Rezension zu "Die Bombe" von Claudia Wessel
Was man von "Die Bombe" lernt ist klar: Das größte Monster ist der Mensch. Denn die Tragödie dieser Geschichte ist nicht die WWII Bombe die neben einem Münchner Wohnhaus gefunden wir und nicht entschärft werden kann (obwohl das natürlich die Spannung erhöht: Werden die Protagonisten in die Luft fliegen oder reißen sie sich endlich zusammen und bringen sich in Sicherheit?), sondern dass die 5 Protagonisten, die Anfangs so gewöhnlich, fast sympathisch wirken, alle düstere Geheimnisse verstecken. Von Völlerei über Geiz über Wolllust bis hin zu versuchten und erfolgreichen Mord ist alle mit dabei. Claudia Wessel zeichnet ein bitterböses Bild der Menschheit, aber sind es nicht immer die bösen Figuren, die am interessantesten sind? Gut fand ich auch, dass die Autorin für jede Figur eine intensive und überraschende Hintergrundgeschichte baut (diese Vorgeschichten nehmen den größten Teil des Buches an), die zeigen, dass niemand als Täter zur Welt kommt, sondern zu diesem wird, weil er zuvor zu oft Opfer war, weil er Verluste durchleben musste und weil er so lange schlecht behandelt wurde, bis sich das Blatt schließlich wendet. Die Figuren sind Menschen, die man nicht in seinem engeren Freundeskreis haben möchte, aber es wird klar, dass sie zu diesen Menschen gemacht wurden und dass Hass und Gewalt ein Kreislauf sind. Trotzdem wachsen einem die Figuren mit der Zeit ans Herz (auch wenn ich mich frage, was das über mich aussagt). Ich will nicht zu viel verraten, aber die Geschichte von Anton hat mir wirklich das Herz gebrochen. Sehr spannender, ungewöhnlicher Thriller mit herausragenden Figuren, hervorragend konstruiert und aufregend bis zur letzten Seite! "Die Bombe" kann ich nur jedem Thriller-Freund empfehlen!