Der Literat und Journalist Kurt Tucholsky (1890-1935) hatte mehr zu bieten als "Schloß Gripsholm" und "Rheinsberg". Er war ein scharfzüngiger Gesellschaftskritiker, genauer Beobachter und hat sich gern hinter fantasiereichen wie humorigen Pseudonymen, so z. B. Peter Panter oder Kaspar Hauser, verschanzt. Seine Meinungsäußerungen in Presse und Belletristik entbehrten niemals literarischen Anspruchs und waren dabei herrlich durchzogen von feinsinniger Ironie. Sprache diente ihm als wichtigstes Ausdrucksmittel und als eine "Waffe" gegen Missstände und Ungerechtigkeiten. So sind Tucholskys sarkastische Spitzen gegen biedere Moral und Regime mehr als legendär. In „Kurt Tucholsky für Boshafte“ hat Christine M. Kaiser genau diese „bitterbösen“ Aphorismen und oft allzu treffenden Aperçus auf 82 Buchseiten (E-Book-Version) zusammengetragen. Hierbei haben mich vor allem Tucholskys zeitlose Gedanken zur Politik und Verwandtschaft begeistern können.
Lieblingsbonmots:
„Denn eine richtige Uniform imponiert sogar einem Affen. Er wäre ja sonst keiner.“ (S. 15)
„Warum, lieber Gott, ist man sonntags stets in Familie? Vor Tisch sind sie beleidigt, und nach dem Tisch sind sie satt – wenn ich dran denke, wird mir jetzt ganz matt.“ (S. 22)
„Unsre Politiker sind derart zurückgeblieben, daß sie für unmöglich halten, auf ehrliche Weise Politik zu machen.“ (S. 29)
„Die Politik war bei uns eine Sache des Sitzfleisches, nicht des Geistes.“ (S. 29)
FAZIT
Eine launige Aphorismensammlung des berühmten Berliner Schriftstellers, die bis heute nichts an Aktualität und Esprit eingebüßt hat.
Ein Meister der Sprache