Cover des Buches Laufen. Essen. Schlafen. (ISBN: 9783890294711)
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Rezension zu Laufen. Essen. Schlafen. von Christine Thürmer

Nett, aber ohne Klimax

von EvyHeart vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Nett, aber ohne Klimax

Rezension

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EvyHeartvor 7 Jahren
Das Buch beginnt im April 2004 am Tag der ersten Wanderung auf dem PCT und geht später zurück zu Thürmers Kündigung. Diese Zeitsprung fand ich irritierend und denke, er wäre nicht nötig gewesen. Danach folgt das Buch chronologisch den Ereignissen und endet mit einem kurzen Ausblick.

Der PCT (147 Seiten) nimmt den größten Teil des Buches ein und flicht die Grundlagen des "Thruhikens" ein. Thürmer berichtet von logistischen Problemen und Gefahren, die einem begegnen. Außerdem erzählt sie von Begegnungen mit anderen Thruhikern.

Nach dem PCT beginnt sie einen Job, möchte aber nach 1,5 Jahren pausieren, um erneut wandern zu gehen.

Beim CDT (83 Seiten) steht neben dem Wandern die "Beziehung" zu Wanderkollege Bob im Mittelpunkt. Während Thürmer anfangs die Zweisamkeit genießt, nervt sie Bob mit seiner Unerbittlichkeit und seiner Gefühlskälte. Am Ende stellt sie fest, dass Bob Angst vor Einsamkeit hat und deswegen Konflikte meidet. Sie selbst wandert allein besser.

Beim AT (58 Seiten) findet eine "Reinigung" statt. Christine Thürmer wurde während des CDT gekündigt und sie beschließt, ihren festen Wohnsitz aufzugeben und zu wandern. Diese Unsicherheit hemmt sie beim Trail, der trotz seiner Kürze viel Würze in Form von unwegsamen Gelände bereit hält. Christine muss feststellen, dass sie ihre Tagesziele anpassen und ruhiger wandern muss. Außerdem erklärt sie, wie gefährlich es sein kann, allein zu wandern.

Jeder Tagebucheintrag erzählt etwas, aber es gibt nur wenige Fixpunkte.

Untermalt sind die Beschreibungen mit Fotos und Karten.

Was fand ich gut?

In eine andere Welt einzutauchen. "Thruhiken" wirkt auf mich luftig, aber gut geplant: Die Wanderwege sind oft gekennzeichnet, man schickt sich Proviant und Material in Bounceboxen zur nächsten, größeren Station und wandert ultra-leicht. Es gibt Kartenmaterial, Fotoapparate und man kann Podcasts hören. Die Natur muss man trotzdem bezwingen.

Die Gemeinschaft unter Thruhikern ist stark und obwohl man sich kaum kennt, hilft man sich. Das fand ich gut.

Am meisten beeindruckt hat mich die Einfachheit. In einem Zelt auf dem Boden zu schlafen, das wäre für mich undenkbar. Aber Christiane hat es geschafft. Das Gefühl, kleine und große Probleme irgendwie bewältigen zu können, habe ich mitgenommen :-)

Was hat mir gefehlt?

Der Spirit. Christine Thürmer. Und die Fakten.

Das große Problem des Buches ist, dass es keine Klimax hat. Christine Thürmer plant bereits den ersten Trail sehr genau (das erinnerte mich an ihrer Job als Firmensaniererin) und schildert nur wenige krasse Probleme. Als Leser hat man nicht das Gefühl, einer Figur dabei zuzusehen, wie sie wächst, sondern sie ist bereits da und muss nur noch gefestigt werden.

Ich habe im Buch leider keine Antwort darauf gefunden, warum Thürmer läuft. Von der Liebe zur Natur merkt man nur wenig. Auch die Gemeinschaft klingt nur selten an, ehrgeizig wirkt das Buch nicht...?

Vielleicht fielen einige Gedanken den Kürzungen zum Opfer, denn der Blog ist umfangreicher. Vielleicht wollten die Macher das Material "natürlich", ohne künstliche Dramatisierung, Bearbeitung, veröffentlichen. Vielleicht bin ich nicht der richtige Leser dafür.

Außerdem fehlten mir Fakten. Anfangs erklärt die Autorin, was Bärenkanister sind und Bounce-Boxen. Aber nicht ausführlich genug. Für mich als Leser, der weder in den USA war noch eine Wanderung bewältigt hat, die länger als einen Tag dauerte, war das ein anderes Leben und ich hätte gern mehr Infos gehabt.

Fazit

Das Cover gefällt mir sehr gut, der Rest des Buches leider nicht. Es war mir oft zu trocken, nicht empatisch genug und nicht genug erklärt. Mir fehlte der Halt in Figuren und der Genuss der Natur. Ich werde einiges aus dem Buch mitnehmen, aber es war nicht so toll, wie ich erwartet habe.
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