Cover des Buches Mauersegler (ISBN: 9783257069341)
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Rezension zu Mauersegler von Christoph Poschenrieder

Das Todesengelprogramm

von 19angelika63 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Phantastisch geschriebenes Buch über 5 alte Männer in einer WG ... humorvoll, witzig, ironisch, traurig, makaber, nachdenklich ... lesen!!!

Rezension

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19angelika63vor 8 Jahren
Rückentext
Fünf langjährige Freunde wagen ein Experiment. Sie ziehen zusammen in ein schönes Haus mit Seeblick und schließen einen Pakt: Jeder von ihnen soll selbstbestimmt sterben können – und die anderen helfen ihm dabei.
Aber vorerst genießen sie ihren Ruhestand. Sie rauchen, trinken, essen, was und wann sie wollen, leben frei und ohne die Kontrolle durch Ehefrauen oder Altenheimpersonal. Als es dann für den ersten unter ihnen ernst wird, aktivieren sie das „Todesengelprogramm“, das der Computercrack der WG ausgetüftelt hat. Und sie engagieren eine kirgisische Pflegekraft – die allerdings ihre ganz eigenen Ideen hat, wie sie die Villa wieder mit Leben füllen kann.



Seltsam: Alle haben Angst vor dem Tod, aber keiner macht sich Gedanken, wo er vor seiner Geburt gewesen ist. Wohin die Lebensreise führt, scheint so viel wichtiger als die Frage, woher wir kommen. Die Unendlichkeit vorher – ohne mich – kann doch wohl genauso wenig schrecklich sein wie die Unendlichkeit nachher – ohne mich. Oder?“ (Seite 7)

Wilhelm, Heinrich, Ernst, Siegfried und Carl sind seit ihrer Kindheit Freunde. Eigentlich waren sie zu sechst, doch Martin starb durch einen Unfall in jungen Jahren. Anlässlich Martins Todestags treffen sich die übrigen jedes Jahr und denken somit an ihren toten Freund. Als sie sich wieder einmal treffen, die Herren sind mittlerweile alle so um die siebzig, kommt die Idee auf, eine Alten WG zu gründen. Alle möchten ihren Lebensabend ohne Kontrolle und Einschränkungen durch Ehefrauen oder Pflegepersonal genießen. Außerdem möchte jeder einzelne von ihnen, wenn es dann mal so weit ist, die Bühne zu verlassen, selbstbestimmt sterben. Allerdings sollen die anderen dabei helfen. Doch die Herren haben nicht mit den Tücken des Alltags gerechnet …

Alte Menschen lud man selbstverständlich im Altenheim ab, wo sie >so lange gewendet wurden, bis sie gar waren< - Siegfrieds Worte, nicht meine. Ich glaube, heutzutage werden sie nicht einmal mehr gewendet, wegen Personalmangels und weil das jetzt alles private Konzerne sind, die auf Aktionäre und Dividenden achten müssen.“ (Seite 19)

Poschenrieder geht mit diesem Buch ein Thema unserer Zeit an. Wir werden immer älter, Pflege wird immer schwieriger. Warum also nicht eine WG gründen, in der man mit Freunden lebt und den gemeinsamen Lebensabend verbringt. Einer für alle, alle für einen. So die Devise. Doch es ist leichter daher gesagt als getan. Was passiert, wenn wirklich plötzlich jemand so krank wird, dass er/ sie ein Pflegefall wird? Schafft man es dann als „alter“ Mensch den Kranken dann gut zu pflegen oder gar professionell? Und wie sieht es aus, wenn der Kranke dann auch noch den Wunsch hat zu sterben, und die anderen sollen ihm helfen? Sterbehilfe ist in Deutschland noch verboten und ein Thema, dass immer und immer wieder diskutiert wird.

„Mir gefällt die Vorstellung, dass sterbende Mauersegler einfach die Flügel falten und zu Boden stürzen. Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist. (…) Doch manchmal muss man sich vor Wissen schützen. Der Mauersegler legt die Flügel an und will nicht mehr fliegen. So soll es auch mit mir zu Ende gehen.“ (Seite 62)

Phantastisch geschriebenes Buch ... humorvoll, witzig, ironisch, traurig, makaber, nachdenklich ... lesen!!!






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