Cosima Liefenstein ist die Erbin der großen Industriellenfamilie Liefenstein. Sie engagiert sich über ihre neu gegründete Stiftung für bedürftige Frauen in den 50iger Jahren in Köln. Dabei begegnet sie dem Journalisten Leo Markgraf, der aktuell versucht den Tod eines befreundeten Anwalts aufzuklären. Dieser hatte zuvor Anschuldigungen gegen die Familie Liefenstein vorgebracht. Nun beginnt Cosima ihrerseits auch in der Vergangenheit ihrer Familie nachzuforschen und muss erkennen, dass der schöne Schein trügt und doch einiges im Argen liegt.
Gründliche Recherche
Claire Winter beschließt mit diesem Roman unter anderem das oft totgeschwiegene Thema der Zwangsarbeit während des zweiten Weltkriegs aufzugreifen. Der Autorin ist ein mitreißender und sehr angenehmer Schreibstil zu Eigen. Dem Roman geht eine sehr gute Recherche voran. Das ist auch aus dem Nachwort ersichtlich, in dem sie auf wichtige Recherchequellen verweist und der Leser selbst bei Interesse noch nachlesen kann.
Auch optisch kann das Hardcover Buch des Heyne Verlags punkten. Neben einem passenden Farbumschlag ist das Buch noch mit Lesebändchen und erklärendem Personenverzeichnis ausgestattet.
Packend und schockierend zugleich
Der Roman wechselt nicht nur die Erzählperspektive, sondern auch die Zeitebene. Mit regelmäßigen Rückblenden in die Zeit zwischen 1929 und 1956 schafft sie einerseits Klarheit über vorangegangene Ereignisse und steigert damit andererseits auch die fortlaufende Spannung. Sie zeigt auf, dass es auch nach dem zweiten Weltkrieg noch Personen gab, die weiterhin mächtig waren und skrupellos die Fädenzieher waren. Auch wenn dem historisch bewanderten Leser, die Taten der SS, Gestapo und anderen Nazigrößen bekannt sind, schafft sie es, durch ihre Erzählung, dass der Leser einmal mehr schockiert über die damaligen unglaublichen Vorgänge ist. Man ist zutiefst betroffen und stellenweise richtiggehend angeekelt. Dennoch kann man das fesselnde Buch kaum aus der Hand legen, weil man unbedingt den Familiengeheimnissen auf den Grund gehen will.
Fiktive Familie Liefenstein
Die von ihr geschaffene Protagonistenfamilie Liefenstein steht exemplarisch für viele andere tatsächlich existente Familien. So bekommt man ein sehr genaues Bild wie die Arbeit dieser mächtigen Industriellen während, aber auch nach dem zweiten Weltkrieg funktioniert hat.
Sowohl die junge Cosima Liefenstein als auch die in Rückblenden vorkommenden Charaktere der Elisa Kopper und des Edmund Liefenstein, sind sehr angenehme Charaktere, die den Leser schnell von sich überzeugen können.
Anfangs liegt alles im Geheimen. Der Leser erahnt aber schon, welcher der Charaktere eventuell Schlimmes verbergen könnte.
Fazit:
Dieser Roman hat mich absolut begeistert. Er zeichnet sich durch perfekte Recherche aus. Claire Winter konnte diese Informationen in einen packenden Roman einbauen. Beim Lesen steigert sich die Spannung fast zum Zerreißen und man möchte die rund 590 Seiten am liebsten ohne Unterbrechung durchlesen.