Rezension zu "Der Koffer meiner Mutter" von Christina Haacke
Elli ist 30 und hat ein geregeltes Leben mit Freund und Kind und tollem Job. Dann findet sie auf dem Dachboden ihrer Großtante einen alten Koffer ihrer Mutter, die an Krebs gestorben ist, als Elli 17 Jahre alt war. Elli weiß, wenn sie den Koffer öffnet, kommen all die Erinnerungen zurück...
Die Stärke dieses Buches ist für mich gleichzeitig seine Schwäche. Ellis Erinnerungen an die Zeit mit ihrer Mutter wird gänzlich unsentimental erzählt und verhindert so peinliche, allzu schwülstige "Ich-werde-bald-Sterben-Momente". Allerdings wirken sowohl die Geschichte als auch die Charaktere durch diese extreme Distanz allzu oft gleichgültig und beliebig. Das macht er schwer, mitzufühlen und lässt den Leser nur allzu oft ratlos und relativ emotionslos auf der Strecke. Schade, dass dieser Spagat hier nicht wirklich gelungen ist.
Was mir trotzdem gut gefallen hat, waren die Rückblenden in Ellis Teenagerzeit. Die waren richtig gut und authentisch, und bewirkten, dass ich mich selbst ganz oft an meine eigene Jugendzeit erinnert habe. Die erste Liebe, Freundschaften und überbordene Emotionen - das kennt wohl jeder noch. Und irgendwie wirkt das Buch durch diese Rückblenden auch oft eher wie ein Coming-Of-Age-Roman als wie eine Geschichte über Krankheit und Tod. Da passen der Klappentext und das Buch in meinen Augen nicht so ganz zusammen.
Dennoch war das Buch gut zu lesen, wenngleich ich es mir ein wenig bewegender gewünscht hätte. Aber so bleibt leider nur das Gefühl, eine durchschnittliche Geschichte ohne großen Wiedererkennungswert gelesen zu haben.