Claire Beyer

 3,3 Sterne bei 26 Bewertungen
Autor*in von Revanche, Rauken und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Claire Beyer, 1947 geboren, lebt in Markgröningen bei Ludwigsburg. Sie hat ein Musical über Camille Claudel verfasst und Erzählungen, Kurzprosa und Gedichte in verschiedenen Anthologien sowie einen Band mit Lyrik veröffentlicht. Nach ihrem überaus erfolgreichen Prosadebüt »Rauken« (FVA 2000) erschienen der Erzählungsband »Rosenhain« sowie die Romane »Remis«, »Rohlinge« und zuletzt »Refugium«.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Claire Beyer

Cover des Buches Revanche (ISBN: 9783627002688)

Revanche

 (8)
Erschienen am 30.08.2019
Cover des Buches Rauken (ISBN: 9783627022112)

Rauken

 (8)
Erschienen am 11.11.2013
Cover des Buches Remis (ISBN: 9783627021320)

Remis

 (4)
Erschienen am 11.11.2013
Cover des Buches Refugium (ISBN: 9783442749034)

Refugium

 (3)
Erschienen am 08.09.2015
Cover des Buches Rohlinge (ISBN: 9783627001636)

Rohlinge

 (2)
Erschienen am 24.08.2009
Cover des Buches Rosenhain (ISBN: 9783627021030)

Rosenhain

 (1)
Erschienen am 11.11.2013

Neue Rezensionen zu Claire Beyer

Cover des Buches Rauken (ISBN: 9783627022112)
buchstaeblichverliebts avatar

Rezension zu "Rauken" von Claire Beyer

Ernüchternd
buchstaeblichverliebtvor 7 Monaten

📌 "Spielen, das hieß, in die Wälder gehen, die Felsen hoch und runter, dann auf die Bäume, Nüsse sammeln, aus Zweigen und Holzstücken Autos bauen, schnitzen, Kühe jagen, Rehe beobachten, der Iller Steine entreißen.

Spielen hieß, seine Arbeit getan zu haben, so klein oder groß einer auch ist, eine Pflicht gab es für jeden." (S. 17)

Die kleine Vroni wächst in den 50er-Jahren irgendwo im Allgäu auf. 

Als ungewolltes Kind, zieht sie täglich den Zorn ihres vom Krieg traumatisierten Vaters auf sich, der sie für alles und nichts verprügelt. 

Die depressive Mutter ist keine Hilfe, leidet sie doch selber unter der Tyrannei ihres Ehemannes. 

Zwar lässt Vroni sich nicht unterkriegen und erlebt trotz Schlägen und körperlicher Gewalt auch schöne Momente in ihrer Kindheit, jedoch fand ich die Schilderungen in diesem schmalen Büchlein wahnsinnig deprimierend und ernüchternd. 

Immer wenn Vroni etwas positives widerfährt, widerfährt ihr auch gleich wieder etwas schlechtes. 

Bestimmt war das von der Autorin so gewollt und sicher bleibt die Geschichte auch im Kopf, aber eben eher auf negative Art und Weise. 

Cover des Buches Revanche (ISBN: 9783627002688)
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Rezension zu "Revanche" von Claire Beyer

Spannende Geschichte
Gwhynwhyfarvor 3 Jahren

«Wie sagt man Unsagbares. Eine Hand aufs Herz, ein Streicheln über die Wangen, eine lange Umarmung. Ihre Lippen berühren, ihre Haare, ihren Schoß, ihre geschlossenen Lider küssen. Mon amour, mon amour. So brachten wir uns Worte bei. Lachten über die Aussprache des anderen. Bis wir vom rotbärtigen Unteroffizier entdeckt wurden. ... Der lüsterne Blick des Bärtigen verhieß nichts Gutes.» 


Alles beginnt mitten im Ersten Weltkrieg – eine kleine Liebesgeschichte zwischen einer Französin und einem jungen deutschen Soldaten, der als Meldereiter eingesetzt ist. Eine Familiengeschichte über drei Generationen, in 191 Seiten in knappen Puzzleteilen zusammengesetzt, nur das Elixier zusammengetragen: Der Soladat, seine zwei Söhne, die drei Söhne des einen; Frauen kommen kaum vor, nur als Randerscheinung, irgendwer muss die Kinder zur Welt bringen. Drei Männer herausgenommen, drei Generationen, Väter und ihre Söhne.


«Tobias war den Ausführungen des Vaters atemlos gefolgt. Plötzlich als dessen vertrauter, wie gleichwertig behandelt zu werden, war mehr als ungewöhnlich ... Die Begriffe Verzicht, erbe, Vertrag schmolzen jetzt zu einem Klumpen. ... Nie wieder mit seinem Vater und den Brüdern unter einem Dach wohnen zu müssen, versetzte ihn in eine geradezu euphorische Stimmung, die er nur mit Mühe unterdrücken konnte.

‹Zu deinen Brüdern kein Wort! Offiziell wirst du nach der Therapie in ein Wohnheim ziehen und Sprachen studieren.»



Die Hauptfigur ist Tobias Ristow, der allein in einem riesigen Terrassen-Appartement direkt am Ufer des Neckars wohnt, das ihm nach dem Abitur der Vater schenkte. Der dritte Sohn, der sich nie wahrgenommen fühlte, der Sohn aus zweiter Ehe – noch einer, wo es doch bereits zwei Erben gab. In aller Heimlichkeit erhält diese Wohnung, studieren soll, solange, was immer er will. Er fühlt sich als der Auserwählte des Vaters. Zu seinen Stiefbrüdern hat er keinen Zugang. Das der damals Achtzehnjährige in seiner Naivität über das Ohr gehauen wurde, begreift er erst später. Nach Beendigung diverser Studiengänge wird er als Übersetzer im Familienunternehmen eingesetzt. Beziehungen halten bei ihm nie, bis er Lea Berner kennenlernt ...

 

Tobias will wissen, warum Onkel Fritz damals so mir nichts, dir nichts fortging. Der Bruder seines Vaters verschwand spurlos zur gleichen Zeit, in dem Tobis Mutter bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben kam; Tobias war damals sieben Jahre alt. Der Junge verlor nicht nur die Mutter, den Onkel, sondern gleich die gesamte Familie, denn man steckte ihn in ein Internat. Mit mittlerweile 50 Jahren, als Typ, dem rein gar nichts gelingt, begibt er sich auf die Suche nach dem Onkel, hofft auf ein Leben mit Lea und findet Aufzeichnungen seines Großvaters.


Die Charaktere des Familienromans sind trotz der Kürze gut gezeichnet, der Spannungsaufbau ist stimmig, gibt Stück für Stück Geheimnisse preis. Letztlich haben wir es mit Einzelschicksalen zu tun, die als Familiegeschichte verbunden werden. Die Sprache ist kurz und prägnant, genauso reduziert wie die Handlung ist die Sicht auf die Dinge. Berührt hat mich das Drama des Soldaten – denn es ist unterm Strich eine völlig eigene Geschichte, die nur am Anfang und am Ende eingeflochten ist. Am Ende fragte ich mich, was dieser Mann in der Erzählung zu suchen hat. Sein Lebenslauf endet mit dem Krieg, wird nur noch in ein, zwei Sätzen weitererzählt. Hier fehlt mir die Anknüpfung zum Sohn, der später ein erfolgreicher Unternehmer wird, seine Darstellung beginnt erst in der Lehrzeit. Oder eine Beziehung zum Enkel, der den Großvater nie kennenlernte. Drei Männer, die außer ihren Genen nicht viel miteinander zu tun haben. Am Ende reist Tobias zu den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs nach Nordfrankreich, auf der Spurensuche nach seinem Großvater, mit dessen Aufzeichnungen er ein Videospiel entwickeln will. Geodaten per Smartphone, vermessen von Landschaften. Die einzige Verknüpfung. Doch das Ende hat noch viel mehr zu bieten, einen veränderten Tobias, der aus dem Dornröschenschlaf erwacht ist. Und das alles hat mit seinem Vater zu tun. 


Sprachlich hat mich das Buch beeindruckt. Jeder Satz ist auf den Punkt gebracht, ausgefeilt mit großem Sprktrum. Die Seiten fliegen nur so dahin, ein warmes Gefühl breitet sich beim Leser aus. Spannend und unterhaltsam ist die Geschichte allemal. Claire Beyer sagt in einem Interview, der Teil zu August, dem Soldaten war wesentlich länger im Entwurf. Sie hat ihn stark reduziert, wollte «einen modernen Roman und keinen historischen über die ungeheure Entwicklung schreiben, die in den vergangenen 100 Jahren seit dem Ersten Weltkrieg passiert ist, quasi vom Meldereiter zum Smartphone.» Der Job von August, dem Meldereiter, der Depeschen von A nach B bringt, wäre heute nicht nötig, wie so vieles mehr.


Claire Beyer, 1947 geboren, lebt in Markgröningen bei Ludwigsburg. Sie hat ein Musical über Camille Claudel verfasst und Erzählungen, Kurzprosa und Gedichte in verschiedenen Anthologien sowie einen Band mit Lyrik veröffentlicht.


https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/revanche-von-claire-beyer-rezension.html


Cover des Buches Revanche (ISBN: 9783627002688)
B

Rezension zu "Revanche" von Claire Beyer

Revanche
BirPetvor 4 Jahren

"Lerne deine Vergangenheit zu trösten." 

Tobias Ristow ist in den 50 und lebt in einer schönen Wohnung mit grosser Terrasse direkt am Ufer des Neckar.
Beruflich ist er in der Firma seines Vaters tätig und hat dort eine gut dotierte, wenn auch nebengeordnete Stelle.
Die komfortable Wohnung war ein Geschenk seines Vaters zum Abitur und vor lauter Glück über diese Unabhängig seine eigenen vier Wände zu haben, dachte Tobias nicht weiter darüber nach im Gegenzug der Bitte des Vaters nachzukommen und unter einige Unterlagen seine Unterschrift, zum Wohle der Firma, zu setzen und das hat Jahre später weitreichende Folgen.

Tobias ist ein Einzelgänger, jedoch gibt es immer wieder für einige Zeit Frauen in seinem Leben, keine blieb lange, aber von Pech oder schlechtem Karma geht er nicht aus, vielmehr glaubt er die Ursache darin, dass man ihn ständig psychologisieren will.
Im Argen ist tatsächlich einiges. Die Mutter verstarb früh unter dubiosen Umständen, außerdem verschwand mehr oder weniger zeitgleich auch sein geliebter Onkel Fritz ohne jegliche Spur.
Eines Tages lernt er beim Handykauf Lea kennen, jünger als er, alleinerziehend, hübsch, reserviert und Tobias fühlt sich von ihr magisch angezogen.
Dieses Zusammentreffen wird zu einem Wendepunkt und Tobias macht sich auf die Suche nach seinen Wurzeln und gräbt tief, sehr tief in seiner Vergangenheit.

Als Leser findet man sich mitten in einer Familiensaga über drei Generationen wieder und das auf nicht mal 200 Seiten ist beeindruckend.
Die Charaktere fand ich alle sehr fein gezeichnet, den Spannungsaufbau stufenweise und an Emotionen mangelt es dem Roman auch nicht.
Geschickt und mit viel Feingefühl werden hier Geschichte und Emotionen, Einzelschicksale miteinander versponnen.

Eine rundum interessante und gute Lesezeit.

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