Rezension zu "Reise im Mondlicht" von Antal Szerb
In Reise im Mondlicht (übersetzt aus dem Ungarischen von Christina Viragh) geht es um die Jugend und das Erwachsenwerden, die Gesellschaft, die Liebe und den Tod und nicht zuletzt ums Reisen. Mihály, in seiner Jugend ein Freigeist, arbeitet im Familienunternehmen und möchte mit der Heirat von Erzsi seinen Weg in eine gutbürgerliche Zukunft festigen. Diese fühlt sich aber gerade durch Mihálys Unkonventionalität zu ihm hingezogen. Durch eine Zufallsbegegnung mit einem alten Jugendfreund während der Hochzeitsreise erinnert Mihály sich an seine rebellische Jugend zurück und er beginnt seine Ehe zu hinterfragen. Am Bahnhof verpasst er es (nicht ganz unabsichtlich) rechtzeitig zurück in den Zug zu steigen und trennt sich somit von seiner Frau. Während Erzsi sich auf den Weg nach Paris macht, reist Mihály quer durch Italien (mit ausführlich beschriebenen Städten und Landschaften) auf der Suche nach seiner Identität, seinen Lebenszielen und in dem Versuch seine Jugendjahre wieder aufleben zu lassen. Die Charaktere sind exzentrisch und interessant beschrieben, insbesondere Mihály ist psychologisch stark ausgearbeitet. Dabei finden sich immer wieder erstklassige Dialoge und bemerkenswerte Sätze, vorgebracht in einem leicht ironischen, lakonischen Erzählton, der einen ins Buch hineinzieht. Der Roman ist nostalgisch, aber keinesfalls kitschig, atmosphärisch zwischen tragisch und komisch schwankend.