Cover des Buches Emma, der Kaktus und ich (ISBN: 9783442484997)
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Rezension zu Emma, der Kaktus und ich von Christopher Lück

mit falschen Erwartungen leider nach einem vielversprechenden Start enttäuscht

von Antek vor 7 Jahren

Rezension

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Antekvor 7 Jahren

Die Geschichte beginnt spritzig, witzig mit dem Selbstmordversuch von Gerd Gerthner, dem Langzeitstudenten, der noch nie Glück bei Frauen hatte. Theoretisch müsste er am Ende des Prologs tot sein, aber klar nur theoretisch, denn dann wird man als Leser zurück in die Vergangenheit geschickt. Nach einem kurzen Abriss, warum ihm seine große Liebe und schwangere Verlobte vor die Tür gesetzt hat, plaudert Gerd nun aus dem privaten Nähkästchen. Warum war das erste Mal so spät? Wie hat er seine früheren Freundinnen ergattert und was ging dann kurz vor knapp daneben? Warum bekommt er als Schriftsteller keinen Fuß auf den Boden? Warum muss man Liebeskummer und Sorgen einfach Alkohol ertränken und überhaupt warum es ist gerade er der Allerärmste auf Gottes Erdboden? Auf all diese Fragen will er Antworten geben, bevor er dem Leser ganz am Ende verrät, wie es mit dem Selbstmordversuch und Emma wirklich ausgegangen ist.

Ich habe mit dieser Geschichte zu lesen begonnen und war wirklich sofort vom frech, witzigen Sprachstil begeistert. Die Seiten sind nur so dahin geflogen und ich habe mich durch die ersten Kapitel gekichert. Wortschöpfungen wie „homo unnützikus“, oder witzig dumme Fragen, z.B. „Haben schwangere Frauen ihre Tage?“ bzw. Aussprüche wie „Ich weiß noch nicht mal, ob ich einen Bizeps habe.“, fand ich originell und perfekt zu einem leichten Unterhaltungsroman passend.

Allerdings konnte sich meine anfängliche Euphorie leider nicht über die gesamte Geschichte erhalten. Immer mehr Szenen waren mir einfach zu ausgereizt und ausführlich dargestellt. Da hätte mir weniger gereicht, weil für mich dadurch der Witz deutlich abgeflachte. Ich hatte so das Gefühl, der Autor möchte sich von Kapitel zu Kapitel steigern, es muss immer noch ein Packen mehr Dramatik, mehr „dumme“ Sprüche, mehr Geschichten übers klägliche Versagen drauf, damit er den Leser am Ball behält. Aber für mich wäre hier eindeutig weniger viel mehr gewesen. Ich konnte, trotz guter Ansätze und Ideen, immer weniger und gegen Ende hin kaum noch lachen und schmunzeln.

Nicht ganz so gut haben mir auch die zahlreichen Alkoholexzesse und das zunehmende Selbstmitleid von Gerd gefallen. Damit habe ich auch im realen Leben keine Freude und das hat ihn vom versprochenen liebenswürdigen Traumtänzer für mich deutlich distanziert. Das ist aber mein persönliches Gusto und findet sicher Leser, die das begeistern kann.

Ich denke das Buch wird stark polarisieren, wobei der in meinen Augen etwas unglücklich formulierte Klappentext schuld ist. Ich habe mir z.B. unter einem liebenswürdigen Traumtänzer mit Schriftsteller-Ambitionen, der noch nie Glück bei Frauen hatte, doch noch seine Liebe auf den ersten Blick findet, und sich dann erhängen will, weil seine schwangere Emma ihn nach einem blöden Missverständnis aus der gemeinsamen Wohnung schmeißt, eine witzige Beziehungskomödie vorgestellt. Hier sind allerdings nur sehr wenige Seiten dieser Beziehung gewidmet, sondern man bekommt eher einen Abspann von Gerds bisherigem Leben, das von Alkoholexzessen, wenig Antriebswillen, was sein berufliches Fortkommen betrifft, und von enttäuschenden Liebeleien gezeichnet ist. Ich bin also schon mit ganz falschen Erwartungen an diesen Roman heran gegangen, was sich sicherlich auch objektiv negativ auf meine Bewertung auswirkt.

Wirklich super empfand ich das durch große Kapitelüberschriften oder Variationen der Schriftart ansprechende und leserfreundliche Layout. Die relativ große Schrift macht es zum idealen Buch für einen entspannten Abend, auch wenn die Augen schon ein bisschen müde sind.

Alles in allem musste ich nach einem vielversprechenden, witzigen Anfang leider feststellen, dass ich wohl leider nicht die ideale Zielgruppe für diesen Roman bin und vergebe deshalb nur noch drei Sterne.

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