Cover des Buches Bitterer Nachgeschmack (ISBN: 9783839214688)
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Rezension zu Bitterer Nachgeschmack von Claudia Senghaas

In der Kürze liegt die Würze, die manchmal auch ganz schön giftig sein kann

von Gurke vor 10 Jahren

Rezension

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Gurkevor 10 Jahren

“Wenn man aus einem Roman eine Kurzgeschichte machten könnte, ist er überflüssig."

An diese Weisheit von Ernest Hemingway haben wohl auch die Autoren und Autorinnen von „Bitterer Nachgeschmack“ gedacht, als sie die Idee zu einem Sammelwerk von komprimierten Erzählungen über Giftmorde und dessen Täter/innen ins Leben riefen – schließlich liegt auch manchmal in der Kürze die Würze.

Herausgekommen ist dabei eine toxische Mischung von insgesamt dreizehn Stories, die im Durchschnitt einen Umfang von dreißig Seiten betragen und so wunderbar mal zwischendurch geschmökert werden können. Ich würde auch unbedingt empfehlen diese Erzählungen nicht ohne Pause hintereinander zu lesen, da sie dadurch an Intensität verlieren. Besonders der Einsatz des Frauengifts Arsenik wiederholt sich in den historischen Rubriken, wodurch sich vielleicht der wohlig-dämonische Schauer beim Lesen der heimtückischen Ingrediens durch zu schnellen Verzehr der giftigen Handlungen verziehen könnte.

Natürlich kommen aber auch noch andere Zutaten aus Teufels Küche zum Einsatz, die genauso wirksam wie überraschend sind und die unterschiedlichen Zeitebenen sorgen zusätzlich für Abwechslung. Man sollte nämlich nicht von dem mittelalterlich anmutendem Cover darauf schließen, dass nur eine Epoche zum Schauplatz wird, schließlich gibt es auch in der Gegenwart die ein oder andere neidische Person, die nur auf eine günstige Möglichkeit wartet, um unbemerkt zum Mörder zu werden.
Petra Gabriel hat sogar ein sehr futuristisches Bild gezeichnet, die regelrecht aus dem Band mit dystopischen Elementen hervorsticht, obwohl ihr „Gift der Feen“ nicht mein Favorit ist. Am besten unterhalten gefühlt, habe ich mich von Susan Hastings „Paradies Nr. 13“, die auf sehr perfide Art und Weise die Laubenidylle zum Einstürzen bringt. Gefloppt hat dafür für meinen Geschmack leider der Beitrag von dem Schriftsteller Armin Öhri, der nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich irgendwie zu speziell war.

Das Künstlerehepaar unter dem Pseudonym Iny Lorentz hat zusammen mit der Herausgeberin Claudia Senghaas von dem Gmeiner Verlag viele fantastische Autoren zur Mitarbeit überreden können, die „Bitterer Nachgeschmack“ zu einem tollen Gesamtkunstwerk strahlen lassen. Es muss also nicht immer ein 400 Seiten starker Epos ein, um uns Leser mitzureißen – die Kunst ist sich kurz zu fassen und dennoch mit einem dichten Spannungsbogen und Kreativität begeistern zu können. Dafür gibt es von mir fünf bittersüße Sterne und eine Leseempfehlung mit dem Rat bei der nächsten Mahlzeit sehr genau auf die Butter, die Suppe und andere Lebensmittel zu achten, denn sie könnten hinterhältig vergiftet worden sein! ;-)

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