Rezension zu "Eine Handbreit Hoffnung" von Clara Kramer
Clara wächst behütet bei ihrer vermögenden jüdischen Familie in Ostpolen auf, das nach dem Krieg zur Ukraine gehört. Die SS trieb im Sommer 1942 viele Juden aus ihren Häusern und verschleppte sie in Zügen mit unbekanntem Ziel. Wer versuchte, wegzulaufen, wurde erschossen. Noch mehr Angst als vor der brutalen SS und Gestapo hatten sie vor den schießwütigen Ukrainern, die ebenso wie die Deutschen damit prahlten, wie viele Juden sie ermordet hatten. Die Polen verrieten die Verstecke ihrer jüdischen Nachbarn an die Deutschen. Ein Volksdeutscher und seine Frau (frühere Mitarbeiter der Familie) übernimmt das große Haus einer jüdischen Familie, unter dessen Keller die früheren Eigentümer ein Versteck gegraben hatten. Dort finden mit Clara achtzehn Juden Unterschlupf und werden von der Frau mit Lebensmitteln versorgt. Die Familie gilt als Judenhasser, weshalb sich im Haus nahezu täglich beide Mächte zum Feiern treffen, was die Menschen in ihrem Loch noch zusätzlich ängstigte. Diese eineinhalb Jahre im dunklen Graben ohne Tageslicht, Toilette und Waschmöglichkeiten werden derart realistisch und ohne übertriebene Gefühlsregung beschrieben, so dass der Leser sich mitgefangen fühlt und mitleidet. Mit dem Schluss holte mich die Realität wieder ein und ließ mich recht unzufrieden zurück.