Rezension zu Wie man Lebenspläne verändert von Claude M. Steiner
Rezension zu "Wie man Lebenspläne verändert: Die Arbeit mit Skripts in der Transaktionsanalyse" von Claude Steiner
von LilianA
Rezension
LilianAvor 11 Jahren
Verantwortungsbewusste Aufarbeitung der Transaktionsanalyse nach Berne. Steiner beschreibt sehr persönlich sein Verhältnis zu Berne bis zu seinem Tod und übernimmt die Systematisierung seiner Hinterlassenschaft. Dabei beklagt Steiner die Abwendung des Autorenpaar Harris, die wesentlich populistischer ihre Bekanntschaft mit Berne niederzulegen wussten. Sprachlich reicht Steiner weder an Berne noch an die leichte Sprache des Ehepaars Harris heran und liefert damit eine solide wissenschaftliches Aufarbeitung, wobei es ihm leider etwas zu stark, um den "rechten Weg" geht, damit schreibt Steiner - im krassen Gegensatz zu seinem Vorbild Berne - über die Menschen hinweg. Lesenswert für Menschen, die die Herkunft der Transaktionsanalyse und Gesprächstherapie in der psychologischen Entwicklungsgeschichte (1974) verorten möchten, ansonsten unbedingt eher "Was sagen Sie nachdem Sie guten Tag gesagt haben?" lesen!
Steiner reflektiert eher unfreiwillig die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der amerikanischen Bürgerschicht in den 70igern und macht uns mit Rollenklischees bekannt, die man selten so sorgfältig beschrieben sieht. Als weiteres spannendes zeitliches Colorit ist die Auseinandersetzung des Autors mit der Rolle von Machtverhältnissen und Unterdrückungsmechanismen sowie die gesellschaftliche Bedeutung von der Erziehung zum Konkurrenzstreben hervorzuheben. Die integrierte Mitautorin Hogie Wyckoff stellt über 20 Seiten "banale Scripts" von Frauen, Steiner im Anschluss die der Männer vor. Damit legen die Autoren eine psychologische Betrachtung "normaler" lebensbegleitender Psychologie vor, die uns in großen Teilen sonst abhanden kommt, wenn Fachkollegen sich i.d.R. auf die klinisch beschriebenen Fälle, die meist in dramatischen Höhepunkten erfasst werden, den Schwerpunkt bilden. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass Steiner die letzten 90 Seiten der konkreten Umsetzung von Therapie und Patientenkooperation widmet.
Als special interest hat die 12. Auflage wohl ihre Daseinsberechtigung. Wer die Entwicklung der amerikanisch geprägten Gesprächs- und Gruppentherapie für sich nacharbeiten möchte, hat damit ein solides Zeitdokument.