(Rezension von Shiku)
Die rasante Verbreitung von Vampiren ist geradezu erschreckend: Bücher, TV-Serien, Filme, Comics … Die Kinder der Nacht sind längst nicht mehr wegzudenken, von den meisten werden sie aber kaum als blutsaugende Ungeheuer wahrgenommen, sondern als attraktive, unglaublich romantische Wesen, die vor allem eines sind: begehrenswert.
Dem kann Meredith Woerner nicht zustimmen und so warnt sie in ihrem Buch vor den Blutsaugern, klärt über die verschiedenen Arten auf und gibt Tipps, wie man sich die Vampire wortwörtlich vom Hals hält.
Bei Meredith Woerner sind Vampire keine Wesen, denen man sich nähern sollte, im Gegenteil: Sie warnt ausdrücklich davor und sollte man doch in die Verlegenheit kommen, sich einen Vampir als Freund anzulachen, hat sie schon Tipps bereit, um ihn loszuwerden oder wenigstens nicht zu reizen.
Dabei hat man das Buch in verschiedene Parts aufgeteilt, begonnen mit einer allgemeinen Einführung in die Thematik, samt kurzer Einführung in Anatomie und Geschichte. Weiter geht es mit den verschiedenen Typen – dem Romantischen, dem Bösen, dem Tragischen Vampir, dem Halfie, dem Kinder- und dem Geselligen Vampir –, die bezüglich Erkennungsmerkmalen, physischen Besonderheiten, Fähigkeiten, Lebensraum, Verhalten und bekannten Vertretern untersucht werden, wobei hier auch die Tipps nicht fehlen dürfen, um dem jeweiligen Typus möglichst entkommen zu können. Das Buch endet mit Ratschlägen für den alltäglichen Umgang mit Vampiren – natürlich auch wieder darauf aufgebaut, dass kein Kontakt der beste Kontakt zu einem Vampir ist.
Inhaltlich bietet das Buch nicht viel Neues, da sich die Autorin beinahe nur auf bekannte Serien, Filme und Bücher bezieht. Am Anfang gibt es zwar noch kleine Querverweise zu alten Vampirmythen, aber auch diese bedienen mit Kain und Lilith nur das, was ohnehin schon jedem bekannt ist, der sich halbwegs für Vampire interessiert.
Ansonsten sind immer die gleichen Referenzen zu finden: Dracula, Buffy, Twilight und so weiter. Das alles davon wirklich jedem bekannt ist, ist sicherlich nicht der Fall, aber abgesehen von dem einen oder anderen Detail taucht dort nichts Neues mehr auf, und so lässt sich in dem Buch auch nicht allzu viel Interessantes anfinden.
Was die Popkultur zu dem Thema zu bieten hat, muss man sich wirklich nicht noch einmal vorkauen lassen, immerhin lebt man mittendrin. Spannender wären da mehr Tipps und Tricks für den Umgang gewesen, die vor allem nicht gezwungen lustig sind; oder noch besser: mehr Historisches! In alten Zeiten gab es so viele Begegnungen mit Vampiren, die eigentlich keine waren. Was steckt da alles dahinter? Ein solcher Fall wird zwar kurz erwähnt, aber auch nicht weiter ausgeführt und so sieht es leider bei den meisten im Buch angesprochenen Themen aus. Vielem hätte eine weitere Vertiefung nicht weh getan, so wäre auch Platz gewesen, weniger bekannte Legenden und Geschichten mit hineinzubringen, ohne dass das Buch seinen jetzigen Grundton hätte aufgeben müssen.
So aber wird einiges angekratzt, nichts davon aber wirklich durchgehend beleuchtet. Am besten zeigt sich das vermutlich im Glossar, das mit seinen zwei Seiten so knapp gehalten ist, dass man es auch hätte weglassen können.
Präsentiert wird all das in einem halb seriösen, halb sarkastischem Stil, der bisweilen geradezu unverblümt wirkt. Dabei ist nicht schwer zu erkennen, dass die Autorin vom „sensiblen“ (und teilweise glitzernden) Vampir nicht gerade viel hält. Sie geht sehr bissig an das Thema heran und da kann ich nur sagen: Hut ab! Denn obwohl mir als jahrelanger Vampirfan nur sehr wenige Dinge neu waren, hatte ich doch Spaß beim Lesen. Man muss nicht selber eher anti-vampirisch eingestellt sein, um über die spitzen Bemerkungen lachen zu können – alles, was es braucht, ist ein gewisser Sinn für Humor, der Selbstironie nicht ausschließt. Denn irgendwo hat sie ja auch Recht, wenn sie auf Seite 66/67 zum Romantischen Vampir (ja, Typ Edward Cullen) bemerkt: „Er kann wirklich goldig sein, doch wenn er jemandem begegnet, den er mag, ist es aus und vorbei. Dieser Vampir ist ein Gratwanderer zwischen Stalker, Monster und treu ergebenem Liebhaber. Lassen Sie sich nur auf ihn ein, wenn Sie bereit sind, Ihr eigenes Leben praktisch komplett aufzugeben.“
Um beim Beispiel Edward zu bleiben: Es ist natürlich alles Interpretationssache, aber wenn man es genauer betrachtet, liegt Meredith Woerner mit der Charakterisierung gar nicht so falsch, was genauso für andere Vampirarten gilt und schlichtweg Spaß macht zu lesen.
Andererseits kann man die Zuordnung einer Buch-/TV-Figur natürlich auch anzweifeln, genauso wie man ihr an anderen Stellen widersprechen kann. Trotzdem bringt sie die Hauptelemente auf eine witzige Art und Weise auf den Punkt und das hebt dieses Vampirbuch doch wieder von anderen seiner Art ab, die letztlich nur Informationen zusammensammeln.
Leider wiederholt sie die eine oder andere Information im Laufe des Buches, was aber nicht allzu oft vorkommt. Schlimmer wiegt da schon, wenn manch Bezeichnung auf Dauer doch gezwungen lustig wirkt – was aber auch nicht zu oft der Fall ist – und man sich dazu hinreißen ließ, auf Sex immer nur mit den Worten „in gewissen Stunden“ zu verweisen – und das immer und immer wieder.
Ebenfalls nicht sehr schön sind kleine Grammatik- und Satzbaufehler, die aber vermutlich beim Verlag liegen. Es sind keine großartige Sachen, sondern Schusselfehler, die mal passieren. Allerdings sind sie auch sehr leicht zu entdecken, wenn man nochmals oder mal jemand anders drüberlesen lässt.
Zum Abschluss sollen noch die niedlichen Zeichnungen erwähnt werden, die ihren Weg in das Buch gefunden haben. Sie stammen von Jochen Schievink und entsprechen ganz dem Stil, der auch auf dem Cover des Buches zu sehen ist: Kleine, recht einfach gezeichnete Mensch-/Vampirlein, die teils niedlich, teils lustig und teils nett aussehen. Sie passen aber gut zum allgemeinen Grundton des Buches und auch wenn sich die Motive innerhalb eines Kapitels manchmal wiederholen, waren sie hübsch anzusehen und mal ehrlich: Was kann man gegen eine putzige, kleine Vampirfledermaus einzuwenden haben?
Inhaltlich reiht sich „Vampire: sehen, erkennen, handeln“ neben all die anderen Vampirbücher ein, die sich momentan auf dem Markt befinden. Lediglich die Tatsachen, dass es eher ein Anti-Vampirbuch und ziemlich witzig geschrieben ist, heben es aus der Masse hervor. Diese eher kritische Sicht auf den Vampir, den wir alle aus der Popkultur kennen, und die bisweilen sehr süßen Zeichnungen machen Meredith Woerners Buch zu einem kurzweiligen und unterhaltsamen Leseereignis. Man sollte nur keine neuen Erkenntnisse erhoffen.