Rezension zu Die Haarmann-Protokolle von Christine Pozsar
Rezension zu "Die Haarmann-Protokolle" von Christine Pozsar
von AnnaChi
Rezension
AnnaChivor 12 Jahren
Nicht gerade weihnachtlich - eine sperrige, aber nichtsdestotrotz faszinierende Lektüre. Alle Materialien zur Familien-, Kranken- und Prozessgeschichte des Massenmörders Fritz Haarmann sind hier zusammmengetragen. Haarmann tötete zwischen 1918 und 1924 24 junge Männer, indem er ihnen die Halsschlagader "durchbiss". Im Mittelpunkt stehen Haarmanns Gespräche mit dem damals berühmten Psychiater Ernst Schultze, die einerseits ein Schlaglicht auf die Psychiatrie der damaligen Zeit werfen, andererseits eindrücklich zeigen, wie sehr die Vorverurteilungs Haarmanns durch die Öffentlichkeit und die moralischen Vorstellungen der Zeit, beispielsweise die Kriminalisierung der Homosexualität, den Gutachter in Interviewtechnik und Beurteilung der Haarmannschen "Zurechnungsfähigkeit" beeinflussen. Nicht zuletzt gibt das Buch einen Einblick in das Leben der "einfachen" Leute zu Beginn der Weimarer Republik. Das Buch war die Grundlage des Films "Der Totmacher" mit Götz George. Nach der Lektüre ist mir klar geworden, wie genial George Fritz Haarmann verkörpert.