Rezension zu "Tausendundeine Nacht" von Claudia Ott
Inhalt:
Quelle: Verlag / vlb
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282 Märchen beinhaltet der ohne Anhang 636 Seiten umfassende Schmöker, 282 Geschichten erzählt Schahrasad (Scheherazade), die persische Prinzessin, mit Unterstützung ihrer Schwester Dinharazade ihrem Gemahl König Schahrayâr, der keiner Frau mehr vertrauen kann und deswegen seine Bräute nach nur einer Nacht umzubringen pflegt. Doch der klugen Schahrasad gelingt es in diesen Nächten mithilfe ihrer Erzählkunst, den König von ihrer Treue zu überzeugen und so ihr Leben zu behalten.
Nicht das Märchenbuch für Kinder, das die Europäer im Laufe der Jahrhunderte daraus gemacht haben, sondern dicht am Original mit all seiner Grobheit und Erotik ist diese Ausgabe der wohl berühmtesten orientalischen Märchensammlung. Als Vorlage dienten alte persisch-arabische Handschriften, die als Urfassung gelten. 25 Jahre verbrachte der Arabist und Islamwissenschaftler Muhsin Mahdi damit, diese sogenannten Galland-Handschriften zusammenzutragen und zu kommentieren. Die so entstandene dreibändige Edition hat Claudia Ott (Promotion im Fach Arabistik) wunderbar literarisch in Deutsche übersetzt.
'Es ist keine Einsamkeit so einsam wie die des Flüchtlings, welcher abgeschnitten ist von seiner Heimat und Familie.'
Inhalt:
Claudia Ott hat ein uraltes Manuskript, das in einer kleinen Bibliothek in Zentralanatolien gefunden wurde, ins Deutsche übersetzt und so das lange verschollene Ende der Märchen aus 1001 Nacht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 'Das glückliche Ende' beinhaltet die 880. bis 1001. Nacht und erzählt von Palästen und Basaren, Kaufleuten und Halunken, Räubern und Edelmännern, Tieren und Wesiren.
Mein Eindruck:
Ich habe schon seit meiner Kindheit eine starke Affinität zu 'Alf layla wa layla', wie die Märchensammlung auf Arabisch heißt, und kenne Claudia Otts 2004 erschienene Neuübersetzung der Märchen aus 1001 Nacht.
Mir hat 'Das glückliche Ende' sehr gut gefallen, obwohl das Buch bisweilen etwas mühsam zu lesen ist: Die Sätze sind oft sehr lang, die Geschichte weist die für '1001 Nacht' typischen Wiederholungen auf und ist in sich verschachtelt. Unterbrochen wird die Geschichte zudem immer wieder von Koran-Zitaten und verschiedenen Versen.
Es braucht meiner Meinung nach ein bisschen Zeit und Geduld, sich ins Buch einzulesen. Man muss sich auf das Buch einlassen und sich an die besondere Erzählweise und die bisweilen ungewöhnliche Sprache gewöhnen. Nur wenn man dies tut, kann man meines Erachtens vollkommen in diese wunderbare Geschichte eintauchen, die einen beim Lesen in eine andere Zeit und an einen anderen Ort versetzt.
Auch die Aufmachung des Buches ist übrigens wunderbar: Leineneinband, Lesebändchen, schönes Papier, Kalligrafien. Im Anhang findet man eine Karte der Schauplätze, ein Nachwort mit Fotos und Informationen zum Manuskript und zur Übersetzung sowie Angaben zur Transkription und Aussprache und ein Glossar.
Erwähnenswert finde ich noch, dass die Geschichte nicht für Kinder geeignet ist. Sie ist erstens zu komplex und zweitens deutlich erotischer und sinnlicher, als man das von den alten Übersetzungen von 'Alf layla wa layla' kennt.
Mein Resümee:
Ein optisch wunderschönes, sprachlich anspruchsvolles und inhaltlich ebenso komplexes wie faszinierendes Buch.
in 46 Bibliotheken
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