Rezension zu "Das Buch der verschollenen Geschichten. Teil 1" von J. R. R. Tolkien
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich irgendwann die Geschichten überflogen und mir nur noch Christopher Tolkiens Anmerkungen und Kommentare durchgelesen habe, die ich durchaus spannend fand. Zudem haben diese den starken Tobak, nämlich die Geschichten seines Vaters, etwas ("vereinfachter") erläutert.
Genauso wie beim Silmarillion und auch trotz meines Überfliegens muss ich eingestehen, dass Tolkien Großartiges erschaffen hat. Er hat seiner Fantasy-Welt Legendenstoff hinzugefügt, welche sie unfassbar greifbar macht. Davor ziehe ich definitiv meinen Hut!
Mein Problem dabei ist nur Folgendes: Diese Geschichten funktionieren in diesem Umfang und in dieser Ausarbeitung nicht als Unterhaltungslektüre oder Lektüre für zwischendurch. Ich studiere im Master Germanistik Literaturwissenschaften und auch wenn ich dort einige komplexe Bücher/Werke lese, so fällt es mir unfassbar schwer, Tolkiens Werke zu verstehen oder zumindest einen Anhaltspunkt zu haben. Man muss diese mindestens zweimal lesen, um sich etwas einprägen zu können.
Die Geschichten sind märchenhaft geschrieben, mit vielen bildhaften Beschreibungen. Was fehlt, ist jedoch die emotionale Tiefe der Charaktere. Es handelt sich lediglich um Erzählungen. Um Legenden und Sagen. Es werden Begebenheiten geschildert; zwar auf eine unfassbar bildhafte Art, jedoch fehlt der emotionale Bezug.
Hinzu kommen die unfassbar vielen Namen. Hier, in diesem Werk, ist es noch schlimmer, weil die uns bekannten Figuren aus dem Silmarillion in den älteren Notizen Tolkiens noch anders hießen. Christopher Tolkien erläuterte zwar die Veränderungen, dennoch hatte ich bereits im Silmarillion Probleme mit den vielen Namen.
So oder so erkenne ich die unfassbare Arbeit, die Tolkien geleistet hat. Insgesamt kann ich aber nur 3,5 Sterne vergeben.