahrt ist hart, und die verurteilten Frauen sind der mĂ€nnlichen Besatzung schutzlos ausgeliefert. Trost und Freundschaft findet Hazel bei Evangeline, einer schwangeren Mitgefangenen. Sie verspricht der ehemaligen Gouvernante, ihr Kind sicher in die neue Welt zu bringen. Doch das Schicksal stellt die Frauen auf eine harte Probe, und als Hazel in Australien an Land geht, steht sie schon bald vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens ...
Die Autorin:
Christina Baker Kline wuchs in England und in den Vereinigten Staaten auf. Sie hat Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet und sich als Buchautorin und Herausgeberin von Anthologien einen Namen gemacht. Ihr Roman "Der Zug der Waisen" war in den USA ein groĂer Erfolg und hielt sich monatelang an der Spitze der New-York-Times-Bestsellerliste. Mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen lebt die Autorin in Montclair, New Jersey.
Weitere BĂŒcher:
Der Zug der Waisen, Die Farben des Himmels, u.v.a.
Fazit:
***** Der Roman âDie Insel am Ende der Weltâ von Christina Baker Kline ist im Goldmann Verlag erschienen. Das broschierte Taschenbuch hat 432 spannende und packende Seiten, die mich sehr berĂŒhrt haben. Erschreckend finde ich zudem, dass man, fĂŒr aus heutiger Sicht âkleine Verbrechenâ, solche Gerichtsurteile und Vollstreckungen erdulden und erleiden musste.