Christine Dwyer Hickey

 4,2 Sterne bei 17 Bewertungen

Lebenslauf

Christine Dwyer Hickey, geboren 1958 in Dublin, ist Autorin und Dramatikerin. Sie schreibt Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke, ihre Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin lehrt sie Kreatives Schreiben. Für ihre Romane war sie u. a. für den Orange Prize und den Prix L’Européen de Littérature nominiert, für Schmales Land wurde sie mit dem Walter Scott Prize und dem Dalkey Literary Award ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Alle unsere Leben (ISBN: 9783293006256)

Alle unsere Leben

Erscheint am 21.08.2025 als Gebundenes Buch bei Unionsverlag.

Alle Bücher von Christine Dwyer Hickey

Cover des Buches Schmales Land (ISBN: 9783293710184)

Schmales Land

(17)
Erschienen am 08.07.2024
Cover des Buches Alle unsere Leben (ISBN: 9783293006256)

Alle unsere Leben

(0)
Erscheint am 21.08.2025

Neue Rezensionen zu Christine Dwyer Hickey

Cover des Buches Schmales Land (ISBN: 9783293005945)
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Rezension zu "Schmales Land" von Christine Dwyer Hickey

angioletta
Mit dem Pinsel schreiben

Sommer 1950 auf Cape Cod, der schnörkeligen Halbinsel in Neuengland, die mit atemberaubend schönen Stränden lockt. Das Künstlerehepaar Hopper hat hier ihren Zweitwohnsitz mit Privatstrand. Der berühmte Maler Edward ist kränklich und auf der Suche nach Inspiration für neue Werke. Seine Frau fühlt sich in seinem Schatten benachteiligt, würde sie doch auch gerne Bilder erschaffen und verkaufen.

In einem Ferienhaus unweit der Hoppers hat sich Mrs Kaplan eingemietet mit Tochter, verwitweter Schwiegertochter, Enkel, Hund und einem Feriengast: dem deutschen Waisenjungen Michael, nach dem 2. Weltkrieg nach Amerika adoptiert.

Mit ihm und seiner Reise von New York zu Mrs Kaplan beginnt dieser – sich an historischen Fakten orientierendem – Roman. Der traumatisierte Junge ist verschlossen, vor allem gegenüber Richie, dem leicht trotteligen Kaplan-Enkel, für den er eigentlich als Spielkamerad vorgesehen war. Stattdessen freundet er sich lieber mit Josephine Hopper („Mrs Aitch“) an, die ihrerseits froh ist, von ihren Eheproblemen abgelenkt zu werden.

Christine Dwyer Hickey hat greifbare Persönlichkeiten erschaffen und arbeitet mit stetig variierenden 3.-Person-Perspektiven in erster Linie ihre Sonnen- und Schattenseiten heraus. Mit dieser Art der Figurenzeichnung orientiert sie sich wiederum ganz klar an Hoppers Bildern, die mit ihren ganz klaren, scharfkantigen Lichtverhältnissen bestechen: ein kleiner Geniestreich, der mindestens bei mir seine Wirkung entfalten konnte und mich seine Werke nun mit einem ganz anderen Auge betrachten lässt.

Allerdings entstehen durch diese mit dickem Pinselstrich aufgetragenen Charakterdarstellungen auch gewisse Überzeichnungen und Redundanzen, denn die Autorin gibt ihren Figuren nur begrenzte Chancen zur Weiterentwicklung. Und dieser Punkt hat mich am Ende wohl am meisten enttäuscht: Alles beim Alten. Der Faden zur anfangs detailliert eingeführten Figur Michael verliert sich gänzlich, Mrs Kaplan und ihre Familie bleiben die ganze Zeit über nur oberflächlich skizziert und die Hoppers – nun, bei den Hoppers gibt es einen zarten Keimling der gegenseitigen Wiederannäherung zu beobachten, allerdings so vage, dass… ja, was denn nun?

Was mir diese Geschichte vermitteln möchte, kann ich somit nicht so ganz greifen.
Und das, obwohl ich dieses Buch eigentlich gerne gelesen habe. Die Dialoge sind brillant, sie vermögen mit wenigen Worten ein plastisches Bild des amerikanischen Lebenswandels nach dem 2. Weltkrieg zu zeigen. Auch die Naturbeschreibungen beeindrucken mit vielfältigen Sprachbildern.

Das Cover stimmt wunderbar auf den Inhalt ein: Es zeigt einen Ausschnitt aus einem von Hoppers Werken, das sowohl auf die harten Licht- und Schattenkontraste hinweist als auch die belastete Grundhaltung der Figuren.
Es zeigt auf einen einzigen Blick, was mir von diesem Buch in Erinnerung bleiben wird: eine beeindruckende Umwandlung von Malerei in Literatur.

Cover des Buches Schmales Land (ISBN: 9783293005945)
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Rezension zu "Schmales Land" von Christine Dwyer Hickey

YukBook
Einfühlsames Ehe- und Gesellschaftsporträt

Mit einem so berühmten Maler wie Edward Hopper verheiratet zu sein, ist sicher nicht einfach – besonders wenn man selbst künstlerische Ambitionen hat wie Josephine. Von ihrem alljährlichen Sommerurlaub am Meer auf Cape Cod und ihrem schwierigen Eheleben handelt dieser Roman. Josephines Verhalten ist ambivalent. Einerseits hackt sie auf ihrem Mann, der in einer Schaffenskrise steckt, ständig herum, treibt ihn zum Malen an und will an seinem Schaffensprozess teilhaben; andererseits leidet sie darunter, stets in seinem Schatten zu stehen.

Es ist kein typischer Künstlerroman, denn die Autorin erzählt eine weitere Geschichte – über den deutschen Waisenjungen Michael Novak, der den Sommer ebenfalls auf Cape Cod bei der Familie Kaplans verbringt. Als sich die Wege zwischen Michael und Josephine kreuzen, entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Josephine genießt die ungeteilte Aufmerksamkeit und Zuneigung des Jungen, den sie wie einen Erwachsenen behandelt. Michael seinerseits fühlt sich in ihrer Gesellschaft viel wohler als bei dem gleichaltrigen Richie. Anhand der beiden Jungs lässt uns Hickey auch die traumatischen Erlebnisse durch den Zweiten Weltkrieg spüren, denen Michaels Eltern und Richies Vater zum Opfer gefallen sind.

Anfangs fand ich es verwirrend, dass sehr abrupt zwischen den Perspektiven gewechselt wird, doch dies macht die Konflikte, Fehlinterpretationen und Dramen, die sich zwischen den Figuren abspielen nur noch deutlicher. Neben den zahlreichen Protagonisten hat auch der Schauplatz Cape Cod eine wichtige Rolle zu. Als großer Fan von Edward Hopper hatte ich dank der stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen immer wieder die Bildmotive des Malers vor Augen, die die Kulisse für den ganz und gar nicht idyllischen Sommer bilden.

Cover des Buches Schmales Land (ISBN: 9783293005945)
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Rezension zu "Schmales Land" von Christine Dwyer Hickey

mapefue
Ein perfektes Buch bis zur letzten Zeile

1950: Spätsommer auf Cape Cod. Michael, ein deutscher 10-jähriger jüdischer Junge, lebt bei Familie Harry Novak, seinen Pflegeeltern in New York, nachdem er die Konzentrationslager des Zweiten Weltkriegs überlebt hatte. Er wird in den Zug gesetzt und für zwei Wochen nach Cape Cod geschickt, um den Sommer bei Familie Kaplan zu verbringen und mit Mrs. Kaplans gleichaltrigen Enkel Richie soll er spielen. Michael und Richie haben Probleme, miteinander auszukommen. Sich selbst überlassen fasziniert Michael mehr die Nachbarschaft von nebenan, das Künstlerehepaar Edward & Josephine Hooper (alias Mr. und Mrs. Aitch); es entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft. 

Die Atmosphäre des Sommers in Cape Cod, eine wunderschöne Kulisse für diese Coming-of-Age-Geschichte und die schwierige Ehe zwischen dem Künstlerehepartnern. Das Adjektiv „schwierig“ beschreibt die Ehe fast beschönigend, viel eher trifft „toxisch“ zu, bisweilen erwartete ich eine emotionale Eruption von einem der beiden. Paartherapie wäre angesagt.
Alle Erwachsenen haben mit ihrer Einsamkeit, Selbstmitleid, Wut, Eifersucht, Alter und Krankheit sowie der Komplexität jeder ihrer Beziehungen zu kämpfen.
Jo ist sprunghaft, leidenschaftlich und oft irrational und leidet unter zwanghafter sexueller Eifersucht. Sie fühlt sich in seinem Schatten völlig verkannt und von ihm nicht wahrgenommen.

„Nicht alle halten Kinder für das Erfolgsgeheimnis jeder glücklichen Ehe. Das ist meines Erachtens (Anm. Jo) eine ziemlich altmodische Sicht.“ (S. 307)
Ed zurückgezogen und unwohl, deprimiert wegen seiner Arbeitsunfähigkeit verliebt sich in Richies gebrechliche und schöne Tante Katherine, die nicht mehr lange zu leben hat, eine Verliebtheit, die er mit dem jungen Michael teilt.

„Ich will dich malen, und wenn ich damit fertig bin, will ich Dinge mit dir anstellen, für die ich keine Worte habe.“ (S. 280)

Ein ruhiger, nüchterner Roman mit wenig Schnickschnack, unprätentiös und ohne Schnörkel. Voller Gefühle, Drama und ein wenig Spannung. Auch ein Kompliment der Übersetzerin, hervorragend gelungen. Die Charaktere werden in einer überragend fesselnden Meisterleistung des Geschichtenerzählens offengelegt.


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