Christopher Bischoff

 4,5 Sterne bei 22 Bewertungen

Lebenslauf

Christopher Bischoff, geboren 1988, studierte Linguistik und Literaturübersetzen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er lebt als freiberuflicher Übersetzer in Mülheim an der Ruhr.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Christopher Bischoff

Cover des Buches Wir sind wild und wunderbar (ISBN: 9783365005828)
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Rezension zu "Wir sind wild und wunderbar" von Anita Kelly

Koriko
Authentisch, glaubhaft und schön beschrieben

Story:
Sowohl Ben als auch Alexej wandern auf dem Pacific Crest Trail gen Norden – Ben, um mit seinen schlechten Beziehungen und Entscheidungen abzuschließen; Alexej um sein eigenes, schwieriges Coming-Out und den daraus resultierenden Bruch mit seinen Eltern zu verarbeiten. Als die beiden sich auf dem Trail immer wieder begegnen, beschließen sie, zusammen zu wandern. Auf dem Weg durch die raue Wildnis Amerikas kommen sich die beiden näher und erfahren mehr über die Lebensumstände des anderen, was unweigerlich zu der Frage führt, ob sie am Ende des Trails bereit sind für eine gemeinsame Beziehung …

Eigene Meinung:
Mit „Wir sind wild und wunderbar“ legt Harper Collins den zweiten Roman der Autor*in Anita Kelly in deutscher Sprache vor. Die knapp 450-seitige Geschichte um Band und Alexej ist in sich abgeschlossen, gehört aber inhaltlich lose zur „Love & Other Disasters“ Reihe, dessen erster Band „Für jede Liebe ein Problem“ ebenfalls bei Harper Collins erschienen ist und in der die Figuren London und Dahlia einen Gastauftritt haben. Ob der dritte Teil der Reihe „How You Get the Girl“ ebenfalls in deutscher Sprache erscheinen wird, steht noch nicht fest.

Die Geschichte setzt beim ersten Aufeinandertreffen von Alexej und Ben an – ersterer hat gerade mit seiner Wanderung begonnen, während Ben den Trail schon einige Meilen zuvor gestartet hat. Als Leser*in begleitet man die beiden unterschiedlichen Charaktere auf ihrem beschwerlichen Weg den Wanderweg entlang und lernt sie Stück für Stück besser kennen. Während Alexej recht introvertiert ist und viel Zeit braucht, um sich zu öffnen, ist Ben wesentlich lebenslustiger und offenherziger. Da sich beide hervorragend ergänzen, sich aufeinander einstellen können und aus dem jeweils anderen ihre Motivation ziehen, harmonieren sie gut miteinander. Die Liebesgeschichte, die sich zwischen ihnen entwickelt, wirkt authentisch und greifbar – ob man die erotischen Szenen wirklich braucht, um die Geschichte von Alexej und Ben genießen zu können, muss jeder selbst entscheiden, doch im Grunde waren sie nicht notwendig. Auch die Beschreibungen des Wanderwegs und die vielen Gefahren, die damit verbunden sind, wirken realistisch und greifbar – der Pacific Crest Trail ist ein spannendes Setting, dass sich Autor*in Anita Kelly ausgesucht hat, auch wenn er leider ab der Hälfte der Geschichte nicht mehr wirklich zum Tragen kommt, sondern andere Themen im Zentrum stehen. Das ist schade, denn sobald der Fokus vom Wandern weggeht, da sich die Figuren gezwungenermaßen trennen, wird die Geschichte ein wenig langatmig und vorhersehbar. Man wartet nur noch darauf, dass sich Ben und Alexej wiedersehen und ihr Happy End bekommen, was dem Roman spürbar den Schwung nimmt. Es wäre schöner gewesen, den Fokus auf das Wandern beizubehalten, Alexejs Weg noch eindringlicher zu beschreiben, anstatt die Geschichte wie eine Zusammenfassung zu erzählen. So hat man leider den Eindruck, als sei der Trail nicht mehr relevant, sobald Ben nicht mehr bei Alexej ist. Das ist schade, denn der Trail an sich hätte sicherlich noch viel zu bieten gehabt.

Die Figuren sind sehr authentisch und greifbar in Szene gesetzt – Alexej ist hierbei ganz besonders gut gelungen, denn seine autistischen Züge sind sehr gut eingeflochten und kommen eher dezent zum Tragen – Anita Kelly hat mit ihm einen wundervollen, diversen Charakter erschaffen, den man nicht nur gut nachvollziehen kann, sondern der auch ohne die typischen Klischees auskommt. Auch Ben ist eine spannende Figur, die trotz aller Lebensfreude und Offenheit mit einigen Problemen zu kämpfen hat – mit seiner zumeist offenherzigen, direkten Art er ist ein gutes Pendant zu Alexej.
Die Nebenfiguren, ganz besonders die, die ebenfalls auf dem Trail wandern, kommen leider nur am Rande vor und bekommen nur wenig Raum, um sich zu entfalten. Von einigen hätte man gerne mehr erfahren, doch da Alexej fremden Menschen gegenüber eher zurückhaltend ist, erfährt man leider recht wenig.

Stilistisch legt Anita Kelly einen soliden, gut geschriebenen Roman vor, der durch schöne Beschreibungen und realistische Dialoge besticht. Der Fokus liegt klar auf der sich entwickelnden Liebe und Beziehung zwischen Alexej und Ben, ebenso auf den Problemen, der beiden jungen Männer. Das Wandern und der Trail nehmen leider eher eine untergeordnete Rolle ein, wodurch einiges an Potenzial verschenkt wird. Nichtdestotrotz taucht man schnell in die Geschichte ein und bleibt am Ball, auch wenn sich das letzte Drittel ein wenig zieht und nicht mehr so spannend ist, wie der erste Teil des Romans.

Fazit:
„Wir sind wild uns wunderbar“ ist ein gelungener, queerer Roman von Anita Kelly, der durch authentische, glaubhafte Charaktere, ein schönes Setting und eine schöne Sprache besticht. Die Handlung büßt zwar zum Ende hin ein wenig an Tempo ein und man vermisst das eigentliche Setting des Pacific Crest Trail, dennoch versöhnt das Happy End und die Tatsache, dass die Figuren ihren Weg gehen. Wer romantische, queere Liebesgeschichten mag, die authentisch und nachvollziehbar erzählt werden, macht mit „Wir sind wild uns wunderbar nichts falsch. Zu empfehlen.

Cover des Buches Wir sind wild und wunderbar (ISBN: 9783365005828)
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Rezension zu "Wir sind wild und wunderbar" von Anita Kelly

tines_bookworld
Ziemlich eintönig.

“Er hatte sich auf diese einsame Reise vorbereitet, hatte sich auf die Monate gefreut, in denen er allein die felsigen Gebirgszüge von Kalifornien, Oregon und Washington entlangwandern würde. Um ein bisschen Frieden zu finden, bevor er neu anfing.“

Zu diesem Buch habe ich einerseits begriffen, weil es eine gay romance ist, andererseits weil sie auf dem PCT spielt. Der PCT, mein Traum-Thruhike, geplant für 2028 seit ich klein war. Ich hatte dementsprechend große Hoffnungen für dieses Buch, es hätte so sehr ein Jahreshighlight sein sollen. Aber meine Erwartungen waren wohl zu hoch gewesen. Selbst das Cover, auf den ersten Blick wunderschön, auf den zweiten nicht wirklich passend. Der PCT ist ein Thruhike für 4-6 Monate. Dementsprechend groß müsste der Rucksack sein und das Outfit angepasst. Hier sieht es nach einer Tageswanderung in Converse aus. Für echte Fans ein let down.

Dann hatte ich mir vom PCT so viel mehr erhofft! Von den großen Gefühlen am Southern Terminal in Mexiko und dem Northern Terminal in Kanada. Von den Tagesetappen und den traumhaften Aussichten. Von den täglichen Challenges wie Wasser filtern und Meilen machen. Aber all das wurde kaum thematisiert. Lex überspringt was die gesamte Wüste, Ben bricht vor den High Sierras ab. Ob Lex überhaupt durchzieht bis zum Schluss ist fraglich. Das war unglaublich enttäuschend. Der Trail ist doch eine Challenge, der man sich bewusst hingibt, und nicht nur, weil man gerade nichts zu tun hat. Ich verstehe auch, dass es ebenfalls viel um Selbstfindung geht und wenn die abgeschlossen ist, auch der Trail vllt seinen Zweck erfüllt hat. Aber dann nehmt doch einen kürzeren und leichteren Trail als den PCT. Generell ging es unglaublich viel um Selbstfindung und Lex‘ Probleme mit seiner Familie. Wie gesagt, für sowas ist der Trail ja auch da, aber es hat sich sehr oft im Kreis gedreht und wiederholt. Die ersten zwei Drittel sogar waren sehr monoton und bisweilen ziemlich langweilig. Das Ende, als Lex wieder allein auf dem Trail war und die Briefe geschrieben hat, waren nochmal sehr emotional und haben sich besser weggelesen, aber das war schon echt spät.

Die Beziehung zwischen Ben und Lex hat mir ebenfalls gut gefallen, weil oft die kleinen Dinge eine große Rolle gespielt haben. Ganz ist der Funke leider nicht übergesprungen, aber es war schon süß. Zeitweise merkwürdig war, dass sie gesprochen und gehandelt haben wie Anfang 20er, aber eigentlich beide schon 30 sein sollen. Das hat nicht gepasst. Und noch eine Kleinigkeit zum Meckern: Laut Klappentext „laufen sie sich immer wieder über den Weg“. Huh? Habe ich ein anderes Buch gelesen? Sie begegnen sich genau zwei Mal und ab dem zweiten Mal laufen sie gemeinsam. Ein bisschen sehr wenig für „immer wieder“.

Warum dann drei Sterne statt zwei? Wie gesagt, PCT und gay romance reichen als Thema bereits, auch wenn sie nicht besonders gut geschrieben sind in diesem Buch. Allein die gewürdigte Existenz ist wichtig. Außerdem glaube ich, dass gerade Leser, die Selbstfindung und Verstoßenheit von der Familie nachvollziehen können, sehr von diesem Buch profitieren. Es gab einige gute Weisheiten und Gedanken. Für mich war dieses Buch jedoch recht langweilig und konnte leider nicht überzeugen.

Cover des Buches Wir sind wild und wunderbar (ISBN: 9783365005828)
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Rezension zu "Wir sind wild und wunderbar" von Anita Kelly

ancla_books4life
Einfühlsam, leise

**** Worum geht es? ****

Alexei und Ben haben sich unabhängig voneinander für eine langwierige Wanderung entlang des Pacific Crest Trail entschieden. Als sie aufeinander treffen, scheint die Ruhe eine ganz neue Bedeutung zu bekommen. Doch erst bei einem erneuten aufeinander treffen, scheinen sie den Sinn dessen zu begreifen, aber können sie daran auch festhalten? Immerhin gibt es ein Leben nach der Wanderung. 


**** Mein Eindruck ****

Die Grundstimmung des Buches hat mir außerordentlich gut gefallen. Das Wandern, das auch mich beim Lesen entschleunigte und zum  Nachdenken brachte, die zarten Gespräche, die leisen Momente, die viel mehr wogen, als die direkten und das gesamte Miteinander der Protagonistin, berührten mich auf besondere Weise. Die Geschichte hatte ihre ganz eigene Dynamik und so konnte ich nie voraussehen, was als Nächstes passierte. Ich habe es gemocht, dass Zeit relativ wurde. Am Ende spürte ich aber auch, dass ich selbst mehr mit mir gewandert bin, als mit den Protagonisten. Die intimsten Szenen bewegten mich nicht so wie normalerweise, ich hielt eine gewisse Distanz bei, obwohl ich mich freute und auch mit traurig war. Es gab einfach keine Spitzen und das fand ich etwas schade in einem sonst so gelungenen Buch. 


**** Empfehlung? ****

Definitiv eine Empfehlung für Fans von Wandergeschichten mit nachdenklichen und emotionalen Ton. Ich habe das Buch sehr genossen, manchmal kann auch „nicht-perfekt“ glücklich machen.

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