Rezension
tedescavor 12 Jahren
Skurrile Gesellschaftskritik, mysteriöse Vorkommnisse, Hexerei und eine Reise durch die USA - alles vereint in "Lullaby", einem äußerst zynischen und bösartigen Buch, dessen Staccatostil an die schnellen Cuts im Actionfilm erinnert. Bissig und genervt beschreibt die Hauptfigur, der Reporter Carl Streator, die Welt, die ihn umgibt. Die allgegenwärtige Sucht nach Unterhaltung, nach einer Geräuschkulisse, treibt ihn fast zum Wahnsinn. "Phobiker der Stille" - eine geniale Umschreibung für die Menschen, mit denen er tagein tagaus leben muss. Bis seine Recherchen ihm das Märzlied in die Hände spielen, mit dem er ruck-zuck alle seine Probleme lösen kann. So weit konnte ich der Geschichte noch folgen, doch zum Schluss hin wird sie derart skurril und abgehoben, dass ich froh war, wie sie endlich vorbei war. Das Ende bleibt irgendwie offen, verstanden hab ich es nicht. Oder es gab einfach nichts zu verstehen, das wär ja theoretisch auch noch möglich. Auf jeden Fall gehört "Lullaby" nicht zu den Büchern, die ich weiterempfehlen werde. Das Hörbuch (exklusiv und ungekürzt bei audible.de) wird im Grunde sehr gut gelesen von Torsten Sense, aber gerade da kommt dieser kurzangebundene "Er sagt - Sie sagt" - Stil noch intensiver rüber und nervt nach einiger Zeit ganz gewaltig. Wenn schon "Lullaby", dann als Print, würde ich sagen.