Mythos wilder Westen – und zehn Geschichten, die damit nicht mehr als den Schauplatz gemein haben und diesen gehörig entzaubern. Jedoch nicht ohne einen ganz eigenen Zauber zu verbreiten.
Ein Einsiedler, der ein Mädchen vor dem Verdursten rettet; ein Rucksacktourist, der sich in ein abgelegenes Bordell verirrt; zwei Brüder, die zur Goldsuche nach Kalifornien kommen – das sind nur vier der Protagonisten in den Geschichten.
Claire Vaye Watkins erzählt in ihren zehn Geschichten von Menschen, Orten und Begegnungen. Alle sind sie ganz unterschiedlich – und doch haben sie eines gemeinsam; sie spiegeln die Sehnsucht der Menschen nach Geborgenheit, nach einem glücklicheren Leben wider. Watkins Charaktere scheitern alle irgendwie am Leben, keiner von ihnen ist glücklich oder gar perfekt, doch genau das macht sie so authentisch.
Dabei verarbeitet sie in der Titelgeschiche „Geister, Cowboys“ auch ihre ganz eigene Familiengeschichte. Als Tochter von Charles Mansons rechter Hand Paul Watkins wird sie immer wieder mit ihrer Familie konfrontiert, mit fanatischen Fans, die in ihrem Vorgarten stehen. Ihre Geschichte wirkt wie der Anstoß zu allen anderen Geschichten, ein Anstoß um mit Gerüchten und Vorurteilen aufzuräumen.
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Claire W. Watkins
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Geister, Cowboys
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Rezension zu "Geister, Cowboys" von Claire W. Watkins
Zehn Geschichten, die allesamt im US-Bundesstaat Nevada spielen. Ein Staat des Glücksspiels, der Bordelle, Geisterstädte, aber auch ein Staat der unendlichen, und dabei oft bedrohlichen, Weiten und Wüsten. Dort wo sich schon mal ein junger italienischer Tourist verläuft, während sein Freund sich auf Kosten der Botschaft in einem Bordell amerikanisches Bier bestellt. Oder man auf der Straße über die Überreste eines Autounfalls stolpert, der einen so erschreckt, dass er die Dämonen der Vergangenheit heraufbeschwört. Oder einfach dort wo Claire Watkins, die Tochter des Lakaien von Charles Manson, aufgewachsen ist und sich einmal Hals über Kopf in einen jungen Regisseur verliebte, der ihre Geschichte verfilmen wollte.
Gleich zu Anfang wird das Mysterium um die unfreiwillige Berühmtheit der Claire Vaye Watkins aufgegriffen. Literarisch verzerrt, fragt sich der Leser, ob er dem Glauben schenken kann, ob es wirklich sein kann, dass ihr Vater Charles Manson kennt und sie nun darüber schreibt. Man liest weiter, aber so ganz findet man das nie heraus, so ganz scharf wird das Bild dieses jungen Mädchens nicht. Ähnlich denen der anderen Protagonisten, die sich dem härtesten aller Bundesstaaten ausgeliefert fühlen und denen, mit denen sie ihn teilen. Einsame Herzen, die sich an den Vergnügungen der Spielhölle Las Vegas wund reiben und dabei nach Verbundenheit suchen, nach Zugehörigkeit und Anschluss an das Leben und die Menschen, die nur dann nach Nevada reisen, wenn sie alles wollen, nur eben das nicht.
Watkins Helden sind somit alle auf ihre eigene Weise tragisch, nicht zuletzt sie selbst, die sich im Schatten des mörderischen Vaters wiederfindet, dort nach Geborgenheit sucht, sich aber dann eingestehen muss, dass die, welche sie dort finden, nicht an ihr, Claire Watkins, interessiert sind. Doch nicht alle ihre Figuren zeigen so viel Einsicht, wie sie selbst. Da sind zum Beispiel die beiden Mädchen, die nach Las Vegas streben, auf der Suche nach einem Abenteuer, und dort nicht nur einander, sondern auch sich selbst verlieren. Der junge, italienische Student, der, über die Verliebtheit zu einer Prostituierten, völlig vergisst, dass sein Freund in der Wüste Nevadas ums Überleben kämpft. Oder der alte Mann, der sich eines jungen, ungewollt schwangeren Mädchens annimmt, nur um es dann wieder an den brutalen Vater auszuliefern und alleine inmitten der rauen Landschaft Nevadas zurückzubleiben.
Leichte Kost ist dieser Erzählband damit natürlich nicht, doch wenn Watkins mit ihren Schilderungen recht hat, was ich stark annehme, schreibt sie doch über ihre Heimat, ist der Schauplatz desselben nun mal auch keine leichte Kost, weder für den Leser, noch die Protagonisten oder selbst die derzeitigen, bzw. verzogenen Einwohner Nevadas und seiner Städte. So reicht mir die Autorin die Hand und lässt mich durch ihre Geschichten schauen, wie durch ein Fenster, auf das Panorama eines amerikanischen Mythos. Eine Reise, die ich ohne Watkins wahrscheinlich nie unternommen hätte und die ich daher jedem Leser, der sich für das amerikanische Lebensgefühl interessiert und dabei für das Klischee des amerikanischen Traums wenig übrig hat, ans Herz, bzw. ins Bücherregal legen möchte. Denn wenn Watkins schreibt tut sie das ganz ohne Kompromisse, ohne Verklärtheit, aber mit einem Höchstmaß an literarischer Finesse, die bei Autoren in ihrem Alter auf Großes hoffen lässt.
Ein kraftvoller Erzählband und ungeschöntes Portrait des US-Bundesstaates Nevada, von dessen Autorin ich in Zukunft noch einiges erwarte.
Rezension zu "Geister, Cowboys" von Claire W. Watkins
Das Buch ist eine Sammlung von 10 Kurzgeschichten, die in Nevada, USA, spielen. "Geister, Cowboys" ist eine Geschichte über Familie und Vergangenheit der Autorin Claire Vaye Watkins und über ihre Beziehung zu Razor Blade Baby, die sie überall hin begleitet. "Das Letzte, was wir brauchen" erzählt die Geschichte eines Mannes, der nahe einer Geisterstadt im Straßengraben persönliche Dinge findet und mit dem Besitzer dieser Dinge in Briefkontakt tritt. In "Rondine al Nido" erzählt eine Frau ihrem Freund von den schlimmsten Dingen in ihrer Vergangenheit. "Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt" handelt von dem jungen Italiener Michele, dessen Freund in der Wüste vermisst wird. "Wish you were here": Marin und Carter bekommen ihr erstes Baby. In "Man-O-War" findet ein pensionierter Minenarbeiter eine bewusstlose junge Frau. In "Die Archivarin" trauert Nat einem echten Bad Boy nach. "Die Gräber" ist eine Geschichte über zwei Brüder, die ihre Familie verlassen, um Gold zu suchen. "Virginia City" ist das Ausflugsziel von drei Freunden, die in einer etwas komplizierten Beziehung zueinander stehen. "Graceland" beschreibt, wie zwei Schwestern unterschiedlich den Selbstmord ihrer Mutter verarbeiten.
Die Rezension zu schreiben fällt mir, selbst aus einer gewissen Distanz zu diesem Buch heraus, recht schwer. Grund dafür ist, dass ich mir immer noch nicht klar bin, ob ich die Stories richtig interpretiert habe oder nicht. Ich habe in den letzten Wochen die einzelnen Stories mehrfach gelesen und bin mir immer noch nicht sicher. Zuerst möchte ich sagen: Dieses Buch hat mich abgestoßen und gleichzeitig auch fasziniert. Mehrmals habe ich es weggelegt und mir geschworen, es nicht mehr zu lesen, um es dann doch wieder in die Hand zu nehmen und weiter zu lesen. Die Stimmung in allen Geschichten ist drückend.
Jede Geschichte handelt von zerstörten Träumen und deren emotionale Wirkung. Und bei allen Geschichten meint man, den heißen Wüstenwind zu spüren. Auch die Nähe zu Las Vegas ist immer präsent. Es gibt allerdings keine abgeschmackte Geschichte von einem Zocker, der sich in den Casinos sein Leben ruiniert. Keine Klischees. Doch Sex and Drugs gibt es in jeder Geschichte. Alles, was ich gelesen habe, war absolut desillusionierend, und das in einer Form, dass ich immer nach maximal zwei Geschichten an einem Stück genug hatte. Kein "Gute-Laune-Buch" und ich empfehle jedem, der gerade in einer Lebenskrise steckt, sich dieses Buch nicht anzutun.
Aber es war auch sehr faszinierend. Um diese Geschichten überhaupt zu verstehen, braucht man auch als Leser eine gewissen emotionale Tiefe. Sonst bleiben die Stories einfach nur Situationsbeschreibungen. Jede Geschichte lässt jede Menge Freiraum für eigene Spekulationen über das, was die Autorin eigentlich erzählen wollte. So sind meine Kurz-Zusammenfassungen der Stories auch nur eine Schilderung der Rahmenhandlung und haben mit dem eigentlichen Inhalt wenig zu tun. Möge das jeder für sich selbst heraus finden. Ein Buch, über das ich liebend gern mit jemand sprechen würde, der es auch gelesen hat: "Hast du das auch so verstanden oder wie siehst du die Geschichte....?"
Die Autorin Claire Vaye Watkins ist die Tochter von Paul Watkins, der wiederum die rechte Hand von Charles Manson war. Als ich das im Klappentext gelesen habe, dachte ich noch so bei mir, dass ich das nicht wichtig finde und auch nicht unbedingt erwähnen würde. Aber jetzt denke ich, dass genau das diese Geschichten beeinflusst hat.
Ich habe diesem Buch nur vier von möglichen fünf Sternen gegeben, weil ich nicht mal sagen kann, ob mir das Buch gefallen hat. Es hat mich beeindruckt und fasziniert, aber gefallen? Nicht das richtige Wort dafür. Vielleicht wäre etwas weniger "Mystik" ganz gut gewesen, ich bin immer noch etwas verwirrt, wenn es um diese Geschichten geht. Ein besonderes Buch und auch eine Leseempfehlung für alle, die Spaß daran haben, Gelesenes selbst zu interpretieren. Ich glaube, ich werde das Buch in einem Jahr nochmal lesen...
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