Lyra ist der zweite (und meiner Recherche nach auch der letzte Teil) einer, als Trilogie angedachten Reihe von Christoph Marzi. Der Einstieg in das Buch ist mir schwer gefallen, allerdings habe ich den ersten Teil (Fabula, wenn mich nicht alles täuscht) nicht gelesen und weiß nicht, ob der Einstieg dann ein leichterer gewesen wäre. So hatte ich bereits früh den Eindruck, dass die Handlung sehr in die Länge gezogen wurde und es Ewigkeiten gebraucht hat, bis die Handlung wirklich angefangen hat. Es wurde erstmal viel "um den heißen Brei" herum geredet und einiges erstmal länger im Raum stehen gelassen, bevor es schlussendlich wieder aufgegriffen und verständlich gemacht worden ist. Allerdings beinhalteten gerade die ersten fünfzig/ sechzig Seiten meiner Meinung nach teilweise lustige Äußerungen bzw. Beschreibungen, wodurch ich trotzdem positiv gestimmt war und wirklich Freude am Lesen hatte. Diese Schilderungen haben aber leider im Verlauf abgenommen und kamen schließlich gar nicht mehr vor.
Dylan und seine Freundin Sonny erwarten ein Baby und sind eigentlich glücklich zusammen, bis Dylan eines Tages mitbekommt, wie seine Mutter mit Sunny telefoniert. Da er in seiner Kindheit sehr unter seiner Mutter gelitten hat und weiß, wozu sie in der Lage ist bereitet ihm dies Sorge und wie sich zeigt aus gutem Grund. Denn Sunny denkt plötzlich, dass sie gesehen hätte, wie Dylan sie betrogen hätte und bekommt später, als sie versuchen ihre Beziehung zu retten, entsprechende Flashbacks. Dylan sieht nur eine Möglichkeit, um seine Beziehung und auch das Baby zu retten, die sich allerdings als äußerst kompliziert darstellt, da es viele Zwischenpersonen und Ortswechsel gibt. Diese machen es dem Leser teilweise auch nicht unbedingt einfach, der Geschichte komplett zu folgen bzw. sich zu erinnern, wer sie wann weshalb zu wem geschickt hat. Irgendwann landen sie in einem Sumpf, wo es Sirenen geben soll, die ihnen helfen können sollen und nach einer komplizierten Suche finden sie diese durch sehr viel Glück tatsächlich. Jegliche Warnung ignorieren die beiden, da es für sie keine andere Möglichkeit mehr gibt und sie sich auf die Sirenen einlassen müssen. Diese fordern allerdings das Unmögliche von Dylan, er soll ihnen die Lyra beschaffen, dann würden sie Sunny helfen und das Baby retten. Plötzlich ist Dylan nicht mehr er selbst und muss sich auf die Suche begeben, auf der er sich selbst immer mehr vergisst. Er weiß weder, wie es Sunny geht, noch, wie viel Zeit für sie verstreicht, während für ihn Jahre vergehen. Und dann überschlagen sich die Ereignisse plötzlich, es gibt wilde Wendungen, sodass nicht mehr klar ist, wer auf welcher Seite steht und wem wer eigentlich noch vertrauen kann. Und plötzlich passieren auf den letzten Seiten all die Dinge, die sich vorher in die Länge gezogen haben und nicht passiert sind.
Mich persönlich konnte das Buch deshalb nicht überzeugen. Die Grundidee ist gut und hat wirklich Potenzial, allerdings ist die Umsetzung nicht so gelungen. Es passiert zu lange nichts und dann auf einmal alles gleichzeitig, weil das Ende naht. Auch hätte ich mir das ein oder andere Mal eine ausführlichere Schilderung gewünscht, vor allem, da so viel anderes so langgezogen gewesen ist, was so zum Teil offen geblieben oder nur halb erledigt worden ist.
Ich konnte Dylan anfangs gut verstehen, das fiel mir aber mit der Zeit immer schwerer und schlussendlich war es mir gar nicht mehr möglich. Bei Sunny gab es gar keine Berührungspunkte und es schien mir, dass diese teils sogar zwischen Dylan und Sunny direkt nicht wirklich vorhanden waren - was allerdings auch der gegebenen Situation geschuldet gewesen ist. Sunnys Sicht wäre mit Sicherheit interessant gewesen, vor allem, als Dylan sie in seine Familiengeheimnisse einweiht. Es wird immer nur beschrieben, wie er ihre Reaktion wahrgenommen hat und auch diese Schilderungen sind eher dürftig und werden teils einfach mit "So war Sunny eben" abgetan.
Meiner Meinung nach hätte das Buch wirklich gut werden können, wenn die Handlung entweder schneller in Gang gekommen wäre, oder es mehr Seiten gegeben hätte. So hat es ein bisschen das Gefühl vermittelt, wenn bei einem Treffen der Smalltalk zu lang gerät, man dann feststellt, dass man gleich wieder los muss, sich aber noch sämtliche Sachen in der Tür erzählen muss, während man eigentlich schon seit fünf Minuten auf dem Weg zum Zug sein müsste.