Wer war Phil Dick?
Philip K. Dick, der oft auch unter Psydonymen veröffentlichte, war ein bekannte US-amerikanischer Science Fiction Autor, der immense viele Romane und Erzählungen veröffentlicht hat.
Du bist mit seinem Werk bestimmt auch schon in Berührung gekommen, zumindest wenn du die Filme „Blade Runner“ oder „Total Recall“ kennst, die auf Geschichten von ihm basieren. Auch der Mega Blockbuster „Matrix“ und seine Prequels basiert auf seinen Ideen.
Phil Dick kann als einer der großen Ideengeber für futuristische und philosophische Film-und Fernsehproduktionen gesehen werden.
Wer aber war Phil Dick wirklich? Woher bezog er seine Ideen, wie hat er gelebt und wie sah seine Glaubenswelt aus?
Der französische Journalist und Schriftsteller Emmanuel Carrère, den ich seit seiner Gerichtsreportage „V13 - Die Terroranschläge von Paris“ sehr bewundere, hat über diesen Menschen und sein Umfeld ein Buch geschrieben, das er selbst als Romanbiografie definiert. Ich persönlich finde, das Buch hat mehr einen Sachbuchcharakter, auch wenn Carrère einzelne Passagen aus Dicks Leben und Werken mit fiktionaler Freiheit erzählt.
Das Krasse ist, dass das Buch in Frankreich bereits 1993 erschien und jetzt nach 32 Jahren (!!!) ins Deutsche übersetzt wurde. Das spricht für eine ungebrochen Faszination und einem Interessse an Phil Dick und seinen Fantasiewelten. Aber auch für die Kunst und das Talent von Carrère, denn beim Lesen dieser zeitlosen Biografie macht das Erscheinungsjahr keinen Unterschied.
Carrère erzählt Dicks Leben chronologisch und beginnt mit seinem ersten einschneidenden und prägenden Ereignis nach seiner Geburt. Und das ist der Tod seiner nur wenige Monate alten Zwillingsschwester Jane unter tragischen Umständen. Dick wird Zeit seines Lebens von einer Art Parallelexistenz besessen sein, vom Glauben an eine Art gespiegelten Leben, das in den Erzählungen vom Tod seiner Schwester seinen Anfang nahm.
Dick wächst in Berkeley, damals die rote Hauptstadt der USA und in einem von marxistischem Dialekt geprägten Umfeld, obwohl er als junger Erwachsener als Reaktionär gilt. 1952 veröffentlicht er seine erste Erzählung.
Anfang der 60er entdeckt er die Pforten der Wahrnehmung.
Es ist die Zeit der Bewusstseinserweiterung, die Ära von Huxley, LSD und Meskalin.
„Lovecraft hatte gewarnt: Wenn wir alles wüssten, würden wir vor Entsetzen wahnsinnig werden.“
In den Werken von Phil Dick, der manchmal als Drogen-Autor beschrieben wurde, geht es viel um das Erkennen der „echten“ Wirklichkeit, sie sind demaskierend und desillusionierend und in der Handlungsführung mit komplexen und spannenden Aufbau.
Dick wurde viel von den spirituellen Strömungen seiner Zeit geprägt, so befragte er zeitweise regelmäßig das I Ging, nicht nur für sein eigenes Leben sondern auch für die Weiterführung der Handlung in seinen Romanen.
Oft habe ich mich beim Lesen gefragt, wie wohl die Entwicklungen unserer heutigen Zeit gerade im Bereich Künstliches Bewusstsein und Intelligenz auf Phil Dick gewirkt hätten. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass die Übersetzerin Claudia Hamm in einer Anmerkung von 2025 kurz darauf eingeht.
Sie erwähnt auch, dass in Übereinstimmung mit Carrère einige Kürzungen vorgenommen wurden, was ich sehr begrüße, denn ich kann ich nicht leugnen, dass das immer noch 360 Seiten umfassende Buch für mich einige Längen aufwies und das Lesen einige Zeit in Anspruch nahm.
Dennoch war „Ich lebe und ihr seid tot“ für mich eine sehr bereichernde und informative Lektüre war, die mir gut gefallen hat. Carrère gibt mit Phil Dicks Biografie nicht nur Einblicke in eine spannende Zeit in den USA, als vieles im Umbruch war, sondern auch in eine Gedankenwelt, die sowohl visionär als auch verwirrt war.
Oder um es mit Phil Dicks Worten zu sagen:
„Es ist manchmal eine angemessene Reaktion auf die Realität, verrückt zu werden.“