Rezension zu "Schmetterlinge im Kopf" von Claudia Walter
Ganz vorneweg: Wenn es kein Tauschbuch gewesen wäre, hätte ich die Geschichte wohl nie gelesen. So bin ich aber froh, nette Charaktere kennengelernt zu haben, die mich durch das Buch hindurch begleitet haben.
Claudia Walter hat einen sehr lockeren Schreibstil, mit jedoch sehr vielen abgedroschenen Floskeln, die man schon in hundert anderen Büchern gelesen hat. Bei den Beschreibungen herrschte ein gutes Maß an Ausschmückungen und der Fantasie des Lesers und so entstand im Kopf zwar eine gelenkte, aber nicht vorherbestimmte Charakter- und Ortgestaltung.
Beim Titel hätte ich ehrlich gesagt eher an eine (Urban-) Fantasy Geschichte gedacht und war leicht überrascht, als ich herausgefunden habe, dass es sich um einen fantasylosen Young Adult Roman handelt.
An der Geschichte war für mich leider vieles nicht nachvollziehbar. Mit 17 Jahren sollte man eigentlich nicht mehr so naiv sein und in ein Auto steigen, das von einem offensichtlich Betrunkenen gefahren wird, auch wenn es der eigene Freund ist. Aber na gut, sei ihr das verziehen. Danach kommt aber gleich die nächste Dummheit, da sie sich nicht anschnallt und das Risiko verletzt zu werden gleich verhundertfacht. Ich konnte nicht anders, als den Kopf zu schütten und im Kopfe "Ich wusste, dass das so kommen wird." zu denken, als der Unfall auch wirklich eintritt.
Trotzdem war für mich Alex Schmerz natürlich nachvollziehbar und es gibt genügend Leute, die vor dem absoluten nichts stehen, wenn ihr Körper ihr Kapital ist, und sie von diesem keinen Gebrauch mehr machen können. Das nächste Problem, war dann aber ihre Genesung. Es ist einfach nicht rational möglich innerhalb von einer Woche wieder gehen zu können. Nach so langer Zeit des Stillliegens bilden sich, wie im Roman erwähnt, die Muskeln zurück der Körper stellt sich auf die neue Situation, den Rollstuhl, ein und beginnt seine Ressourcen abzubauen. Diese Muskeln wieder aufzubauen und den Beinen ihre Funktion wieder beizubringen dauert Minimum Wochen, wenn nicht sogar Monate. Wenn mir etwas vergleichbares widerfahren wäre, würde ich es schon fast als Beleidigung empfinden, wenn der Prozess etwas wiederzuerlernen, was für andere und einen selbst früher selbstverständlich war, so heruntergespielt wird.
Auch Marks Verhalten war für mich absolut unerklärlich. Ich denke als normal denkender Mensch, könnte man sich nie wieder selbst in die Augen blicken, geschweige denn in die des Opfers, so würden einen die Schuldgefühle plagen. Dieser Hohn und Spott, den Mark verkörpert, ist definitiv keine Reaktion eines bei Verstand seienden Menschens. Er wurde so dargestellt, weil man ihn als den absoluten Sündenbock braucht, auf den man seinen ganzen Hass abladen kann, aber mit glaubhaften Handlungen hat das nichts zu tun. Er hätte auf Knien um Verzeihung betteln sollen und Alex nicht vor der ganzen Schule bloßstellen.
Umso besser fand ich es zu sehen, dass Freundschaften in einem Buch gepflegt werden. Alex Schulfreundinnen sind wahre Goldschätze und sie kann sich wirklich glücklich schätzen, diese in ihrem Leben zu haben. Es gab keine Zickereien oder böses Blut, sondern Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit und bedingungslose Freundschaft, wenn man sie am meisten braucht.
Die deutsche Casting Show, welche im Buch, wirklich gekonnt, auf die Schippe genommen wird, hat bestimmt jeder in seinem Leben schon einmal gesehen (ob freiwillig oder nicht sei mal dahingestellt). Die Witze des "Popkings" sind flach wie im wahren Leben und auch die Einsicht, dass es bisher keiner der großen Sieger zu viel gebracht hat, war amüsant in der Geschichte verpackt.
Lucas war ein wirklich toller und authentischer Charakter, der einmal NICHT das Bild des klassischen BadBoys oder des süßen Nerds erfült, sondern einfach ein Junge von Nebenan, der immer einen guten Spruch auf Lager hat. (Ja okay. Verdammt gut aussehen tut er natürlich auch.)
Der Musik Aspekt hätte meiner Meinung nach noch präsenter sein können, und die Musik, die vertreten war, besonders am Ende, war dann doch sehr kitschig, was mich etwas enttäuscht hat.
Mit der Straftat Alkohol am Steuer wird etwas zu leicht umgegangen und man verliert etwas den Ernst der Sache. Der eine fährt zum wiederholten Male gegen einen Baum und bekommt ein paar Sozialstunden und der andere tötet fast zwei Menschen, zeigt keinerlei Reue und wird nicht bestraft. Wo ist hier die Logik geblieben?
Zum Abschluss muss ich leider noch sagen, dass, obwohl die Geschichte schön war, über 50% unnötig gewesen sind, da die Autorin einen entscheidenen Hinweis auf den Ausgang des Buches gleich auf den ersten 80 Seiten gibt. Als aufmerksamer Leser, kann man diese Information gar nicht übersehen und weiß dementsprechend, was das große "Finale" sein wird.
Die anderen Teile der Reihe werde ich wahrscheinlich nicht lesen, dennoch hatte ich meinen Spaß mit der Geschichte und bereue es nicht sie gelesen zu haben.