Cover des Buches Die Welt ist im Kopf (ISBN: 9783257067415)
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Rezension zu Die Welt ist im Kopf von Christoph Poschenrieder

Rezension zu "Die Welt ist im Kopf" von Christoph Poschenrieder

von Lumina156 vor 14 Jahren

Rezension

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Lumina156vor 14 Jahren
"Verschwinde Vernunft, deine Ratschläge sind für jetzt zu langatmig, komm zurück, Geistesgegenwart" Warte, sagte er. Die junge Frau hatte offenbar wenig Geduld mit.... mit Idioten." So zu lesen auf Seite 163 des Buches, das uns den allseits als Pessimisten bekannten Philosophen Schopenhauer ein wenig näher bringen soll. Wie kommt es zu dieser Situation? Arthur Schopenhauer - sein neuestes Werk gerade vollendet, aber noch nicht gedruckt in seinen Händen - begibt sich auf die Reise nach Italien. Zu Beginn der Reise steht das erklärte Ziel fest: Eine Begegnung mit Lord Byron, gesichert durch eine Empfehlungskarte Goethes! Dieses kleine Kärtchen ist fast ein "Heiligtum" Schopenhauers - versinnbildlicht es doch in jeglicher Weise seine Absicht, sein erklärtes Ziel, seinen Daseins-Wunsch.... Er will sich messen - will "der Philosophen-Welt" zeigen, wer er ist. Gleichzeitig wird gerade dieses "Heiligtum" zum Verhängnis...... Und wie wertvoll ist es am Ende der hier erzählten Lebensepoche noch? Auch das Leben eines Arthur Schopenhauer (zumindest jenes der Gedankenwelt des Schriftstellers ,-) ) verläuft niemals reibungslos. So gerät er ziemlich schnell "zwischen die Fronten" und wird bespitzelt, beobachtet, beurteilt.... Meist sind unglaubliche Mißverständnisse Auslöser für noch unglaublichere Nachrichten über ihn. In diesem Zusammenhang ist mir persönlich die Figur des "Albuin Hochköflers" ganz arg ans Herz gewachsen. Jener welcher führt satz-, wort-, gesetzesgetreu seinen Dienst aus. Gibt jede ihm mitgeteilte Neuigkeit über den Herrn Schopenhauer brav an die höhere Stelle weiter - und ist sich seiner fehlerhaften Beurteilung in keiner Sekunde bewußt. Irgendwie "mochte ich ihn" ,-) während der Lektüre. Ebenso Adele - die Schwester Schopenhauers - die ihn zu jeder Zeit und gegenüber jeder Person verteidigt, keinen schlechten Gedanken über ihn zuläßt - wenngleich sie selber sich seiner Schwächen durchaus bewußt ist. Es begegnet uns ebenfalls Fidelis - der ewige Student - er "belustigt" die Kutschfahrt unseres Herrn Schopenhauer. Der kleine Ciccio - 4beinig und als Stadtführer nicht besser zu ersetzen - wird ein getreuer Gefährte unseres Herrn Schopenhauer. "Ciccio führt nicht jeden, nur die guten menschen. Musst wohl ein guter Mensch ein, Arturo." - äußert sein Besitzer am Tag der Begegnung von A. Schopenhauer und dem Hund. Ciccio führt nur gute Menschen. Ciccio führt Arthur. Also ist Arthur ein guter Mensch. Er dachte: Nach den Regeln der Logik ist das einwandfrei, der Schluss schmeichelhaft, aber stimmt die erste Prämisse? So war er - Schopenhauer - immer ein denkender Mensch. Immer hinterfragend..... bis..... ja - bis es eben notwendig wird, um die Rückkehr der Geistesgegenwart zu bitten, weil Theresa ihm begegnet und seine bis dahin gelebte ""Wirklichkeit"" völlig aus den Fugen gerät. Dem Autor ist wie ich finde eine interessante Lektüre gelungen, die mir persönlich einen bisher unbekannten Arthur Schopenhauer ein wenig näher gebracht hat. Wenngleich ich nicht beurteilen kann - mangels Kenntnissen ,-) - inwieweit es der "wirkliche" Schopenhauer war, der hier beschrieben wird. Mir gefiel der Schreibstil des Autors sehr - geniale Wortschöpfungen, Bildkreationen.... die ich sehr liebe! Es versüßt einem auf jeden Fall einige Nachmittage und ist definitiv wert, gelesen zu werden ! Mein Lieblingswort aus diesem Buch: GLIMMERBLÄTTCHEN (als Lesezeichen) !
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