Christina Walker

 4 Sterne bei 34 Bewertungen
Autor*in von Kleine Schule des Fliegens, Auto und weiteren Büchern.
Autorenbild von Christina Walker (©Foto: Petra Rainer)

Lebenslauf

Christina Walker, Jahrgang 1971, ist in Vorarlberg in Österreich aufgewachsen. Sie arbeitete nach dem Studium viele Jahre für Theater- und Filmproduktionen sowie für Museen in Wien und Berlin. Heute lebt sie in Augsburg und Hard am Bodensee. Als Schriftstellerin und Werbetexterin weiß sie um das Gewicht jedes Worts. Das erteilt sie gern etwas schrägen Figuren, so auch in ihren ersten zwei Romanen „Auto“ (2021) und "Kleine Schule des Fliegens" (2023). 

Ihre Texte wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Netlitpreis des Münchner Kurzgeschichtenwettbewerbs (2021), dem Schwäbischen Literaturpreis (2020) und dem Vorarlberger Literaturpreis (2018).

Alle Bücher von Christina Walker

Cover des Buches Kleine Schule des Fliegens (ISBN: 9783992003426)

Kleine Schule des Fliegens

 (21)
Erschienen am 03.04.2023
Cover des Buches Auto (ISBN: 9783992003099)

Auto

 (12)
Erschienen am 02.08.2021
Cover des Buches Heimat (ISBN: 9783957862679)

Heimat

 (1)
Erschienen am 25.11.2020

Neue Rezensionen zu Christina Walker

Cover des Buches Kleine Schule des Fliegens (ISBN: 9783992003426)
Shari_schreibts avatar

Rezension zu "Kleine Schule des Fliegens" von Christina Walker

KLEINE SCHULE DES FLIEGENS – ZURÜCK INS LEBEN
Shari_schreibtvor 4 Monaten

Vom Federn lassen und wieder aufrappeln

Die Kleine Schule des Fliegens zeichnet Verbindungen zwischen Mensch und Vogel.

Quizfrage:
Auf was freut man sich, wenn man den Krebs tatsächlich, nach einer langwierigen, stationären Therapie, gegen die eigenen und Erwartungen Aller um einen herum, besiegt hat?
Richtig:
Auf Zuhause. Auf die Liebsten.

Schade nur, dass Alexander Höch nichts davon bekommt:

Er wird von seiner Frau Eva, pünktlich zur Entlassung aus dem Krankenhaus, in der Wohnung seines Bruders Georg einquartiert. Der treibt sich wirtschaftlich relevant in der Weltgeschichte herum, statt seine Wohnung selbst zu bewohnen. Das trifft sich, denken er und seine Schwägerin: Während das Haus von Alexander und seiner Frau – natürlich auch genau pünktlich zum Therapieende – einer Grundsanierung unterzogen wird, kann der rekonvaleszendierende Bruder doch AirBnB-mäßig in der Wohnung unterkommen, die gerade eh verwaist ist. 

Dabei geht das Leben von der Wohnung bzw. dem Häuserblock ab: In den Platanen auf der Straße siedeln sich zunehmend Saatkrähen an, die die Anwohnerschaft zwiespaltet:

In die käsefütternden Hobby-Ornithologen, und die Vogelfeinde mit Verschreckungstendenzen.

Wer bin ich, und wenn ja, mit Haaren oder Federn?

Wir begleiten den Hauptcharakter, der zufällig auch unsere Erzählstimme in Ich-Perspektive ist, durch seine Zeit in dem, was seinen „Big Brother“-Container darstellt: Wie er seine Frau vermisst, in seinem eigentlichen Zuhause am liebsten nach dem Rechten schauen will, den Vogelhassern und -Liebhabern begegnet – und auch in der Begegnung mit einem schleierhaften Charakter, der sich stetig ebenso lautlos wie ein Greifvogel einschleicht:

Melitta Miller, die sich um die Wohnung kümmern soll, irgendwie mit Bruder Georg zu tun hat, und irgendwie auch Alexander kommentiert und mit abnehmendem Nachdruck auch in dessen Alltag herein-interveniert. Sie erweist sich als federführend (hahaha – omg) im spießbürgerlichen Kleinkrieg gegen Team Saatkrähe.

Achtung: In diesem Abschnitt folgt ein Interpretationsansatz mit möglichen Spoilern.

Für mich war dieser Charakter das große Mysterium innerhalb des kleinen Universums, in dem sich die Geschichte abspielt. So oft wie Alexander daran zweifelt, ob die Dame geklingelt hat, bevor sie hinter, neben, vor ihm in der Wohnung erscheint, hat sie für mich etwas Fight-Club-artiges.

Meiner Lesart nach ist es nicht auszuschließen, dass diese Person gar niemals in der Romanrealität existiert hat. Als Alexander sie gegenüber seiner Frau in einer WhatsApp-Nachricht erwähnt, reagiert diese nur mit der Frage, wer „MM“ sei, kann sich auf diese Abkürzung also gar keinen Reim machen. Melitta Miller erscheint zu Anfang der Geschichte zufällig recht parallel mit dem dringenden Bedürfnis, Espresso zu trinken – ein amüsierter Schelm, wer hier schon mit dem Kombinieren der Hinweise beginnt!

Melitta Miller ist gut möglich der Zeitvertreib eines noch müden Geistes, der eine Weile in Isolation lebt, nach Wochen oder gar Monaten in einem Krankenhaus voller Menschen und Geräusche – wer würde da nicht ein bisschen Action in die plötzliche Stille hereinimaginieren?
Am Ende verlässt sie die Geschichte und segnet das Zeitliche genau dann, wo Alexander sie nicht mehr braucht – mit dem nahenden Abschied von Georgs Wohnung und dem Wiedereinzug ins heimische Haus, mit der geliebten Familie. Klingt doch fast wie ein schlauer Plot, den sich das Schriftsteller-Hirn des Charakters passgenau einfallen ließ – oder?

ENDE SPOILER

Überall Krähen

Alexanders kontinuierliche Begleiter sind während des ganzen Romans die Saatkrähen -zuverlässiger als jede menschliche Rolle, die auf den 208 Seiten vorgestellt wird. Alexander Höch, der Schriftsteller ist, lässt seine Gedanken entlang der vogeltragenden Platanen-Äste schweifen und füllt ein paar Seiten in seinem Laptop mit dem, was die Vögel in ihm evozieren. Da ich zufälligerweise erst vor Kurzem ebenfalls ein Buch über Rabenvögel von Christian Bugnyar gelesen habe, kann ich die in den Mund bzw. in die Notizen gelegten Fakten bestätigen und habe mich gefreut, dass auch hier die Käsevorliebe der gefiederten Freunde einen Platz gefunden hat.

 Das Leben hat Federn gelassen

Die Vogelwelt macht allerdings nicht vor der Wohnung halt, in der Alexander vor sich hin dümpelt. Hier und da finden sich Federn am Körper und vor allem Richtung Kopf der menschlichen Hauptfigur wieder – ein kahler Kopf. Alexander und sein Körper, haben, wortwörtlich, Federn gelassen – Entschuldigung, es gibt zu viele schöne Wortspiele und geflügelte Wörter dieser Art! 

Auftrieb durch Widerstand

Der Kampf der Nachbarschaft gegen die Vögel,  zugunsten ihres zukünftig wieder makellosen Autolacks, bringt Alexander schließlich zu wagemutigen Aktionen für jemanden, der sich frisch in der Rekonvaleszenz. So hängt er sich zum Beispiel übers Balkongitter, um Batterien aus Ultraschall-Vergrämungsgerätschaften zu entfernen. So wird der Verlauf der Kleinen Schule des Fliegens für den Autor zu einer energiespendenden Angelegenheit, die seinen Gedanken wieder Flügel verleiht (ach ich liebe diese doofen Kalauer) und ihn selbst Auftrieb gibt, statt nur mit dem Wind zu treiben.

Fazit

Ausnahmsweise habe ich mir vor dem Verfassen dieser Besprechung angesehen, was andere Leute zum Buch gesagt haben (weil ich neugierig war, ob sie bestimmte Fragezeichen genauso wie ich hatten, und wenn ja, wie sie diese für sich beantworten). Dem Punkt „eigentlich passiert nicht viel“ kann ich mich problemlos anschließen – die Handlung ist weder schnell noch aufgeladen. Es wird viel geschaut, beobachtet, das Meiste scheint mir sowohl räumlich wie persönlich im Innen zu passieren. 

Was sich mit dem Ursprungsthema, Krankheit und konkret Krebs, zu einem sinnigen Gesamtbild zusammenfügt.

Durch persönliche Erfahrung im engsten Umfeld finde ich auch getätigte Statements aus den Erfahrungen einer erkrankten Person gelungen, wenn es um Behandlungsfolgen geht:  „Die Schleimhäute in Mund und Rachen leiden am meisten mit bei einer Chemotherapie“. Im Nachhinein, bei der Betrachtung der angestrichenen Stellen im Buch, ist überhaupt das Thema Nahrung, schlucken, Hals eins der Leitmotive. Der Krebs und seine Folgen sind also auf subtile Art und Weise das dominante Thema – wenn der Charakter selbst doch wenig zu seiner Erkrankung sagt, eher bei den Vögeln ist. Seine Probleme sieht er (unbewusst) bei den Tieren wieder.

Für wen?

Ich hatte dieses Buch vor einer halben Ewigkeit angefragt, was mir leider zu oft passiert, aber so erlaubt es mir auch einen Überraschungseffekt, wenn ich in der Covergalerie dem Gefühl nach ein Buch aussuche, mit dem es weitergehen soll und bei dem es nun „klickt“ macht. 

Die Kleine Schule des Fliegens habe ich an einem äußerst warmen Frühlingsnachmittag in der Hängematte auf dem Balkon sowie an einem warmen Bettvormittag am darauffolgenden Sonntag in zwei Sitzungen durchgelesen. Die Lektüre war kurzweilig, auf eine verträumte Art und Weise irgendwie auch fesselnd – ich wartete doch, dass eine Auflösung erfolge, die aber ausblieb. Was für mich in Ordnung war, bin ich doch Filme und Bücher dieser Art mittlerweile gewöhnt und halbe die Ambivalenz der Möglichkeiten immer besser aus.

Die Kleine Schule des Fliegens benötigt für ein gutes Leseerlebnis einen offenen, anspruchsbefreiten Geist, der sich ebenso wie der Protagonist beobachtend ans Geschehen heranbegibt. Keine voreiligen Schlüsse. Einfach mal schauen, was passiert. Dann steht einer guten Lesezeit nichts mehr im Wege.

Cover des Buches Kleine Schule des Fliegens (ISBN: 9783992003426)
Buchreisenders avatar

Rezension zu "Kleine Schule des Fliegens" von Christina Walker

Die Lehre der Krähen
Buchreisendervor einem Jahr

Die Geschichte von Alexander hat mich sehr mitgenommen Ich konnte seine Gedanken und Gefühle nachvollziehen und war teilweise zu Tränen gerührt. Das er auf gewisse Weise aufgeben wollte ist nachvollziehbar, doch zu sehen was Krähen in und mit ihm auslösen ist beeindruckend zu sehen. Vielleicht liegt es an meiner eigenen und persönlichen Erfahrung mit Krähen, aber ich bin dennoch beeindruckt was er mit und durch sie erreicht. 

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, emotional berührt und auch selbst ein Stückchen Hoffnung und Stärke gegeben

Cover des Buches Kleine Schule des Fliegens (ISBN: 9783992003426)
Dominikuss avatar

Rezension zu "Kleine Schule des Fliegens" von Christina Walker

Krähen
Dominikusvor einem Jahr



Kleine Schule des Fliegens, von der Autorin Christina Walker über Krähen.

Es ist ein ruhig erzählter Roman.

Der Protagonist Alexander Höch wohnt nach einer Krebskrankheit in der Wohnung seines Bruders.

Vor dem Haus steht eine Platane auf der Krähen ihre Nester Bauen wollen.

Es gibt Streit zwischen Vogelliebhaber 

und Gegnern, denn die Krähen nehmen Überhand.

Die Autorin lässt Alexander mit den Krähen reden.

Es ist ein einsamer Mann. Sein Haus lässt ihr Haus gerade renovieren, deshalb soll er sich ausruhen.

So richtig ist es unverständlich , warum sie so wenig Zeit für ihn hat.


Der Roman besticht durch den ruhigen Ton der Autorin.

Das Buch gut geschrieben und unterhält gut.





Gespräche aus der Community

Habt ihr auch Krähen in der Nachbarschaft? Die menschlichen Held*innen im Roman werden durch die neuen gefiederten Nachbarn jedenfalls richtig auf Trab gebracht. Eine Geschichte über Menschen und Krähen und die Abgründe unseres Miteinanders. Mitreißend, böse und unerhört komisch.

Ich freue mich auf eure Bewerbungen und Beiträge, 20 Bücher (gebunden) werden verlost!

Viele Grüße, Christina

235 BeiträgeVerlosung beendet
C
Letzter Beitrag von  christina_walkervor einem Jahr

Hallo in die Runde,

und vielen Dank nochmals für die zahlreichen Rückmeldungen während der Leserunde und eure Besprechungen der "Kleinen Schule des Fliegens". Ich freue mich natürlich auch, wenn noch vereinzelte Stimmen nachkommen und wenn Besprechungen weiter geteilt werden. Ist eigentlich noch wer am Lesen???

Ansonsten wünsche ich Euch einen wunderbaren Sommer mit vielen schönen, spannenden Büchern,

herzliche Grüße, Christina

Ein Mann zieht in sein Auto, um dort den Stillstand zu üben. Das irritiert rundherum. Und Busch, der Held der Geschichte, bemerkt schnell, wie schwierig es ist, sich aus dem Getriebe der Gesellschaft herauszunehmen. Kann das überhaupt funktionieren?

Ich lade Euch herzlich zu einer Leserunde zu meinem Roman "Auto" ein! 15 Bücher werden verlost. Ich bin gespannt auf den Austausch mit Euch! Christina

158 BeiträgeVerlosung beendet
C
Letzter Beitrag von  christina_walkervor 3 Jahren

Und ich sage: Ganz vielen Dank für diese wunderbare Rezension! Ich fand diese Leserunde sehr inspirierend.


Zusätzliche Informationen

Christina Walker im Netz:

Community-Statistik

in 41 Bibliotheken

auf 4 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

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