Rezension zu "Im Netz der Menschenfischer: Ein Alptraum unter südlicher Sonne" von Coletta Coi
WildponyIm Netz der Menschenfischer: Ein Alptraum unter südlicher Sonne - Coletta Coi
Kurzbeschreibung Amazon:
Regina, Generation 50+, die Hauptperson in diesem Soziothriller, überredet ihre Freunde zu einem griechischen Abenteuer, dessen Folgen sich selbst in den kühnsten Phantasien nicht vorhersehen lassen. Der Traum vom Lebensabend in der südlichen Sonne lässt aus agilen, lebensfrohen, selbstbewussten Senioren im Laufe des Geschehens psychisch und physisch hilflose Wracks werden, die sich mangels eigenen Antriebs nicht mehr aus den Fängen der „Altersfleckenmafia“ befreien können. Dabei hatten sie nur den Wunsch, in Würde und selbstbestimmt zu altern. Die Angst vor dem drohenden Pflegenotstand in Deutschland diente dabei als Hauptmotivation.
Mafiöse Strukturen, der Inbegriff des organisierten Verbrechens, verschonen auch alte Menschen nicht. In Griechenland, dem Ort der Handlung, umfasst ihr Einfluss eine ganze Stadt. Ausländische Senioren, die dem klassischen Pflegenotstand in Deutschland entfliehen wollen, werden durch vollmundige Versprechungen nach Griechenland gelockt und hier ihrer persönlichen Freiheit systematisch beraubt. Sie sind nicht ganz unschuldig an dem, was ihnen widerfährt, streben sie doch wie die meisten Menschen nach der Optimierung ihrer Lebensverhältnisse, ohne dabei die nötige Vorsicht walten zu lassen. Sie kommen freiwillig und werden ihr Traumziel nicht mehr lebend verlassen. Mitleid existiert in der Welt des Verbrechens nicht. Was zählt, sind Geld und Einfluss.
Im Hintergrund zieht der „Padrone“ als Schattengestalt die Fäden. Er agiert in einem mörderischen Milieu, das weder Recht noch Gesetz akzeptiert. Ein Menschenleben zählt hier nicht. Die vorherrschenden wirtschaftlichen Verhältnisse spielen ihm dabei in die Hände.
Eine unerwartet auflebende familiäre Bindung könnte sich fast zu spät als Rettung erweisen, doch zu welchem Preis?
Mein Leseeindruck:
So kann also mancher Traum zum Alptraum werden.
Manche Angebote können zu verlockend sein. Keine Angst mehr vor dem Altern haben müssen, jederzeit gut versorgt zu sein, nicht den Kindern auf der Tasche liegen müssen im Pflegefall und einfach ohne Angst dem Alter entgegensehen können.
Wie schön wäre das, wenn es das tatsächlich geben würde. Wenn nicht skrupellose Geschäftemacher mitspielen würde, die die Würde im Alter zu einem Leben ohne Würde machen.
Manches in dem Buch hat mich sehr verstört und belastet, denn es geht voll unter die Haut und öffnet dem Leser die Augen, auf welche Art und Weise man doch in eine Katastrophe rutschen kann und in welchem Alptraum man landen kann.
Fazit:
Der Titel des Buches trifft voll ins Schwarze.
Es hat mich sehr gepackt und manchmal fassungslos werden lassen. Keine leichte Kost und ein Buch, das den Leser berührt.
Ich vergebe daher 4 Sterne und denke das dieses Buch noch eine Weile in mir nachwirken wird. Meine eigene Zukunft sehe ich nun doch auch ein wenig mit gemischten Gefühlen entgegen und hoffe das unsere famililäre Bindung auch im Alter dazu führt das wir in dem Familienverbund gut aufgehoben sind.