Rezension zu "Freibeuterin der Lüste" von Cleo Cordell
Nach dem Tod ihres Mannes wird Carlotta Mendoza, eine bildhübsche Frau, um alles gebracht, was ihr lieb und teuer ist: ihr Haus, ihr Geld... Sie schwört ihrem Widersacher Don Felipe Rache und führt schon bald ihren ganz eigenen Krieg gegen den Mann, der ihr alles genommen hat. Da kommen ihr ein paar Seeleute, mit denen sie Don Felipes Schiffe plündern kann, gerade recht.
Dies ist der erste Erotik-Roman, den ich in meinem Leben gelesen habe; dementsprechend schwer fällt mir auch eine Rezension. Worauf soll ich Wert legen? Wo lege ich meine Maßstäbe an? Ich habe mich dafür entschieden, Dinge, die mir sonst sehr wichtig sind (z.B. eine gute Figurenentwicklung) hier etwas schwächer zu gewichten, denn eine besonders packende Handlung oder vielschichtige Figuren stehen in einem Erotik-Roman wohl eher weniger im Vordergrund.
Gut gefallen hat mir zunächst die Rahmenhandlung, die zwar erwartungsgemäß nicht vollständig ausgereizt wurde, aber der Geschichte zumindest ein stabiles Grundgerüst liefert. Neben Rachegelüsten sind hier Liebe und vor allen Dingen Machthunger die Triebfedern - Carlotta geht ihren ganz eigenen Weg und lässt sich von (fast) keinem Mann, der ihren Weg kreuzt, in die Schranken weisen. Ihr Dienstmädchen hingegen verliebt sich zutiefst, was auch voll und ganz auf Gegenseitigkeit beruht. Felipe hingegen ist nahezu besessen und selbstzerstörerisch und diese Besessenheit ist es auch, welche die Geschichte von seiner Seite aus voranbringt. Sehr schade ist es, dass die Rolle von Julio nicht ausgereizt wurde, denn das wäre mit Sicherheit interessant geworden...
Das Ende kommt dann übrigens überraschend schnell und wirkt leider ziemlich aufgesetzt; für mich hat es das Buch nicht gut abgerundet.
Wie erwartet wurde hier nur wenig Wert auf die Zeit gelegt, in welcher der Roman spielt - nämlich um 1800 - und so gibt es auch einige Ungereimtheiten (mentalitätsgeschichtlich betrachtet), die aber nicht sonderlich ins Gewicht fallen.
Die Sprache ist insgesamt recht gut gewählt: Die Autorin hat es geschafft, nicht vulgär zu werden, was ich in Anbetracht der Seitenzahl und der vielen erotischen Szenen sehr lobenswert finde, allerdings gab es da etwas, was mich massiv gestört hat... Es gab nicht ein einziges Kapitel, in dem nicht mindestens einmal der Geschmack oder der Geruch von Moschus erwähnt wurde und ich schwöre: Wenn ich die nächsten Tage noch einmal "Moschusduft" lesen muss, gehe ich die Wände hoch.
Man sollte sich darauf einstellen, dass in "Freibeuterin der Lüste" auch Demütigung und (Selbst-)Bestrafung eine Rolle spielen. Für jemanden, der viel Romantik erwartet, ist das Buch also eher ungeeignet.
Ich mag übrigens das Cover, welches ein Foto von 1920 zeigt, ausgesprochen gerne - vermutlich, weil ich die 20er Jahre so mag.
Fazit
Erotikromane sind wohl eher weniger mein Fall, trotzdem war "Freibeuterin der Lust" für mich in Ordnung - ich vergebe insgesamt 3 von 5 Sternen (und vielleicht lese ich ja nochmal einen Erotikroman, um einen besseren Vergleich zu haben ;) ).