Christoph Brumme

 3,8 Sterne bei 5 Bewertungen
Autor*in von Im Schatten des Krieges, 111 Gründe, die Ukraine zu lieben und weiteren Büchern.

Lebenslauf

CHRISTOPH BRUMME wurde 1962 in Wernigerode geboren. Er absolvierte eine Lehre als Eisenbahner, arbeitete am Theater Eisleben als Regieassistent und Inspizient, studierte Philosophie und lebt seit 1985 als freiberuflicher Schriftsteller und Essayist in Berlin. Er veröffentlichte zuletzt 111 GRÜNDE, DAS RADFAHREN ZU LIEBEN. Außerdem erscheint in Kürze sein neuer Roman EIN GRUSS VON FRIEDRICH NIETZSCHE.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Christoph Brumme

Cover des Buches Im Schatten des Krieges (ISBN: 9783777633107)

Im Schatten des Krieges

 (4)
Erschienen am 09.06.2022
Cover des Buches 111 Gründe, die Ukraine zu lieben (ISBN: 9783862657964)

111 Gründe, die Ukraine zu lieben

 (1)
Erschienen am 01.12.2019
Cover des Buches Süchtig nach Lügen (ISBN: 9783462400977)

Süchtig nach Lügen

 (1)
Erschienen am 21.08.2017
Cover des Buches 111 Gründe, Schach zu lieben (ISBN: 9783862654338)

111 Gründe, Schach zu lieben

 (0)
Erschienen am 15.09.2014
Cover des Buches Ein Gruß von Friedrich Nietzsche (ISBN: 9783406667596)

Ein Gruß von Friedrich Nietzsche

 (0)
Erschienen am 22.08.2014

Neue Rezensionen zu Christoph Brumme

Cover des Buches Im Schatten des Krieges (ISBN: 9783777633107)
AlexanderPreusses avatar

Rezension zu "Im Schatten des Krieges" von Christoph Brumme

Wertvolle Einblicke in die ersten Kriegstage
AlexanderPreussevor einem Jahr

Wie wertvoll Tagebuchaufzeichnungen sind, die von den Betroffenen selbst verfasst werden, zeigt sich an Serhij Zhadan oder Julia Solska; im Falle von Christoph Brumme kommt noch hinzu, dass er Deutscher ist und in der Ukraine lebt. Seit vielen Jahren ist er in Poltava ansässig, das nicht allzu weit von der Grenze zwischen Russland und der Ukraine entfernt liegt.

Da er in Ostdeutschland aufgewachsen ist und sich nicht in eine wie auch immer gefärbte Ostalgie geflüchtet hat, sind seine Äußerungen von einer Klarheit, dass manchem selbstgefälligen Zeitgenossen der Atem stockt. In seinem Buch Im Schatten des Krieges gibt es viele solcher Passagen, die ganz besonders den Leser in Deutschland schmerzen dürften.

Brumme beginnt sein Tagebuch im Januar 2022, also bildet die Wochen unmittelbar vor dem Angriff Russlands ab. Man spürt die Unsicherheit der Menschen vor Ort, das Abwiegeln, das Sich-Selbst-in-Sicherheit-Wiegen – was alles mit einem Streich am 24. Februar 2022 hinweggefegt wird. Hellsichtig und offen gibt Brumme wieder, was ihm in den Kriegstagen bis April widerfährt, was er erlebt, sieht, hört, reflektiert und analysiert.

Vieles davon möchte man vielleicht gar nicht hören, sie lassen die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Krieges dahinwelken. Dafür sind solche Passagen von enormer Wichtigkeit, denn sie erweitern die eigene, allein durch die Distanz beengte Sichtweise. So wird in den (Sozialen) Medien gelegentlich auf die immensen russischen Verluste hingewiesen und als Maßstab der mehr als zehn Jahre währende Krieg in Afghanistan herangezogen. Brumme meint, dieser Vergleich hinke gewaltig, denn:

Die sowjetischer Bevölkerung hat diesen Krieg nicht unterstützt, die russische den jetzigen schon.

Überhaupt sind viele Beobachtungen und Meinungen oft sehr unbequem. Zwölf Jahre Krieg sieht Brumme voraus, denn beide Kontrahenten kämpften ums Überleben. Die Ukraine stehe einer unübersehbaren russischen Vernichtungsabsicht gegenüber, Russland würde eine Niederlage mit dramatischen Folgen bezahlen, eventuell mit dem Ende der aktuellen Staatlichkeit. 

Zwölf oder weniger Jahre: Der Krieg wird dauern; ob es uns hier im Westen passt oder nicht. Wir müssen entscheiden, wie wir dazu stehen. Wie wir uns stellen müssen? Das ist angesichts unserer historischen Vermächtnisses eigentlich keine Frage – das macht eine Begegnung des Autors mit einer in Poltava ansässigen Bürgerin jüdischen Glaubens deutlich.

Es ist ein Beweis für eine Zeitenwende, dass eine Jüdin zusammen mit einem Deutschen auf den Sieg gegen die russischen Aggressoren trinkt.

So ist es.

Cover des Buches Im Schatten des Krieges (ISBN: 9783777633107)
Federfees avatar

Rezension zu "Im Schatten des Krieges" von Christoph Brumme

Zu teures Büchlein, dürftig im Inhalt, sprachlich größtenteils Boulevard
Federfeevor 2 Jahren

Durchgehalten habe ich aus drei Gründen: erstens möchte ich ein hartes Urteil gut begründen, zweitens hatte ich für das broschierte Büchlein den überteuerten Preis von 15,- Euro bezahlt (schade, dass nicht ein Teil gespendet wird) und drittens sind es nur 108 Seiten mit großem Zeilenabstand und ohne Anspruch, also schnell gelesen.

Man sollte nicht zu viele Erwartungen haben, wenn man ein Buch liest, aber hier dachte ich schon, dass man von einem Deutschen, der in der Ukraine verheiratet ist, eine Menge über den Krieg erfahren kann, wie der Alltag in dieser Stadt Poltawa ist, wie die Menschen damit zurecht kommen, was so alles passiert. Das war dann vorwiegend erst im letzten Drittel der Fall.

Während ich im Charkiwer Kriegstagebuch von Sergej Gerassimow

https://www.lovelybooks.de/autor/Sergej-Gerassimow/Feuerpanorama-5354021154-w/rezension/6086158524/

ganz nebenbei eine Menge über seine Stadt und die Umgebung erfahren habe, war das hier nicht der Fall. So weiß ich nur, dass Poltawa eine 'schöne' Stadt ist, nur ca. 100 km von der russischen Grenze entfernt und dass es schon sehr früh besiedelt wurde. Das nutzt der Autor gleich für die saloppe Aussage:

'Die 'Ukrainer' haben den Germanen das Feueranzünden beigebracht, auch das Kochen, das Reden, das Zeichnen und Töpfern. Herrliche Vorstellung!' (48/49 )

Apropos 'salopp', die Sprache hat mich sehr gestört. Für mich ist das Boulevardzeitungsniveau. Später wurde es besser und der Autor zeigte, dass er auch anders kann. Man mag einwenden, dass es ein persönliches Tagebuch ist. Ja doch, aber muss es in Buchform sprachlich so primitiv sein? Hier einige Beispiel:

was 'keine Sau interessiert' (9) - abgelutschte Behauptung (37) - dumme Sprüche raushauen (52) -  das ganze billige Gelaber (87) - Da kommt ein Kumpel von ihm (93) -
'Verdammt! Es hat geschneit! Es liegt Schnee! Unsere Jungs liegen draußen in der Kälte. Gott sei mit euch, Kameraden!' (47) - Dieser Sirenenton ist so ekelhaft (61).

Manchen mag das gefallen, mir nicht. Privat mal so zu sprechen, ist etwas anderes, aber nicht in einem Buch und nicht so oft.

Das Gleiche gilt für die Schimpferei über Putin und die Russen allgemein. Teilweise tue ich das auch, aber nur privat, nur mit wenigen Vertrauten und ich versuche mich zurückzuhalten, der Autor hier nicht und das finde ich in einem Buch in diesem Ausmaß nicht in Ordnung.

'Unter den Russen grassierte politische Schizophrenie' (11)

Vielleicht würde ich das akzeptieren, wenn es näher erläutert und überzeugend begründet würde. So ist es nur wütendes Schimpfen, ebenso wie:

'Die russische Seele bestand aus Größenwahn, Selbsthass und Minderwertigkeitsgefühlen gegenüber dem Westen.' (11) - 'Angst ist auch Russlands wichtigstes Exportprodukt.' (60)

Über Putin:

'Unter Putin wurde die Schwerkriminalität verstaatlicht' (12) - 'Putin hat keine Skrupel und wird tun, was er am liebsten tut: Angst und Schrecken verbreiten.' (15) - 'Putin schreckt vor nichts zurück, man muss ihm die schlimmstmöglichen Verbrechen zutrauen.' - 'Er ist ganz normal verrückt' (40) - 'ein verbitterter, rachsüchtiger, einsamer und paranoider Geheimdienstler' u.v.m.

Auch an den Deutschen lässt der ostdeutsche Brumme kein gutes Haar, wobei er natürlich teilweise Recht hat, es aber mit seinen teilweise sarkastischen, teils zu verallgemeinernden Äußerungen übertreibt:

'Dass man mit Psychopathen und Massenmördern nicht verhandeln kann, versteht man noch fast 80 Jahren Frieden offenbar nicht.' (18)

Wen genau meint er damit? Solche pauschalisierten Meinungen lassen bei mir ein schales Gefühl zurück. - Soll das ein Stammtischwitz sein:

'Was macht der Deutsche bei Kriegsgefahr? Er arbeitet natürlich. Herrlich.' (30)

Und noch eine ungerechte Verallgemeinerung:

'Deutsche Journalisten kann Putin nicht entlassen, die haben ja freiwillig für ihn gearbeitet.' (68)

Geradezu geschmacklos fand ich die Sache mit den Fahrradschläuchen:

'Die Armee braucht dringend Kompressen, um verletzte Gliedmaßen abzubinden! Auch Fahrradschläuche wären gut, die gibt es derzeit auch nicht. Also bitte, liebe Menschen aus Deutschland, schickt uns Fahrradschläuche! Keine Helme, Schläuche! Danke.' (55)

Das ist natürlich Kritik an Deutschland wegen der Helme, die zu Anfang des Krieges geschickt wurden. Auch ich fand das damals peinlich und zum Schämen, aber hier klingt es makaber.

Und was wird nun inhaltlich geboten? Zu Anfang gibt es viele verworrene, weil unzusammenhängende Sachen, die man nicht wissen muss, z.B. dass  er Billard gespielt hat, dass sein nicht leiblicher Sohn 'goldene Hände' hat  oder ein blöder Witz. Ich hätte gerne mehr darüber erfahren, wie die Menschen in Poltawa den Krieg erleben, was sie tun, wie sie damit umgehen. Wir erfahren später etwas mehr, aber nach meiner Meinung zu wenig.

Zum Glück gibt es auch einige (relativ) interessante Stellen, aber nur im letzten Drittel: Gedanken über Nationalismus (76) – zum Budapester Memorandum (94) – Überlegungen zu Dauer und Ende des Krieges (91) oder der kurze Bericht über den Raketeneinschlag in einem Schafstall ;-)

Alles in allem kann ich leider wegen des dürftigen Inhalts, des Boulevardniveaus der Sprache und einiger Geschmacklosigkeiten keine Lese-Empfehlung aussprechen. Was für ein Kontrast zum Tagebuch des Sergej Gerassimow!

https://www.lovelybooks.de/autor/Sergej-Gerassimow/Feuerpanorama-5354021154-w/rezension/6086158524/

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