Cover des Buches Cloud (ISBN: 9783401603490)
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Rezension zu Cloud von Claudia Pietschmann

*+* Claudia Pietschmann: "CLOUD" *+*

von Irve vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Mir fehlen die Worte, ich bin begeistert! http://irveliest.wordpress.com

Rezension

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Irvevor 7 Jahren
Emma ist am Boden zerstört – immer noch. Vor einigen Monaten starb ihr kleiner Bruder einen völlig sinnlosen und überflüssigen Tod.
Emma fühlt sich schuldig, weil sie genau zu dieser Zeit nicht zuhause war, um dieses Unglück möglicherweise verhindern zu können. Glücklicherweise halten ihre Freunde zu ihr. Sie lassen Emma Zeit, bedrängen sie nicht, sind aber stets zur Stelle, wenn sie Hilfe braucht – wobei auch immer.
Mit Emmas Eltern ist es nicht so einfach. Die Mutter wirkt, als habe sie einen Panzer um sich gebaut, den sie glücklicherweise im Verlauf des Romans sprengt. Aber es fällt ihr schwer, sich zu öffnen, die Dinge zu verarbeiten und sich mit dem Tod des Sohnes und allem, was dies nach sich gezogen hat, konstruktiv auseinanderzusetzen. Der Vater flüchtet sich in eine Radikallösung. Er hat aus dem Haus ein SmartHome gemacht, das an Überwachung und Sicherheitsvorkehrungen Fort Knox alle Ehre macht. Er möchte nichts mehr dem Zufall überlassen, braucht ein Sicherheitssystem mit dreifach doppeltem Boden, um die vermeintliche Kontrolle über das Leben seiner Lieben zu erlangen. Nicht, um sie zu überwachen, sondern um einen weiteren Unfall unmöglich zu machen. Jedoch geht dieser Schuss nach hinten los. (Die Rezension ist meinem Bücherblog entnommen.) Zudem drängte auf einen Umzug der verbleibenden Familie, um den Neuanfang zu erleichtern – und scheitert auch hier zunächst grandios.

Emma sortiert nach und nach ihre Lage. Sie weiß, dass Familie und Freunde immer für sie da sind, aber richtig verstanden – so ganz tief im Herzen – fühlt sie sich nicht von ihnen. Im Internet stößt Emma auf Paul, einen Jugendlichen, der vor einigen Jahren seine Mutter verloren hat und der genau weiß, wie es in Emma vorgeht. Sie kennt ihn nicht, aber es fällt ihr leicht, sich ihm zu öffnen und ihn mental an sich heranzulassen. Das reicht ihr eines Tages aber nicht mehr, sie möchte ihn unbedingt persönlich kennenlernen – und ab da läuft ihre Bekanntschaft mit Paul nicht mehr so rund…..

Claudia Pietschmann hat es von Beginn an geschafft, mich an dieses Jugendbuch zu fesseln. Aus dem geplanten „nur mal schnell reinlesen“ wurden direkt 100 Seiten, so sehr nahmen mich die Charaktere – allen voran Emma – ein, aber auch Handlung und Schreibstil gefielen mir gut. Die Autorin versetzt sich sehr einfühlsam in eine trauernde Jugendliche, spiegelt diese Mischung wider aus Verzweiflung, Ohnmacht, Schuld, Hoffnungslosigkeit und Trauer gepaart mit diesem furchtbaren Gefühl, dass die Welt sich trotz des Schicksalsschlags weiterdreht und auch das eigene Leben nicht stehenbleibt. Emma hatte sofort mein Mitgefühl und ich freute mich sehr, dass sie nun über die realen Menschen an ihrer Seite hinaus noch jemand anders gefunden zu haben scheint, der ihr helfen kann, ihren Schock zu verarbeiten und zu überwinden.

Mit Paul ist der Autorin eine grandiose Figur gelungen. Von Anfang an geheimnisvoll, patent und mehr als liebenswert präsentiert er sich Emma und es wunderte mich nicht, dass sie so schnell Vertrauen zu ihm fasst. Aber Paul hat auch eine undurchsichtige Seite, denn obwohl er nicht wirklich weit entfernt von Emma wohnt, erweckt er manchmal den Eindruck, er käme aus einer ganz anderen Welt….
Die Hauptprotagonistin ist glücklicherweise genauso neugierig wie ich und macht sich auf, Pauls Geheimnis zu ergründen – und das stellte wirklich meine ganze Lesewelt auf den Kopf. Das, was sich Claudia Pietschmann hat einfallen lassen, lapidar mit „die Geschichte macht eine Wende“ zu bezeichnen, wäre mehr als untertrieben! Ich war wirklich begeistert von diesem Genrewechsel Richtung Fantasy, die plötzlich die Geschichte umwaberte. Aus dem Jugendroman wird nach und nach ein packender Jugendthriller, den ich nicht mehr aus der Hand legen mochte. Ich konnte mir fast denken, was da noch kommen könnte – Es kam, und es kam noch schlimmer…. Auch hier überraschte und überzeugte mich die Autorin mit kreativen, stimmigen Wenden, die zudem mit vielen vorherigen Details und grundlegenden Pfeilern der Geschichte eine stimmige, runde, lückenlos plausible Sache machten.

„CLOUD“ ist mehr als nur eine einfühlsame, interessante und zunehmend spannende Geschichte über eine trauernde Jugendliche. Der Roman zeigt auch auf, dass unsere oft so hochgelobte digitale Welt durchaus auch Gefahren birgt und sich ihrer nicht zu leichtsinnig und vor allem nicht grenzenlos bedient werden sollte. Dabei dürfte die Autorin mit ihrer Wahl an Charakteren, dem gefälligen Stil, dem gut konstruierten Spannungsbogen, der Themenwahl und sicher auch durch die eingewobenen zarten Liebesbande den Geschmack der Jugendlichen – männlich und weiblich – treffen. Das Cover fängt die Geschichte und vor allem Pauls Geheimnis sehr gut ein und ist ein richtiger Eye-Catcher!
Auch mir hat „CLOUD“ sehr gut gefallen und ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

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