Rezension zu "Heimzahlung" von Christoph Beyer
Heimkinder in den 1960er und 1970er Jahren: Ein ungeheuer spannendes und vielschichtiges Thema ist dies: mir war bekannt, dass die Zustände dort teilweise unglaublich waren, dass die RAF ihren Nachwuchs zum Teil dort rekrutierte - und noch einiges mehr. Dass in diesen Stätten diverse Altnazis eine neue Wirkungsstätte fanden - das allerdings war mir nicht bekannt und so machte ich mich freudig und gespannt darauf, mehr zu erfahren, an die Lektüre dieses Buches. Die Kombination von Belletristik und historischem Hintergrundwissen mag ich nämlich sehr, gerade auch wenn sie in spannende Krimithematik eingebunden ist.
Hier geht es um einen ehemaligen Heimzögling, der bei einer Explosion seines Hauses in Osnabrück ums Leben kam. Es stellte sich heraus, dass er zu brisanten Themen recherchiert hatte und dass sein Tod - der beim näheren Hinsehen nichts mit dem "Knall" zu tun hatte - möglicherweise damit zusammenhing. Der zuständige Ermittler Hauptkommissar Fürst macht sich an die Aufklärung und erhä.lt unkonventionelle Hilfe von seinem jungen Freund, dem Soziologen Jonathan Bach.
Klingt alles spannend und geheimnisvoll? Das dachte ich mir auch und machte mich voller Elan an die Lektüre - doch ich brauchte aufgrund des mehr als umständlichen, behäbigen Schreibstils Ewigkeiten, bis ich die Zusammenhänge erfasst hatte. So gründlich hier recherchiert wurde, so langweilig und schwer erfassbar - zumindest für mich - gestaltete sich der Text. Ich musste immer wieder nachlesen, ob ich das alles auch wirklich richtig begriffen und zusammengefügt hatte - das nahm mir dann doch so ziemlich die Lust am Lesen. Schade, denn die Voraussetzungen waren eigentlich gut: Interessante, ungewöhnliche Charaktere - zumindest teilweise, ein wirklich interessantes Thema, zu dem es noch viel zu sagen gibt - doch der aus meiner Sicht ausgesprochen schwer zu packende Stil nahm mir einfach die Luft zum Atmen bzw. die Lust zum Lesen. Schade eigentlich - ich hatte mich so auf das Buch gefreut!