Rezension zu "Mindf*ck (Deutsche Ausgabe)" von Christopher Wylie
Dieses Buch liest sich wie ein Krimi. Er ist nur keine Fiktion, sondern Teil unserer Gegenwart. Die Einblicke in die Arbeit von Cambridge Analytica, die Einflussnahme auf Wahlkämpfe, insbes. US-Wahl, den Brexit und viele andere Regierungen dieser Welt zeigen wie labil unser kollektiver und individueller Geist ist bzw. sein kann und wie empfänglich dieser weiterhin ist für "Geschichten", die das Misstrauen stärken, Spaltung befeuern und Wut und Hass anheizen (die genutzten Methoden und Mechanismen sind alt).
Wir sind Zeitzeugen des Einflusses sozialer Medien und Messenger-Dienste, die als Plattformen wie ein Buschfeuer und Brandbeschleuniger für obiges wirken. Und durch die bereitwillige Nutzung der schnellen und "smarten" Technologien machen wir uns zunehmend und bereitwillig zu Marionetten der Unternehmen, die längst die Datenhoheit (kostenlos dazu) von uns erworben haben und unser Verhalten subtil beeinflussen und mitsteuern können. Die Akteure und Drahtzieher in diesem realen Krimi sind besessen von Machtergreifung, Geld und ihren wütenden und spaltenden Narrativen. Die Akteure sind jedoch immer wieder austauschbar.
Mir erscheint, die jungen "Teckies" wie der Autor selbst, sind voller Begeisterung von all den Möglichkeiten der Technik und der gigantischen Datenanalysen und Einflussnahmen, dass sie in dieser Euphorie auch verdrängen lernen. Das vermeintlich "Gute und "Böse" liegen nah beieinander. Die aktuellen Ereignisse rund um die US-Wahl sind bereits im Buch skizziert. Man muss sich nach dieser Lektüre also gar nicht wundern. Die Narrative sind längst erfunden und werden weiterleben.
Dieses Buch und das Buch "Anleitung zum Populismus von Fritz B. Simon" - im Doppelpack - sollten Pflichtlektüre sein. Wir müssen die Technologien und sozialen Medien nicht abschaffen, sie bieten zweifelsohne Vorteile und gehören zu etablierten Kommunikationsmitteln. Wir dürfen stetig unsere Selbstbeobachtung schulen und schauen, womit wir unseren Geist und unsere inneren Bilder und Überzeugungen füttern. Und, wir sollten uns dringend für Regulierungen der wenigen mächtigen Daten-Unternehmen einsetzen, zum Schutze der Demokratie.
...für ein freundlicheres Miteinander.