Claudia Santana

 3,9 Sterne bei 23 Bewertungen
Autor*in von Der Tote von Sines, Die schwarzen Tränen von Sines und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Claudia Santana wurde in Hamburg geboren und lebt heute in Norderstedt. Der Liebe wegen kam sie 2009 zum ersten Mal nach Portugal. Schon bald war sie fasziniert von der Gelassenheit und Freundlichkeit der Menschen in der Hafenstadt Sines, wo die Familie ihres Mannes lebt. Für sie ist das Land wie eine Schatzkiste voller alter Geschichten, morbide und geheimnisvoll.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Claudia Santana

Neue Rezensionen zu Claudia Santana

Cover des Buches Der Tote von Sines (ISBN: 9783746635941)
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Rezension zu "Der Tote von Sines" von Claudia Santana

Kleinstadtidylle mal anders
martina_turbanischvor 3 Jahren

Nuno Cabral hat mit allem abgeschlossen - mit seinem Heimatort Sines, mit seiner Vergangenheit, mit seinem Job bei der Polícia Judiciária. Dann zwingt ihn aber der Tod seines Vaters und die damit einhergehenden Formalitäten zu einem ziemlich widerwilligen Besuch in Sines. Erst halten widrige Umstände ihn Sines fest, dann aber eine handfeste Mordermittlung von der er sich einfach nicht fernhalten kann.

Cabral erstarrte. Es ging also schon los. Auf der anderen Straßenseite sah er einen Mann unbestimmt mit dem Arm in der Luft herumfuchteln. Welche Richtung er genau meinte, war unklar. Cabral kam er bekannt vor, aber er hatte gerade keine Ahnung, wie sein Name war. Dabei tat dieser Typ so, als hätten sie sich erst gestern zuletzt gesehen. Der Tote von Sines, S. 14

Mein Eindruck:

Kleinstadtidylle mal anders

Nuno

Nuno Cabral ist die unangefochtene Hauptperson in dieser Geschichte und ist genau die Sorte Ermittler, die ich eigentlich so gar nicht leiden kann. Er hat in der Vergangenheit schwere Verluste hinnehmen müssen und das hat ihn zu einem wandelndem Wrack gemacht. Zuletzt wurde er dann auch noch vom Dienst suspendiert und diese gefühlte allgemeine Perspektivlosigkeit hat ihn an den Rand der Alkoholsucht und zu einer gewissen Selbstaufgabe geführt.

Zerstörerisch

Beruflich ist oder war Cabral bisher ein brillanter Ermittler, der jede noch so kleine Spur ganz pingelig verfolgt, über die Jahre hat er einen guten Riecher für Zeugen, Verdächtige und Lügen entwickelt.Er nimmt bei seinen Ermittlungen - damit wären wir wieder bei der Selbstaufgabe - keine Rücksicht auf irgendwas und schon gar nicht auf seine Gesundheit. Wie schon gesagt, ich mag diese Art von Ermittler sogar nicht, dennoch konnte Nuno Cabral mich mit seinem Engagement mitreißen

Historisch

Beeindruckt hat mich aber vor allem der geschichtliche Hintergrund des Mordes um den es hier geht. Hier kommen einige dunkle Punkte der Geschichte Portugals zur Sprache, von denen ich so gar nichts wusste. Es geht um die Zeit zwischen ca. 1930 und 1974 in der António de Oliveira Salazar eine Diktatur errichtete. Damit verbunden war auch eine menschenverachtende Kolonialpolitik die ihre Schatten bis in die heutige Zeit wirft. Ich finde dieses schwierige Thema ist wunderbar lesbar in diesen Krimi eingebettet.

Helfer

Im Laufe seiner ziemlich illegalen Ermittlungen lernt Cabral auch die Journalistin Joana Meireles kennen, die ihn recht tatkräftig unterstützt. Die beiden kommen sich ein bisschen näher - aber dann doch nicht zu nahe. Unterstützung erhält der heimliche Ermittler auch von vielen anderen Seiten, hauptsächlich von seiner schon recht alten Pensionswirtin die unter dem Diktator im Widerstand war und Teilen der kapverdischen Gemeinde. Ehemalige Kollegen stehen ihm ebenfalls hilfreich zur Seite, bis auf einen, mit dem er aber schon seit jeher ein Hühnchen zu rupfen hat.

Guter Mix

Alle in allem hat dieser Krimi alles, was ich mit von einem Urlaubskrimi erwarte und dank der historischen Bezüge sogar noch ein bisschen mehr. Es gibt  auch immer wieder viel Wissenswertes über landestypische Speisen und Getränke, ansprechende Beschreibungen der Landschaft in und um Sines und sympathisch geschilderte, oft recht eigenwillige, Charaktere. Auch das dörfliche Miteinander, das grundsätzlich wie in jedem Dorf weltweit funktioniert, wird sehr nett beschrieben, genau wie die in Portugal wohl allgegenwärtige Liebe zum Fußball.

Mein Fazit:

Der Tote von Sines von Claudia Santana hat mich durch seinen reichhaltigen Themenmix wirklich begeistert.  Wer gerne Urlaubskrimis mit ein bisschen Substanz mag, der wird an diesem Buch auf jeden Fall viel Freude haben.

Cover des Buches Die schwarzen Tränen von Sines (ISBN: 9783746635958)
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Rezension zu "Die schwarzen Tränen von Sines" von Claudia Santana

Zwischen Recht und Rache
Marinheiravor 3 Jahren

„Kannst du herkommen und es dir ansehen?“ „Nein, wirklich nicht. Ich bin im Dienst und Ihr Anruf ist nicht wirklich ein Notruf.“ „Mário! Caracóis!“ Das war Dona Elisabete im Hintergrund. Es war Mittagszeit. Caracóis, Schnecken mit viel Knoblauch in Öl gedünstet. Auf einmal war Cabral sehr hungrig. „In zehn Minuten bin ich da.“ Ungewohnt hastig raffte er seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg.“

Die schwarzen Tränen von Sines, Taschenbuch-Ausgabe, Seite 28


Der zweite Band rund um Inspektor Cabral im schönen Küstenort Sines wurde von Claudia Santana geschrieben und ist im Juli 2020 im Aufbau-Taschenbuch-Verlag erschienen.


Darum geht’s

Nachdem Inspektor Cabral im ersten Band noch ganz privat in seiner Heimatstadt Sines ermittelte, stürzt er sich nun ganz offiziell in die Ermittlungen. Was als Vermisstenfall beginnt, entpuppt sich als Tötungsdelikt und wenig später taucht sogar eine weitere Leiche auf. Hängen die Taten mit den Aktivitäten einer Umweltschutzorganisation zusammen, die in Sines für Aufsehen sorgt? Und was bedeuten die mysteriösen Zeichen, die den Toten in die Haut geprägt wurden?


Mein Leseerlebnis

Nachdem ich den etwas grummeligen und rabiaten Nuno Cabral im ersten Band als „Schimanski aus dem Alentejo“ ins Herz geschlossen habe, habe ich mich sehr auf den zweiten Band gefreut. Ganz so brutal und aufgewühlt wie im ersten Band ist er zwar nicht mehr, aber seine ruppige Art bringt ihm weiterhin in peinliche Situationen. Ich habe es sehr genossen mir vorzustellen, wie er angesichts vieler Situationen die Augen verdreht oder kurz vor einem emotionalen Ausbruch steht und innerlich kocht. In anderen Szenen zeigt er aber durchaus auch Charme und sehr liebeswerte Charakterzüge. Nach wie vor finde ich, dass Nuno Cabral ein Ermittler mit viel Potential ist. Als Leser*in trifft man außerdem viele weitere Personen aus dem ersten Band wieder. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir mehr Weiterentwicklung der Charaktere oder ihrer Beziehungen untereinander gewünscht.

Die Kriminalgeschichte ist spannend aufgebaut und durchaus komplex. Es gibt zunächst verschiedene Ermittlungsansätze und den Leser*innen wird der Täter nicht verfrüht präsentiert, sodass es Freude macht, mit zu raten. Anders als im ersten Band sind die Motive und Hintergründe nicht direkt mit der portugiesischen Geschichte verwoben, aber von der Autorin dennoch gut durchdacht und führen zu einem actionreichen Showdown.

Der Schreibstil bleibt auch in diesem Band leicht und locker. Der Roman ist gut lesbar und verlangt sprachlich nicht viel Konzentration. Die Protagonist*innen werden lebendig dargestellt und die Dialoge sind unterhaltsam gestaltet.

Die Beschreibungen der Stadt Sines sowie des Essens und die Einflechtung portugiesischer Ausdrücke und Wörter sorgen für Fernweh. Auch bei diesem Band wird das Flair schon mit dem Cover transportiert, das eine Gasse mit der Calçada portuguesa, den typisch portugiesischen Pflastersteinen zeigt. Auch die weiß getünchten Häuserfronten mit den schmalen Balkonen lassen mich an viele schöne Reisen nach Portugal denken.


Fazit 

DIE SCHWARZEN TRÄNEN VON SINES ist eine gelungene Fortsetzung der Krimireihe um Inspektor Cabral, die aktuelle gesellschaftliche Themen in eine spannende Ermittlung gießt, die liebgewonnen Protagonist*innen aus dem ersten Band aufgreift und die Leser*innen an die schöne portugiesische Atlantikküste entführt.

Cover des Buches Der Tote von Sines (ISBN: 9783746635941)
Marinheiras avatar

Rezension zu "Der Tote von Sines" von Claudia Santana

Der Schimanski aus dem Alentejo
Marinheiravor 3 Jahren

“Nuno, nimm mir nicht übel, was ich jetzt sage, aber du siehst aus wie ein Clochard.” Jetzt brach Cabral in lautes Gelächter aus. Er sah an sich hinunter. Seine cognacfarbene Wildlederjacke war abgetragen, und die zu langen Ärmel seines Wollpullovers lugten sicher zehn Zentimeter aus den Jackenärmeln hervor und verdeckten seine Hände.” (Der Tote von Sines, S. 37) 


Die Handlung in wenigen Sätzen  

Als Nuno Cabral, der durch eine persönliche Krise seinen Job als Polizeikommissar aufgegeben hat, zwangsweise in seinen Heimatort Sines reisen muss, wird er in einen Mordfall verwickelt, der ihn nicht mehr loslässt. Nach und nach kommen Dinge ans Tageslicht, die ihren Ursprung in einem dunklen Kapitel portugiesischer Geschichte haben. 


Meine Meinung

Der Krimi ist leicht und fließend zu lesen. Die Erzählperspektive ist die eines personalen Erzählers, sodass die Leser*innen das Geschehen wie bei einem Fernsehfilm verfolgen. Dialoge dominieren den Text, was zum Kennenlernen der Figuren und für den Spannungsaufbau des Mordfalls unerlässlich ist. Sie sind stimmig gestaltet und transportieren die Emotionen der Personen sehr gut. 

Die Charaktere sind solide ausgestaltet und bieten Potential zur Weiterentwicklung in Folgebänden. Auch wenn einige Beweggründe von Nebenpersonen für mich nicht immer glaubwürdig oder nachvollziehbar waren, sind sie liebenswürdig und wirken an vielen Stellen typisch portugiesisch. 

Die Hauptperson, Nuno Cabral, hat mich von Beginn an fasziniert und mitgezogen. Er ist ein “harter Hund” und zugleich ein brillanter Ermittler. Er verfolgt die Spuren akribisch, hat den richtigen Riecher bei Zeugen und Verdächtigen und schreckt vor nichts zurück - weder vor nächtelangen Recherchen noch dem Einsatz von Gewalt oder seiner Gesundheit. Wenn er sich festgebissen hat, stoppt ihn nichts mehr. Privat ist Cabral allerdings ein Wrack. Er hat schwere Verluste hinnehmen müssen, die ihn psychisch belasten. Seine aktuelle Arbeits- und Haltlosigkeit haben ihn bis zur Grenze des Alkoholismus und der Selbstaufgabe geführt. Diese Mischung aus gutem Spürsinn und fehlender Eigenverantwortung birgt Sprengstoff und sorgt an vielen Stellen des Romans für Hochspannung. Denn, wer sich nicht vor Konsequenzen fürchtet, ist bereit sehr weit zu gehen... 

Ein Sympathikus ist Cabral auf gar keinen Fall und dennoch fällt es schwer, sich nicht von ihm mitreißen zu lassen und zum Komplizen zu werden. 

Begeistert bin ich außerdem vom Kontext des Mordes, der historische Bezüge zur Zeit der Diktatur im Estado Novo und der damaligen Kolonialpolitik in den Mittelpunkt stellt. Hier werden einige dunkle Seiten in der Geschichte Portugals berührt, die für mich, als Portugalfan, noch unbekannt waren und die für viele Familien bis in die Gegenwart prägend sein werden. Auch wenn der Mordfall durchaus Dramatik bietet und die geschichtlichen Ereignisse grausam sind, ist der Roman bei weitem kein Thriller. Wer mit “Mord und Totschlag” im sonntäglichen Tatort gut zurechtkommt, den kann auch dieser Krimi nicht schocken. 

Claudia Santana versteht es nebenbei, die Leser*innen ganz charmant und unaufdringlich mit der portugiesischen Lebensart in Berührung zu bringen. Insbesondere Szenen in der Kneipe oder beim Essen erzählen von typischen Speisen, Leckereien oder Getränken. Auch die Liebe der Portugiesen zum Fußball fehlt nicht. Ein weiterer Wohlfühlfaktor ist das, mit Liebe und einem Augenzwinkern beschriebene, Leben in einer provinziellen Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und nichts verborgen bleibt. Immer wieder werden Landschaften, Orte und Plätze in und um Sines beschrieben und machen Lust auf einen Urlaub an der Küste, fernab vom Touristenrummel.  


Gestaltung 

Das Cover des Buches lädt definitiv zu einem Fernweh-Krimi ein. Im Zentrum steht das Foto einer weißgetünchten, typisch portugiesischen, Kirche über der ein azurblauer Himmel mit ein paar Schleierwolken prangt. Sie ist Teil des Castelo de Sines, einer mittelalterlichen Befestigungsanlage und Wahrzeichen der Stadt. Da diese allerdings keine Erwähnung im Roman findet, bleibt dieser direkte Bezug für die Leser*innen unklar. Im Hintergrund dieses Fotos sind Azulejos zu erahnen, die typischen bemalten Kacheln aus Portugal.  Praktisch, stimmig und für mich unverzichtbar in Fernwehliteratur ist auch der abgedruckte Kartenabschnitt von Sines und der direkten Umgebung auf den ersten Seiten des Buches. 


Fazit

⭐⭐⭐⭐ 

DER TOTE VON SINES ist ein gelungener Auftakt zu einer neuen Portugal-Krimireihe mit einem harten Ermittler, der bereit ist, aufs Ganze zu gehen. Außerdem überzeugt der Kriminalfall mit gut recherchierten geschichtlichen und menschlichen Abgründen aus der Zeit der Diktatur. 



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