Rezension zu "Handwerk im Mittelalter" von Christine Sauer
Inhalt / Fazit:
Wer hat nicht schon einmal auf einem Mittelaltermarkt oder auch einem Freilichtmuseum das Treiben der alten Handwerker gesehen? Wie sie ihre Zunft und ihr Können darbieten? Egal ob Schuster, Schmied oder Bäcker...
Doch verglichen mit der Masse an Handwerksberufen, die sich im Mittelalter entwickelt haben, ist dies nur die Spitze des Eisberges.
Wer sich also für alte Handwerksberufe, die dazugehörigen Werkzeuge und Utensilien als auch die Entwicklung des Handwerks im Laufe der Zeit interessiert, ist mit diesem Buch wahrlich gut beraten.
Als ich das Buch das erste Mal durchblätterte kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Natürlich kannte ich viele der im Buch vorgestellten Handwerksberufe, doch ich muss ehrlich zugeben, dass mir von einigen nicht einmal der Name geläufig war. Das Buch hat sich also zu einer wahren Fundgrube des Wissens entpuppt ;-)
Das Buch ist in 14 Kapitel mit unterschiedlichen Schwerpunkten eingeteilt.
1. Nürnberger Hausbücher
2. Köstlich oder Schlecht
3. Das tägliche Brot
4.Der Gold- und Silberschmied
5. Das Metallhandwerk
6. Die Textilproduktion
7. Der Töpfer
8. Ein hölzernes Zeitalter
9. Die Gerber
10. Die Beinschnitzer
11. Papier
12. Der Gläsner
13. Auf dem Bau
14. Meisterhafte Skulpturen
In den einzelnen Kapiteln kommen die entsprechenden Handwerkergruppen zu Wort. Um nur ein paar zu nennen: der Bäcker, der Schmied in all seinen Variationen, der Gerber oder auch der Töpfer und der Bläser. Auch Handwerker-Exoten wie der Sarwürker, der Flaschner oder der Posamentierer kommen nicht zu kurz.
Es ist schön zu lesen wie die einzelnen Handwerkergruppen untereinander in Konkurrenz standen oder auch abhängig voneinander waren. Anhand der "Nürnberger Hausbücher", welche zusammenfassend einen Bildband des "arbeitenden Handwerkers" darstellt, schaffen es die einzelnen Autoren unter der Herausgeberin Christine Sauer, ein schönes Bild des Handwerks vom 12. bis zum 17. Jahrhundert zu veranschaulichen.
Der Bildband zeigt nicht nur den Handwerker, sondern auch die einzelnen Werkstoffe und Gerätschaften, die primär für diesen Berufszweig erforderlich waren. Anhand dieser Bilder erläutern die einzelnen Autoren die Geschichte des jeweiligen Handwerks im Mittelalter.
Wer also die Entwicklung des Handwerks in perfektem Zusammenspiel aus Text und Bild in einem Buch erleben will, dem kann ich dieses "kleine" Werk wärmstens empfehlen.
Die Farbillustrationen aus den Nürnberger Hausbüchern sind eine wahre Bereicherung für das Buch und das eigene Auge.
Bei meinem nächsten Besuch im Freilichtmuseum oder auch auf dem Mittelaltermarkt werde ich, nach dieser Lektüre, den einen oder anderen Handwerker und sein Gewerbe doch mit etwas anderen Augen sehen - mit größerem Respekt und Wissen um seine Arbeit!