Rezension zu "Pussy Yoga" von Coco Berlin
Eine semantische Problemzone ist das weibliche Geschlecht schon immer gewesen und daher möchte ich mich gar nicht lange mit dem Titel dieses Buches aufhalten, hat die Autorin doch der Verteidigung des Wörtchens „Pussy“ und seiner Zurückeroberung im Sinne einer positiven Deutungshoheit ein ganzes vorangestelltes Kapitel gewidmet. Gut so! Ich bin da ganz einer Meinung, also, was erwartet uns?
Schöne pastellfarbene Bilder begleiten den Text, wir werden vertraulich mit „Du“ angesprochen und erfahren nach anatomischen und weiterführenden Einblicken in die „Wissenschaft der Pussy“ , alles, was wir für die Erweckung und Aktivierung unseres Unterleibs tun können. Daneben gibt es ein ganzes Kapitel über Sinnlichkeit und Sex und so alltägliches wie Pussy-Training im Büro. Also für jeden Geschmack und jede Tageszeit das Richtige.
Ich finde, das Buch ist nicht nur gut geschrieben und hübsch aufgemacht, sondern es gibt tatsächlich auch zahlreiche sinnvolle Tipps für sehr verschiedene Übungen. Dass viele davon aus dem Yoga stammen, ist naheliegend, daneben lernt man aber noch unsichtbare Techniken für Training an der Bushaltestelle oder in der U-Bahn kennen.
Es ist wichtig für ALLE Frauen, nicht nur für alte, von Inkontinenz bedrohte Hutzelweibchen.
Denn der Beckenboden ist das Zentrum weiblicher Lust, Fruchtbarkeit und damit des weiblichen Selbstbewusstseins. Die Autorin ist Bauchtanztrainerin und weiß sehr gut über diese Zusammenhänge Bescheid. Sie beschreibt Entspannungsübungen und Hinweise zur Selbstakzeptanz, erklärt den weiblichen Orgasmus und räumt mit falschen Erwartungen auf. Sie schreibt offen und empathisch und mutmachend über Orgasmusprobleme und weist immer wieder den Weg, wie frau ihren Körper besser kennen- und lieben lernen kann.
Da fast alle Themen rund um das weibliche Geschlecht, die weibliche Sexualität oder gar - ohgottogott - Inkontinenz noch immer weitgehend tabuisiert sind, freue ich mich sehr, dieses Buch empfehlen zu dürfen.
Komplett Media Verlag 2019