Cover des Buches Keinen Schlag weiter! (ISBN: 9783522301053)
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Rezension zu Keinen Schlag weiter! von Christine Biernath

Rezension zu "Keinen Schlag weiter!" von Christine Biernath

von Lonice vor 14 Jahren

Rezension

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Lonicevor 14 Jahren
Sandy ist vierzehn und ein rechter Wirbelwind, ihr zwei Jahre älterer Bruder Benny das genaue Gegenteil. Es verwundert daher nicht, dass das Mädchen ihren Bruder verachtet und statt mit ihm zu sprechen, lieber Emails an ihre Brieffreundin in Berlin schreibt. Emails über ihre Familie, die unfallträchtige Mutter, die weder Kochen kann, noch es schafft, den Haushalt ordentlich zu führen. Die Mutter, die ihr das Jugendzentrum verbietet, nur weil sie schlechte Noten hat. Den langweiligen Versagerbruder, der seit Jahren von allen nur gehänselt wird und KLASSIK mag. Und ihrem coolen Vater, der nicht immer gleich in die Luft geht, alles total locker nimmt und sie immer versteht. Benjamin erzählt ein komplett anderes Bild seiner Familie, es hat seine Gründe, warum Mutters Verletzungen immer dann auftreten, wenn zuvor irgendwas schief gegangen ist … Ich bin durch eine Freundin auf die Bücher von Christine Biernath gekommen - und auch wenn die Bücher schon sehr auf Jugendliche ausgelegt sind, beinhalten sie doch immer wieder Themen, die ziemlich schwierig sind und das hat mich doch sehr neugierig gemacht. Gerade das Thema "häusliche Gewalt" ist schwierig darzustellen, deshalb habe ich zu "Keinen Schlag weiter!" gegriffen, denn in diesem Buch geht es um eben dieses Thema. Erzähler sind die Geschwister Benny und Sandy, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der ruhige, in sich gekehrte Benny, gut in der Schule und Freund von klassischer Musik und die durchgeknallte, flippige, immer fröhliche Sandy, der die Schule total egal ist und die lieber Hip Hop tanzt, als sich um ihre Noten zu kümmern. Genauso unterschiedlich erzählen sie auch ihre Geschichte. Sandy schreibt Emails an ihre Freundin, erzählt vom tollen Vater und der doofen Mutter und ärgert sich über die vielen Verbote, die natürlich nur von Mama kommen, Papa ist viel cooler drauf. Benjamin dagen erzählt von seiner frühen Kindheit an, wie er miterleben musste, dass der Vater die Mutter schlägt, oft bis zur Bewusstlosigkeit. Und noch viel häufiger wegen absoluten Kleinigkeiten. Er versucht seine Mutter zu schützen, stellt sich dazwischen und bekommt selbst so einiges ab. Er erlebt die kurzzeitige Flucht ins Frauenhaus als Erleichterung, während Sandy nur bockt und es schließlich schafft, die Familie wieder zurück zum Vater zu bringen. Aber er erzählt auch davon, wie hilflos er sich fühlt und was für schreckliche Konsequenzen ein Anruf bei der Polizei für ihn und seine Mutter hat. Sandy bekommt von all dem jedoch nie etwas mit. Für sie ist der Vater eine Lichtgestalt, deren Aura nichts trüben kann, während die Mutter eher ein notwendiges Übel ist. Christine Biernath schildert in diesem Buch ziemlich eindringlich, wie gut selbst innerhalb der Familie der Deckmantel der Gutbürgerlichkeit funktioniert. Es sind nicht allein die Emails von Sandy und die Erzählungen von Benjamin, die enthalten sind, sondern auch die kurzen Statements der handelnden Figuren, Eltern, Lehrer, Freunde, die die Hilflosigkeit deutlich machen. Man traut sich nicht, sich zu wehren, wenn man ein Kind ist, oder wenn man den schlagenden Menschen doch liebt. Also versteckt man alles. Findet Ausreden, aber keine Auswege. Das Buch hat mich absolut gefesselt und nicht mehr losgelassen. Ich konnte es von der ersten Seite an nicht mehr weglegen, war allerdings auch innerhalb von knapp anderthalb Stunden damit fertig, da es ja nicht sehr lang ist. Sicherlich kein leichter Stoff und nichts, womit man gerade jüngere Kinder ganz alleine lassen sollte. Aber ein gutes und wahres Buch, dass neben allen Klichees versucht, einen Mittelweg zu finden, der der Wahrheit nahe kommt.
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