Die junge Ai Lian besucht mit ihrem Freund Michael die malaysische Kautschukplantage seines Vaters. Eine Hochzeit steht bevor, doch bevor es dazu kommen kann, geschieht ein Mord ...
Die Autorin Chuah Guat Eng zog mich mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Kriminal-, Gesellschafts- und Familienroman vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte Malaysias schnell in ihren Bann. Das Buch durchzieht eine zarte Melancholie, viele der Handlungsfiguren wirkten auf mich fürchterlich einsam und vielleicht auch deshalb unnahbar und geheimnisvoll. Die Autorin nähert sich ihnen sehr respektvoll und mit viel Verständnis für die menschliche Psyche. Es geht nicht nur um das Handeln der einzelnen Figuren, sondern auch darum, was sie geprägt und geformt hat, und wie sie damit umgehen - ein Ansatz, der mir sehr gut gefällt. Und der Mord wirft für sie alle lange Schatten, über viele Jahre hinweg ... Erzählt wird auf mehreren Zeitebenen, hauptsächlich in der lange zurückliegenden Zeit, in der sich der Mord ereignet, und in der Roman-Gegenwart, in der sich Ai Lian nach dem Tod Michaels endlich den Geistern der Vergangenheit stellen möchte ...
Für mich war dieses Buch meine erste nähere Begegnung mit Malaysia, daher freute ich mich besonders über das hilfreiche Glossar und den Überblick über die Geschichte Malaysias im hinteren Teil des Buches. Den Hauptschauplatz, die Plantage und den "belukar", die Wildnis des Dschungels in der Nähe der Plantage, hätte ich mir aufgrund meiner fehlenden Landeskenntnis noch ein bisschen ausschweifender beschrieben gewünscht. Dennoch konnte ich mir die besondere Atmosphäre des Ortes gut vorstellen und freute mich über die verständnisvollen Personenbeschreibungen - wenn mir auch das Verständnis am Ende etwas zu weit ging.
Gefühlvoll und voller Weisheit erzählt - eine schöne Lektüre!