Rezension zu "Positive Psychologie in der Praxis" von Christoph Steinebach
Hilfreiche Handreichung für Coaching, Beratung und Therapie
Im Gegenüber der klassischen Ausrichtung der Psychologie eher auf Probleme, Erschwernisse und Krankheiten im Leben des Menschen, hat es sich die positive Psychologie zur Aufgabe gemacht, auch positives Denken, positive Gefühle, Gesundheit und gelungene soziale Beziehungen einer fördernden und unterstützenden Arbeit zuzuführen.
Die Verstärkung von Kompetenzen, die Erkenntnis und Entfaltung von eigenen Ressourcen zu suchen, einzukreisen und zur vollen Entfaltung zu bringen, ist dabei ein wesentlicher Teil der Arbeit in und mit der positiven Psychologie. In dieser Hinsicht ist in den letzten Jahren viel geschehen. Zeit durchaus für ein Resüme, dem sich die Herausgeber dieser differenzierten Handreichung widmen. Und dabei nicht versäumen, ergänzt durch einen breiten Fundus an Online- Materialien, für die einzelnen Handlungsfelder Einiges an praxisorientierten Impulsen, Möglichkeiten und Methoden konzentriert vorzustellen.
Die Grundlagen der positiven Psychologie werden im ersten Teil verständlich und in der Form übersichtlich aufgearbeitet, woraufhin im zweiten Teil die vorliegenden zentralen Konzepte („Flow“, „Glück“, „Achtsamkeit“, „Resilienz“ u.a.) dargestellt werden.
Wo (und auch in Teilen „Wie“) die positive Psycholgie Anwendung findet, ist Thema des dritten Teils des Buches, in dem die Handlungsfelder fundiert beschrieben und im Blick auf die positive Psychologie differenziert werden (Diagnostik (gerade auch der Selbstwirksamkeit), Therapie und Beratung (im Kern die „stärkenorientierte Psychotherapie“), Gesundheit, Ehe- und Lebensberatung, Berufsberatung, Organisation, die Auseinandersetzung mit den neuen Medien und die Förderung von Gesundheit und Sport).
Im Rahmen der durchweg fundierten und in Stil und Form verständlich dargebrachten Ausführungen ist zum einen eine hohe Reflektionsmöglichkeit der eigenen Praxis gegeben, wie auch die verschiedenen Methoden und Interventionsmöglichkeiten, sowie die notwendige Haltung des Beraters und Therapeuten ausreichend thematisiert vorliegen. Eine Umsetzung der Handreichung in die eigene Praxis ist gut möglich. Durch die Breite der angesprochenen Themen wird zum einen die „Wirksamkeit“ der positiven Psychologie im „ganz normalen“ Alttagsleben deutlich herausgearbeitet und, vor allem, die Möglichkeiten der Interventionen an „Scheidewegen“ von der Berufsberatung bis zur posttraumatischen Arbeit (und vielem mehr) überzeugend vor Augen geführt.
Dies alles auf der ständig im Hintergrund spürbaren (und im letzten Kapitel deutlich benannten) Grundlage der positiven Psychologie, das „Positive im Menschen zu sehen“ (und dieses bestmöglich zu befördern).
Hierzu sei das Kapitel von Schippermann und Petermann zum „Vertrauen“ grundlegend empfohlen, das durchaus einen guter Startpunkt in das Buch und das gesamte Feld der positiven Psychologie in der Praxis darstellt. Der Prozess von „Aufbau und Verlust“ des Vertrauens ist durchaus als Dreh- und Angelpunkt der Arbeit zu verstehen. Ein „Lebens-Mittel“, das grundlegend zum Wohlbefinden von Personen und Gruppen.
Das Buch bietet eine umfassende Darstellung des „Status Quo“ der positiven Psychologie in ihren vielfältigen Arbeitsfeldern und setzt den Leser reflektiert auf den aktuellen Stand. Präzise , knapp, aber sehr verständlich, bieten die einzelnen Beiträge eine klare Orientierung zum jeweiligen Thema und verschaffen für die Praxis so Impulse zur eigenständigen Weiterarbeit. Das Buch ist ebenso für die im Bereich Arbeitenden eine wichtige Hilfe, wie es für interessierte Leser einen guten Überblick auf das Arbeitsfeld und den gedanklichen Hintergrund liefert.