erkaufte Zuneigung?
von annlu
Kurzmeinung: die Liebesgeschichte war nett, die Auseinandersetzung mit Marius schwerem Schicksal manchmal anstrengend
Rezension
Vielleicht klappt es ja dieses Mal. Vielleicht finde ich jemanden, der imstande ist, mich zu belügen. So gut, dass ich ihm glauben möchte. Für ein paar Sekunden streift mich das süße Gefühl der Hoffnung. Diesmal werde ich es anders angehen.
Seit fünf Jahren ist der reiche Marius entstellt. Durch einen Unfall aus dem Leben geworfen, hat er sich ganz zurückgezogen. Nun hält er die Einsamkeit nicht mehr aus und möchte nur eins – sich für eine Woche normal zu fühlen. Auf seine Anzeige meldet sich der schöne Student Nick, der wieder einmal einen Job verloren hat. Erst einmal sehr skeptisch auf Grund der hohen Bezahlung, will er den Job dennoch haben und mischt Marius Leben dadurch gründlich auf. Dass er diesen dabei auch noch besser kennenlernt und ihn mehr als nur mag, hat er dabei nicht erwartet.
Nur der Pro- und Epilog werden von Marius erzählt. Dadurch bekommt der Leser gleich einen Eindruck von seiner Gemütsverfassung. Der Lebemann und Partymensch Marius wurde durch den Unfall in ein ganz anderes Leben gedrängt, in dem er weder sich noch andere erträgt. Daher ist für ihn auch klar, dass er sich die Gesellschaft eines anderen kaufen muss. Schon gleich zu Beginn war seine Stimmung nicht nur traurig, sondern geradezu verzweifelt.
Dass die Geschichte dann zu Nick wechselt bringt eine ganz andere Seite auf. Dieser ist genau der Mensch, der Marius früher war. Er lässt nichts anbrennen, hat eine große Libido, verliert meist seine Jobs, weil er sich nicht zusammennehmen kann und mit irgendjemand in der Belegschaft schläft und wechselt die Männer fast jede Nacht. Da er selbst die Geschichte erzählt, passt sich der Schreibstil seinem Charakter an, sodass seine Gedanken öfters recht flapsig sind. Im ersten Moment mochte ich ihn nicht sehr, kam er mir doch sehr arrogant und unreif vor. Allerdings konnte er mich im Laufe der Geschichte überraschen, da er sich als einfühlsamer und weniger oberflächlich erwies, als angenommen.
Die Liebesgeschichte zwischen den Beiden war zu Beginn spannend, danach nett – allerdings von einigen Hürden geprägt, die sich in erster Linie auf des Selbstwertgefühl von Marius und seine damit verbundene Unsicherheit bezogen. Irgendwie war das in der Konstallation, in der die Geschichte spielt, auch zu erwarten. Bis zum Schluss aber wurde manches wiederholt und ich fand Marius Charakter mit seinen Schwächen manchmal als anstrengend – wenn auch gut nachvollziehbar war, warum er niemanden mehr vertrauen kann und wie schwer es das Schicksal mit ihm meinte.
Fazit: Insgesamt eine interessante Idee, bei der besonders die unterschiedlichen Charakterzüge von Nick und Marius gelungen waren. Die Liebesgeschichte war vorhersehbar aber insgesamt ganz nett. Manche Szenen und besonders die Missverständnisse zwischen den Beiden waren aber sehr ähnlich und damit eigentlich eine Wiederholung.