Cover des Buches Die verrückte Reise des Mr. Smith (ISBN: 9781627844529)
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Rezension zu Die verrückte Reise des Mr. Smith von Christina Unger

eine Aneinanderreihung des Absurden neben dem Skurrilen

von IdazumBerge vor 8 Jahren

Rezension

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IdazumBergevor 8 Jahren

Worum geht es:

Das ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Der 42-jährige Henry Smith lebt immer noch bei seiner Mutter, die nicht müde wird, ihn seiner zukünftigen Frau vorzustellen. Henry, Schöngeist und Bibliothekar, will weder heiraten noch Kinder bekommen. Statt eines gewöhnlichen Familienlebens, träumt er davon zu reisen. Er möchte gerne nach Europa und Afrika reisen, in die Länder und Städte, die seine Lieblingsautoren in ihren Romanen beschreiben.

Als sein Chef ihm eines Tages offenbart, dass er sein neuer Vater wird, setzt Henry seine Reisepläne in die Tat um. Was als Flucht vor seiner neuen Familie beginnt, endet in einer skurrilen Odyssee quer durch Europa bis nach Afrika. Auf der Reise geht für Henry alles schief und er gerät in die unglaublichsten und merkwürdigsten Abenteuer.


Meine Meinung:

Ich bin sehr zwiegespalten, ob mir die Geschichte gefällt. Zu Beginn fand ich alles noch sehr witzig. Die Grundidee versprach sehr viel Potenzial. Beim Lesen wurde ich immer wieder an die Sketche von Loriot erinnert. Irgendwann dann kam mir die Geschichte wie ein abgedrehter Tim Burton-Film vor. Leider hielt sich diese doch recht unerhaltsame Komik nicht.


Henrys Abenteuer werden im Handlungsverlauf immer abwegiger und es lässt sich relativ schnell ein Schema erkennen, dass nichts Unverhofftes passieren lässt. Egal wen Henry trifft oder wo er landet, man weiß einfach, dass etwas Negatives passiert und er durch einen merkwürdigen Zufall aus der Situation entfliehen kann, um wenige Absätze später wieder in eine ähnliche Situation zu geraten. Man sollte der Autorin an dieser Stelle zugute halten, dass sie sehr viel Fantasie im Erdichten des Skurrilen hat. Sie scheint Murphys Gesetz definitiv verstanden zu haben.


Solch abwegigen und unwahrscheinlichen Geschichten sind ja nichts Neues in der Literaturwelt. Bekanntestes Beispiel ist wohl Gullivers Reisen von Jonathan Swift. Sind seine Abenteuer ähnlich skurril, strotzen sie allerdings von Satire und Gesellschaftskritik. Das Absurde erfüllt seinen Zweck. Bedauerlicherweise kann ich in diesem Roman keinen wirklichen Sinn herauslesen. Das hätte die ganze Sache allerdings sehr viel erträglicher gemacht.


Leider konnte der sprachliche Stil den Karren auch nicht mehr aus dem Dreck ziehen. Man erkennt an der Schreibweise deutlich die Sachbuchautorin. Es gibt zwar immer wieder schöne Momente, in denen die Autorin die Vielschichtigkeit der Sprache nutzt, im Großen und Ganzen bleibt es aber ein eher distanzierter und flacher Ton.


Ich kann mir vorstellen, dass der Übergang vom Sachbuch zur Belletristik kein einfacher ist, wofür der Roman deutlich Zeugnis spricht. Ich finde den Ansatz der Autorin dennoch vielversprechend und würde ihr wünschen, dass sie weitere Möglichkeiten bekommt, in diesem Genre Fuß zu fassen. Ich würde mich trotz eines mittelmäßigen Lesevergnügens an einen weiteren Roman der Autorin wagen.

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