Christoph Steckelbruck hat laut Klappentext einen Entwicklungsroman geschrieben und so begleiten wir den dreizehnjährigen Anton in diesem Sommer 1974 und erleben seine Entwicklung in einer sehr bedeutenden Phase seines Lebens.
Es sind merkwürdige Zeiten, die der Autor da aus der Sicht von Anton und seinen Freunden beschreibt. Vieles ist uns heute unverständlich, der Umgang innerhalb der Familie, das Gebaren gegenüber Kindern und Frauen. Themen die heute strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, wurden zu dieser Zeit vollkommen anders in der Gesellschaft bewertet, oder schlichtweg ignoriert. Als Leser mag einem das teilweise roh und brutal erscheinen, der Autor verherrlicht oder verklärt allerdings nicht, er bezieht auch nicht Position, zeigt einfach ein typisches und stimmiges Bild der Zeit.
Manches wird sehr direkt dargestellt, in Beschreibung und Sprache, etwas überspitzt und klischeehaft, passt aber so wie ich finde zur Grundstimmung des Buches und zu Antons Reise von Kind zum jungen Erwachsenen.
Auf dieser Reise wird Anton, genau wie der Leser, mit Monstern konfrontiert. Echten Monstern. Nicht solchen, die man unter dem Bett vermutet und die verschwinden, wenn man das Licht einschaltet. Monster vor denen man seine Kinder zwar warnt, nicht mit ihnen mitzugehen, von denen man aber selbst nicht glaubt, sie könnten in der Nachbarschaft leben.
Anton trifft ein solches Monster in diesem Sommer, als die kleine Anneliese verschwindet. Er trifft auch auf neue Freunde, lernt die Liebe kennen, erkundet die Welt außerhalb seiner Familie. Er muss erkennen, dass die Wirklichkeit nicht viel gemein hat mit den märchenhaften Geschichten seiner Tante Tutta.
All dies beschreibt der Autor mit leichten, verspielten, aber auch übervollen Sätzen, liebevoll, poetisch, aber auch hart und schonungslos direkt, wie die Situation es gerade erfordert. Man folgt ihm und Anton gern durch die Zeilen, trifft sich mit den sehr klar gezeichneten Charakteren, deren Aussehen oft dem Charakter entspricht. Entwickelt schnell Sympathie und Antipathie für die Figuren und hadert mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Verhaltensweisen.
Das Buch weckt wahrscheinlich, je nach Lesertyp, kontroverse Gefühle. Ich selbst bin zu jung um zu beurteilen, ob die Zeit tatsächlich so gewesen ist. Ich war vom Stil des Autors und der Darstellung des Themas genauso begeistert, wie von der hochwertigen und liebevollen Gestaltung des Buches durch den Conte Verlag.