"Ach Charles, du Master of Desaster..."
Ja, treffender kann man es nicht formulieren. Eigentlich wollte Charlotte/Charlie mit ihrem Freund Kilian zusammenziehen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Als sie ihn mit einer Patientin erwischt ist Schluss. Leider auch mit ihrem Job, denn Kilian ist auch ihr Chef. Und auch mit ihrer geliebten kleinen Wohnung, denn sie ist gerade dabei, sie zu räumen um mit Kilian zusammenzuziehen.
Und jetzt?! Eine bezahlbare Wohnung in Heidelberg zu finden scheint unmöglich, zurück zu den Eltern ist auch keine verlockende Option. Die Rettung naht ausgerechnet auf vier Pudelpfoten. Der Hund ihrer Nachbarin braucht einen Hundesitter, und sein nettes Frauchen bietet Charlie an, vorübergehend bei ihr einzuziehen. Während sie auf einer langen Kreuzfahrt ist, wüsste sie so ihre Wohnung und ihren Hund gut behütet.
Nur blöd, dass Charlie den Köter hasst. Und dann ist da auch noch Finn Bergmann, der ihr ihre Wohnung weggenommen hat. Und ihr trotzdem nicht aus dem Kopf geht.
Der Einstieg war rasant, die wichtigsten Protagonisten gleich klar. Charlie, deren Leben gerade gehörig auf den Kopf gestellt wird, ihre Schwester Laura, die kurz vor ihrer Märchenhochzeit steht und Charlies Freundin Selma mit ihrem Bruder Onur. Und der attraktive Finn Bergmann.
Ich mag locker-leichte Geschichten, gerne auch etwas vorhersehbar, wenn sie mich mit Witz und Charme unterhalten.
Bei "Mit dem Herz durch die Wand" tat ich mir ein wenig schwer. Die Truppe rund um Charlie mochte ich total gern, ihre betagte Nachbarin, die lebenslustigen Freundinnen. Aber Charlie selbst ... Sie mag Pudel Gaston nicht, das ist eine Sache. Aber ihn durchgehend als Töle, Köter, Mistvieh zu bezeichnen eine andere. Als er sich bei Gewitter ganz offensichtlich fürchtet, lässt sie ihn widerwillig in ihr Zimmer - damit er die Türe nicht zerkratzt, nicht etwa, weil sie Mitgefühl mit ihm hat. Gefühlt bei jedem Spaziergang entwischt er ihr, verantwortungsvoll sieht anders aus.
Ich verstehe Charlies Verzweiflung und Frust auf die Welt, aber auch permanent biestig zu sein, weil Finn ihr die Wohnung "weggenommen" hat, verstand ich irgendwann nicht mehr. Sie hat den Mietvertrag gekündigt, er ist ihr Nachmieter. Dass sie aufgrund der unschönen Umstände nun doch gerne selber weiterhin dort wohnen will ist verständlich, dass das nicht möglich ist aber definitiv nicht seine Schuld. Auch als ihr ihre Freunde gehörig den Kopf waschen, lenkt sie kaum ein.
Dass Finn Charlie dennoch immer wieder zur Seite steht, macht ihn sehr sympathisch. Er hat das Herz am rechten Fleck und wie gesagt, Charlies Freunde, ihre gemeinsamen Abende in der Bar waren ein echtes Highlight.
Im Verlauf der Geschichte geht Charlie mit Finn einen Deal ein, bei dem irgendwie allen außer ihr von Anfang an klar ist, wie das enden wird.
Nämlich mit einem schönen Happy-End, das mich dann doch noch gut unterhalten hat.
Fazit: Ein netter Liebesroman mit einer etwas kantigen Protagonistin.