Cover des Buches GoodDreams (ISBN: 9783401601519)
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Rezension zu GoodDreams von Claudia Pietschmann

Das Potential wurde nicht genutzt.

von Stinsome vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Wahnsinnig gute Idee, deren Potential nicht annähernd genutzt wurde. Unsympathische Charaktere und lahme Handlung.

Rezension

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Stinsomevor 7 Jahren
Worum geht es?

Leah lebt in einer Welt, in der Träume im Internet hochgeladen und Likes in Geld eingetauscht werden können. Während ihr Zwillingsbruder Mika Feuer und Flamme für GoodDreams ist und zu der Top 20 der Profiträumer gehört, hat Leah das luzide Träumen aufgegeben, da sich jeder dieser Träume für sie in einen Albtraum verwandelt. Sie hat Todesangst davor, es ihrem Bruder gleichzutun und zu helfen, die Familie zu versorgen. Als Mika aus Liebeskummer eine Schlafstörung entwickelt und das Geld immer knapper wird, um die Medikamente ihres kranken Vaters zu finanzieren, muss Leah über ihren Schatten springen und an einem Spiel im Traum teilnehmen, um 250.000 Dollar zu gewinnen. An ihrer Seite stehen drei weitere Profiträumer, die mit ihr um das Preisgeld spielen. Einer davon ist Tayo, ein guter Freund Mikas, der ihr seine Unterstützung zusichert, aber eigentlich kann sich Leah nur auf sich selbst wirklich verlassen...

Meine Meinung

ACHTUNG: Bezüglich der Charaktere haben sich Spoiler eingeschlichen!

Dieses Buch hat mir wirklich einiges an Nerven abverlangt. Diese Idee, dass Träume auf einer Website hochgeladen werden können, um Likes abzustauben, die man in Geld umtauschen kann, ist meiner Meinung nach mehr als interessant. Und nicht nur das: Man kann sich auch, wenn man das luzide Träumen wirklich gut beherrscht, mit anderen in Träumen treffen. Dieses ganze Traumweltding hat mich einfach angesprochen und hinsichtlich dessen finde ich das Buch auch sehr gut umgesetzt, aber was die Story und die Charaktere angeht wurde das Potential verschenkt. Da kann auch der angenehme Schreibstil nicht helfen oder der ständige Perspektivenwechsel.

Mittlerweile ist mein Hass auf die Charaktere etwas abgeklungen, aber ich finde, es läuft irgendetwas falsch, wenn man mitten im Buch auf einmal beginnt, die Charaktere zu hassen. Nicht nur nicht zu mögen, sondern wirklich zu hassen. Mir waren Figuren in einem Buch wirklich selten so unsympathisch - bei manchen hat es sich bis zum Ende hin etwas gebessert, manche jedoch konnten auch einfach nicht mehr die Kurve kriegen.

Fangen wir mal mit Tayo an. Von einem Kerl, der in Leah verknallt ist und von ihrem Bruder gebeten wurde, in der Traumwelt auf sie aufzupassen, sollte man doch annehmen können, dass er sich für sie einsetzt? Sie beschützt? Lieb zu ihr ist? Ha-ha! Offensichtlich nicht. Er fällt ihr dauernd in den Rücken und macht ihr dauernd Vorwürfe, obwohl es klar ist, dass sie keine Profiträumerin ist und nun mal Fehler macht. Er müsste das wissen, er ist eingeweiht! Wieso verhält er sich wie ein Mistkerl und kreidet sie auch noch vor den anderen beiden Idioten an? Wieso schiebt er ihr Sachen in die Schuhe, die er selbst falsch gemacht hat? Ich verstehe es nicht und es wird einem auch nie begreiflich gemacht.

Wie bereits erwähnt, hat Leahs Bruder Mika Tayo gebeten, auf sie aufzupassen. Man sollte also wohl auch von ihm annehmen können, dass er sich um sie sorgt und sie beschützen will, oder? Ich weiß nicht, was mit diesem Buch falsch läuft, aber auch das ist nicht der Fall. Auch von ihm regnet es ständig Vorwürfe. Statt ihr gut zuzureden und für sie da zu sein, tut er nichts anderes als ihr ständig vorzuwerfen, dass sie egoistisch und selbstsüchtig ist, und das, obwohl er ganz genau weiß, dass sie TODESANGST hat, luzid zu träumen. Er setzt sie in einer Tour unter Druck und spielt in wenigen Momenten, wenn Leah mal anfängt, zu heulen, den beschützenden, einfühlsamen Bruder, der sie in den Arm nimmt. Wirkt sehr authentisch, oder?

Der dritte in diesem Bunde ist Ben. Er ist eigentlich der einzige, der wirklich die Kurve gekriegt hat. Auch am Anfang mochte ich Ben, aber dann hat er sich im Mittelteil leider ähnlich entwickelt wie die anderen beiden Charaktere. Liest man aus Leahs Sicht ist er ein Kotzbrocken, der sie dauernd anmotzt, liest man aus seiner Sicht, erfährt man, dass er sie ja eigentlich beschützen will, weil sie so zerbrechlich wirkt. Wenn du das so empfindest, wieso machst du sie dann fertig, lieber Ben? Wieso hilfst du ihr nicht, wenn sich alle gegen sie stellen? Glücklicherweise scheint er das dann auch langsam zu raffen.

Diese drei Figuren wirken (oder wirkten) sowas von heuchlerisch, falsch und hinterhältig. Aus ihrer Sicht werden sie umsorgend und freundlich dargestellt, aus Leahs Sicht darf man dann mitansehen, wie sie wirklich sind. Die einzige Figur außer Leah, die man näher kennenlernt und die zu keinem Zeitpunkt hinterhältig ist, ist Yuna.

Aber sie ist trotzdem ein Ekel. Sie verhehlt das nur nicht. Sie zeigt ganz offen, was sie von Leah hält, ob aus Leahs oder ihrer eigenen Sicht. Leah ist ihr ein Dorn im Auge und sie will diesen Klotz am Bein, so schnell es geht, loswerden. Ich muss nicht extra erwähnen, dass man auch bei dieser Figur Sympathiegefühle vergeblich sucht, oder?

Für mich ist ein Buch verloren, wenn es keine Charaktere aufweisen kann, die man mag. Charaktere sind mit das Wichtigste an einem Buch. Deshalb stürzen die Sterne hier auch rapide abwärts, denn nicht einmal Leah, der eigentliche Hauptcharakter, kann wirklich überzeugen. Sie ist ein so unfassbar naiver Mensch, dass auch sie mich in einer Tour aufgeregt hat. Statt mal den Mund aufzumachen oder zu erkennen, wie unfair und mies die anderen sie behandeln, sucht sie die Fehler stets bei sich und ist auf die betreffende Person (außer auf Yuna) nicht einmal wütend. Bis auf ein paar spitze Bemerkungen hier und ein paar aufmüpfigen Anworten da steht sie einfach nicht für sich ein und behauptet sich.

Ich möchte diese Rezension jetzt nicht noch unnötig in die Länge ziehen, sondern komme einfach mal auf den Punkt: Die Idee? Weltklasse, unglaublich viel Potential. Allein deshalb hätte das Buch mehr Aufmerksamkeit verdient. Der Schreibstil? Angenehm und flüssig. Die Charaktere? Teilweise wahre Hassobjekte. Die Story? Für diese tolle Idee einfach nicht genug! Es kommt nicht sehr viel Spannung auf und ich wurde einfach nicht mitgerissen, obwohl ich wegen der Idee doch immer wieder Lust am Weiterlesen hatte. Das Ende? Ich kann mich nur fragen: Was war das? Einige Fragen bleiben offen, die letzte Seite deutet eigentlich einen zweiten Teil an, von dem ich jedoch noch nichts gehört habe, und es war mir einfach alles zu... unspektakulär.

Fazit

Für mich wurde hier einfach das Potential verschenkt. Die Idee hätte 5 Sterne verdient, so sind es jedoch nur 2,5 Sterne - und das auch wirklich nur wegen dieser genialen Idee. Wäre diese nicht gewesen, hätte ich vielleicht sogar zu nur einem einzigen Stern tendiert.

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