„Ein einziger Tag wie ein ganzes Leben“ heißt es im Klappentext von Christopher Isherwoods „A Single Man“ und treffender kann man den Roman glaube ich nicht beschreiben. 😊
Wir erleben einen Tag im November 1962. In einem Vorort von Los Angeles lebt der Universitätsprofessor George, dessen Freund bei einem Autounfall ums Leben kam. Der Verlust seines Geliebten macht die „amerikanische Utopie“ für George zur Hölle auf Erden. Nur mit Mühe schleift er sich durch den Tag, gibt einen Kurs an der Uni und besucht seine Freundin Charly. Es scheint ein Tag wie jeder andere, bis eine nächtliche Begegnung mit einem seiner Studenten ihn völlig aus seiner Routine wirft.
Als ich neulich mal wieder die Filmadaption von Tom Ford aus dem Jahr 2009 gesehen habe, habe ich ein bisschen recherchiert und bin auf diese schön gestaltete Ausgabe des Romans gestoßen (das Cover passt wirklich perfekt). 😍
Schnell war das Buch bestellt und gelesen. Nachdem ich ein großer Liebhaber des Films bin, war es für mich spannend Georges Geschichte einmal anders zu erleben und da die Verfilmung in manchen Punkten abweicht, war es auch keineswegs langweilig. Isherwood lässt seinen Protagonisten in einem endlosen Gedankenstrom seine Umwelt beobachten und darlegen, was dem Leser tiefe und kritische Einblicke beschert. Es ist eine großartige Geschichte, die zwar ganz leise erzählt, aber dennoch bewegend und umwerfend ist. ☺️ Absolut lesenswert!
Der Roman erschien erstmals 1964, die abgebildete Taschenbuchausgabe ist 2016 im @atlantikverlag erschienen.
Christopher Isherwood
Lebenslauf
Alle Bücher von Christopher Isherwood
Leb wohl, Berlin
Der Einzelgänger
A Single Man
Praterveilchen
Mr Norris steigt um
Lauter gute Absichten
Willkommen in Berlin
Löwen und Schatten
Videos
Neue Rezensionen zu Christopher Isherwood
Rezension zu "Leb wohl, Berlin" von Christopher Isherwood
„Ich bin eine Kamera mit offenem Verschluss, ganz passiv, ich nehme auf, ich denke nicht.“
Mit diesem Satz beginnt eines der fulminantesten Hörspiele, das ich mir je anhören durfte. Wie einem Mantra gleich bleibt Mathieu Carrière als Erzähler dieser Aussage treu: Er beobachtet und kommentiert aber urteilt nicht. Er hält Distanz zu seiner Berichterstattung, wirkt dabei aber nie unbeteiligt oder gleichgültig. Dabei verwebt sich seine Stimme immer wieder gekonnt mit der von Christopher Nell. Während Carrière den deutschen Text spricht, können wir auch dem englischen Original durch Nell lauschen, was so für eine beängstigende Nähe zum Autor sorgt. Die Stimme des Erzählers verschmilzt mit der Stimme des jungen Christopher Isherwood. Christopher Nell mimt den aufstrebenden Autor als einen unvoreingenommenen Charakter mit jugendlichem Charme, dem wir den gebildeten Literaten ebenso abnehmen wie den jungen Mann, der nur allzu empfänglich ist für die mannigfaltigen Verführungen im damaligen Berlin.
Laura Maire schafft in ihrem Porträt der Sally Bowles die gekonnte Balance zwischen Pragmatismus, Selbstüberschätzung und Verführung, ohne dass sie ins allzu Ordinäre abrutscht. Ihre Stimme pendelt zwischen unbändiger Lebenslust, verruchter Erotik und kindlicher Naivität. Barbara Philipp verleiht der Zimmerwirtin Fräulein Schroeder mit prägnanter Stimme eine liebenswerte Kauzigkeit und geizt nicht mit bodenständigen Humor. Dabei ist es eine Freude zuzuhören, wie ein tolle Schauspielerin einer literarischen Figur ihre Stimme schenkt: Aufgrund mangelnder Englischkenntnisse spricht Fräulein Schröder Christopher Isherwood immer mit „Herr Issiwu“ an, was von Philipp ganz entzückend moduliert wird.
Diese vier talentierten Schauspieler*innen führen ein hochkarätiges Ensemble an, das in div. Rollen u.a. durch Lucie Heintze, Daniela Kiefer, Ole Lagerpusch, Gisa Flake, Felix von Manteuffel, Wanja Mues, Friedhelm Ptok und Franziska Troegner auf das Vortrefflichste komplementiert wird. Diese renommierten Sprecher*innen sind sich nicht zu schade, um in die div. (Neben-)Rollen zu schlüpfen und so zur hohen Qualität dieses Hörspiels wesentlich beizutragen.
Heinz Sommer bleibt in seiner Bearbeitung der bekannten Übersetzung durch Kathrin Passing und Gerhard Henschel treu und verflechtet die Dialoge gekonnt mit dem Erzähltext. Dabei verzichtet er nur auf die beschreibenden Passagen, die über Musik, historische Original-Einspielungen (z. Bsp. Auszüge aus dem Film „Der blaue Engel“ oder ein Radio-Interview mit Max Schmeling) und den Hintergrundgeräusche dem Hörer vermittelt werden. Den musikalischen Rahmen liefert Jörg Achim Keller mit der HR-Bigband, die mit ihrem authentischen Sound das so genannte Babylon Berlin wiederaufleben lassen. Strippenzieher hinter all dieser einzelnen Komponenten und somit derjenige, der dies alles zu einem Gesamtkunstwerk bündelt, ist der Regisseur Leonhard Koppelmann, der hier eine großartige Arbeit abliefert. Er sorgt für eine enorme „Tiefe“ und verleiht diesem Hörspiel so eine unwiderstehliche Sogkraft, der ich mich nicht entziehen konnte. Ein sensationelles Hör-Erlebnis…!!!
Auf Wiedersehen! A bientôt! Good night!
Ich habe das Hörspiel gehört.
Ich habe das komplette Hörbuch zu Ende gehört. Leider hat es nicht meinen Geschmack getroffen.
Allerdings war ich erstmal von der Aufmachung des Hörspiels begeistert. Wie das Hörbuch verpackt daher kommt ist mal ganz anders und vom Stil her sehr passend zur Geschichte. Auch das Cover fand ich sehr passend und zusammen mit der edlen Aufmachung der Hülle und des Booklets hatte ich direkt Lust das Hörbuch zu hören.
Allerdings hat mir dann die Machart des eigentlich Hörspiels nicht so gut gefallen. Teilweise war die Hingergrundmusik / Hintergrundgeräusche so laut, dass ich den Sprecher kaum verstanden habe. Auch bin ich bis zum Schluss oft nicht richtig mitgekommen bei den Szenen- und Personenwechseln. Daher war ich oft in der Geschichte nicht orientiert.
Die Handlung selbst fand ich wenig spannend. Da die Figuren von den nahenden Katastrophen nichts wahrhaben wollten, nahm das keine große Rolle in der Geschichte ein. Und die Figur der Sally ging mir mit ihrem Gehabe recht schnell auf die Nerven. Diese Figur war mir höchst unsymphatisch. Jeden den sie kennt nennt sie Darling. Darling hier und Darling dort und Darling überall. *seufz*
Sehr schade, aus meiner Sicht hätte da noch viel mehr Potenzial drin gesteckt.
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Zusätzliche Informationen
Christopher Isherwood wurde am 26. August 1904 in High Lane, Cheshire (Großbritannien) geboren.
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