„Waldesdunkel“ ist der Auftakt einer eher ruhigen Krimi-Reihe rund um den Lehrer und Waldbesitzer Justus Hauer. Autor Christoph Stoll lässt den eher schüchternen Kunstlehrer wie jedes Jahr in den Sommerferien in das Forsthaus seiner Kindheit, in dem seine demente Mutter, die von Gerda, einer Pflegerin, mehrmals am Tage betreut wird, wohnt, zurückkehren.
Gleich nach seiner Ankunft muss er sich neuen Herausforderungen stellen: Die Krankheit seiner Mutter ist inzwischen soweit fortgeschritten, dass eine 24-Stunden-Betreuung oder eine Pflegeheim notwendig erscheinen. Weiters teilt ihm Försterin Friederike Mahr mit, dass einiges an Verkehrssicherungsmaßnahmen wie das Instandhalten von Hochständen und Zufahrtswegen im Amtsdeutsch so trocken heißt, vom Waldeigentümer zu tun sind. Hauer, der es gerne gemütlich und überlegt angeht, wird gleich darauf von den Ereignissen überrollt, denn aus der Erholung wird nichts, als in Mann in Hauers Wald erschossen wird. Nun muss er sich noch mit der couragierten Kommissarin Kathrin Helliger beschäftigen.
Die Tätersuche gestaltet sich als schwierig, denn zahlreiche Dorfbewohner hätten ein Motiv. Dann fällt während einer Treibjagd ein weiterer Schuss...
Meine Meinung:
Autor Christoph Stoll weiß, worüber er schreibt. Nein, er hat niemanden im Wald erschossen. Er stammt vielmehr aus einer Försterfamilie, wuchs in einem Forsthaus im Taunus auf und lebt auch heute wieder in einem Forsthaus. Das heißt, es sind ihm die Obliegenheiten eines Waldbesitzers geläufig. Geschickt und völlig unaufgeregt vermittelt er den Lesern dieses Wissen.
Als Kunstliebhaber und -Lehrer ist er genaues Beobachten gewöhnt, weshalb er zahlreiche zweckdienliche Hinweise für Kathrin Helliger, die dem Geschiedenen sympathisch ist, entdeckt. Schmunzeln muss ich auch über seinen Labrador, der ihm nicht immer aufs Wort folgt.
Wir Leser können das Rauschen der Blätter, den Geruch und die Stille des Waldes (wenn nicht gerade geschossen wird), wahrnehmen.
Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Wir haben es hier mit Menschen wie Du und Ich zu tun, die gewöhnliche Alltagssorgen haben.
Die Suche nach dem Täter geht völlig unspektakulär vor sich. Es werden Spuren und DNA ausgwertet sowie Dutzende Leute befragt. Wer hier auf quietschende Reifen wartet, ist hier fehl am Platz. Laub und Moos schlucken die Geräusche.
Die Auflösung ist überraschend, aber schlüssig erklärt. Einen nicht unwichtigen Beitrag liefert auch Justus‘ Mutter, die sich in der Vergangenheit besser zurecht findet als in der Gegenwart.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem gelungenen Reihen-Auftakt 5 Sterne.